„Austro-Amerikaner” Roman Jäger - E&W
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MULTIMEDIA E&W 11/08<br />
ANALYSE DES NAVIGATIONSGERÄTE-MARKTES<br />
Die Richtung stimmt, nur<br />
das Tempo bald nicht mehr<br />
Bisher lief es für TomTom und Garmin nicht so schlecht. Beide Navi-Anbieter weisen für das dritte Quartal ordentliche<br />
Zuwachsraten auf. In den Konzernzentralen ist man jedoch etwas vorsichtiger, wenn es um die künftige Marktentwicklung<br />
geht: Zwar rechnen beide Platzhirschen auch weiterhin mit Steigerungsraten – nur eben in etwas abgeschwächter<br />
Form.<br />
SIEHT MAN SICH die jüngsten<br />
Quartalszahlen der Navi-Hersteller<br />
an, scheint der Boom ungebrochen.<br />
Sowohl Garmin als<br />
auch TomTom entwickelten sich<br />
auf den ersten Blick in den vergangenen<br />
drei Monaten überaus<br />
zufriedenstellend.<br />
So wurden Skeptiker bei Tom-<br />
Tom eines Besseren belehrt: Sie<br />
rechneten im dritten Quartal mit<br />
einem Rückgang beim Betriebsergebnis<br />
um 16 Prozent – doch<br />
der niederländische Navi-Hersteller<br />
konnte das Ergebnis<br />
gegenüber den vorherigen drei<br />
Monaten stabil halten. Nur der<br />
Umsatz ging um fünf Prozent<br />
zurück.<br />
US-Konkurrent Garmin konnte<br />
für das dritte Quartal mit 870<br />
Millionen Dollar ebenfalls einen<br />
Rekordumsatz vermelden. Auch<br />
wenn man hier bei den Stückzahlen<br />
ebenfalls einen wesentlich<br />
höheren Zuwachs verzeichnete.<br />
Mit anderen Worten: Die Preise<br />
konnten zuletzt nicht wirklich<br />
gehalten werden.<br />
Gut, in den Konzernzentralen<br />
geht man von einem weiteren<br />
Wachstum aus – aber halt in einem<br />
etwas geringeren Tempo.<br />
Was allerdings – gerade jetzt vor<br />
dem Weihnachtsgeschäft – von<br />
Interesse ist: Wie sehen TomTom<br />
und Garmin die weitere Entwicklung<br />
bei den Navis?<br />
Hier sieht man mit gemischten<br />
Gefühlen den kommenden Monaten<br />
entgegen: TomTom-Country<br />
Manager Alois Schöninger ist<br />
überzeugt, dass die Markteinschätzungen<br />
für 2008 jedenfalls<br />
gehalten werden können. So<br />
rechnet man für das vierte Quartal<br />
mit 80.000 bis 90.000 verkauften<br />
Geräten.<br />
In welche Richtung es in den<br />
entscheidenden Wochen des Jahres<br />
geht, ist aber noch offen: Entweder<br />
die Kunden beschließen,<br />
weniger Geld auszugeben – oder<br />
sie entscheiden sich angesichts<br />
der aktuellen Finanzkrise für<br />
Qualität und sind auch bereit,<br />
mehr auszugeben.<br />
Nicht nur der Preis zählt<br />
„Sonderaktionen waren zuletzt<br />
nicht immer erfolgreich – der<br />
Preis alleine ist also nicht unbedingt<br />
ausschlaggebend, auch<br />
wenn die Kunden jetzt mehr auf<br />
KURZ UND BÜNDIG:<br />
Das Weihnachtsgeschäft<br />
könnte sich auf zwei Ebenen<br />
abspielen:<br />
Kunden verschieben die Anschaffung<br />
eines Navis.<br />
Oder sie entscheiden sich<br />
gleich für ein höherwertiges<br />
Gerät.<br />
Im ersten Quartal sollte der<br />
Umsatz mit Navis um zehn bis<br />
15 % steigen. Doch dafür müssten<br />
um etwa 20 % mehr Geräte<br />
verkauft werden. Offensichtlich<br />
rechnet man hier mit einem<br />
weiteren Preiskampf.<br />
Navi-Hersteller stellen sich auf geringere Zuwachsraten ein. Mit Geräten<br />
wie dem Allround-Navi Nüvi 550 von Garmin wird hier gegengesteuert.<br />
das Geld schauen”, gibt sich<br />
Schöninger optimistisch. Die<br />
Konkurrenz geht ausnahmsweise<br />
konform: „Die wirtschaftliche<br />
Lage kennen wir. Nur wissen wir<br />
noch nicht, wie sich die Leute<br />
verhalten werden”, merkt Garmin-Marketing<br />
Manager Michael<br />
Schellnegger an.<br />
Doch: „Die Zahlen in Österreich<br />
könnten besser sein”, ergänzt<br />
Schellnegger. Allerdings ist seine<br />
Reaktion durchaus verständlich:<br />
Der US-Hersteller hat zuletzt<br />
gegenüber TomTom in Österreich<br />
in punkto Marktanteile den<br />
Kürzeren gezogen. „Aber mir<br />
war schon im Vorjahr klar, dass es<br />
nicht mehr lange in diesem Tempo<br />
weitergehen kann. Man<br />
merkt schon ein bisserl eine<br />
Marktsättigung.” Dennoch sieht<br />
er vorerst keinen Grund zur Pa-<br />
nik: „Wir sind breit aufgestellt –<br />
von der Autonavigation, über<br />
Outdoor, Marine, Aviation.<br />
Nächstes Frühjahr kommen wir<br />
mit einem Navi-Handy auf den<br />
Markt – wir sind also bestens gerüstet.<br />
Jetzt wird sich die Spreu<br />
vom Weizen trennen”, ist Schellnegger<br />
jedenfalls überzeugt.<br />
Aber auch bei TomTom ist man<br />
überzeugt, künftig zu den Gewinnern<br />
zu zählen. Schöninger<br />
rechnet für das erste Quartal<br />
2009 mit 10 bis 15% Umsatzplus.<br />
Bei den Stückzahlen rechnet<br />
er hingegen mit einem Anstieg<br />
um 20%. Wobei vor allem<br />
die günstigeren Modelle weiter<br />
unter Druck geraten dürften. ■<br />
INFO: www.tomtom.com<br />
www.garmin.at