„Austro-Amerikaner” Roman Jäger - E&W
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04<br />
MANAGEMENT E&W 11/08<br />
kindlicher Mühe Mütterherzen<br />
nicht schwach werden … Außerdem,<br />
wie heißt es doch immer:<br />
„Zubehör mitverkaufen!“).<br />
Für Gruppe drei wird eine Wühlkiste<br />
mit Tieren in unterschiedlicher<br />
Größe vorbereitet (Die<br />
Mutter denkt: „Da hab ich doch<br />
einen Vortrag gehört, bei dem es<br />
um die optimale Gestaltung von<br />
Verkaufsflächen ging. Neben vielen<br />
anderen Themenbereichen<br />
sollte unbedingt auch eine eigene<br />
Aktionsecke dazugehören – damit<br />
nicht das ganze Geschäft als Aktionsladen<br />
gesehen wird!“). Die<br />
Überlegungen hinsichtlich der<br />
Preisgestaltung sind hier jedoch<br />
relativ aufwändig; letztendlich<br />
entscheidet Max sich dafür, dass<br />
die Preise von den Zentimeter-<br />
Maßen abhängen sollen – eine,<br />
wie es scheint, praktikable und<br />
wohl auch für die Kunden nachvollziehbare<br />
Idee.<br />
Der Verkaufstag ist da<br />
Nun, irgendwann sind auch die<br />
aufwändigsten Vorbereitungen beendet<br />
– und irgendwann ist der<br />
große Verkaufstag da.<br />
Es ist halb sechs Uhr morgens<br />
(siehe oben), unter die noch mit<br />
dem Standaufbau befassten Verkäufer<br />
mischen sich langsam die<br />
ersten Kunden und während Vater<br />
und Mutter noch damit beschäftigt<br />
sind, die letzten Waren ihres<br />
Sprösslings aus dem Auto zu la-<br />
den, ist der auch schon mitten in<br />
seiner ersten Verkaufsverhandlung.<br />
Wie vorausgesagt, ein Kunde mit<br />
Genauer Check der Stofftiere: Die Häschen sind in Ordnung, die Schweine<br />
auch …<br />
Interesse für Gamboy & Co ist<br />
schon da. Max kennt ihn vom<br />
letzten Flohmarkt, das entsprechend<br />
vorbereitete Sackerl ist<br />
gleich zur Hand, man ist schnell<br />
handelseinig: Schon rennt der Laden.<br />
Als dann alles dort platziert ist, wo<br />
es hingehört, sind Vater und Mutter<br />
vorerst beurlaubt – die drei<br />
Burschen schaukeln jetzt gemeinsam<br />
ihr Geschäft …<br />
Tagwerk vollbracht<br />
Bis zum frühen Nachmittag wird<br />
vorgeführt und verhandelt, präsentiert<br />
und verkauft, kurz: das<br />
Handwerk eines Kaufmannes betrieben.<br />
So gegen halb drei ist Max dann<br />
abholbereit – und randvoll mit<br />
Geschichten: Über den – sehr guten!<br />
– Geschäftsausgang natürlich,<br />
aber auch über Kunden und<br />
Schaufensterbummler, über „Begreifer”<br />
und Vorbeischlenderer<br />
und darüber, wie sehr sich die<br />
Kinder über die bereitgestellten<br />
Zuckerln und die Eltern über die<br />
„Gratis”-Plastiksackerln für ihre<br />
Einkäufe gefreut haben. – (Wie<br />
sagte Marktforscherin Helene<br />
Karmasin beim E&W-Maxday<br />
2007: „Ohne Zuckerl für die<br />
Kunden wird es in Zukunft nicht<br />
mehr gehen.” – Wobei sie wohl<br />
nicht unbedingt die süßen Zuckerln<br />
gemeint hat.)<br />
Kurzfristig wurden auch neue<br />
Geschäftsfelder erschlossen. „Ein<br />
Mann hat uns gefragt, ob er seine<br />
Einkäufe bei uns zwischenlagern<br />
kann und uns dann ein paar Euro<br />
dafür gegeben.” (Wieder ein Zitat<br />
aus einem Business-Ratgeber:<br />
„Halten Sie Ausschau nach viel<br />
versprechenden neuen Geschäftsideen<br />
mit gutem Aufwand-Nutzen-Verhältnis.”).<br />
Verschiedene Kooperationen<br />
Und weil man alleine ja bekanntlich<br />
nicht so weit kommt wie im<br />
Team, hat man die Verkaufskooperation,<br />
als die man ohnehin von<br />
Anfang an aufgetreten war, auch<br />
zu einer Einkaufskooperation in<br />
Sachen Nahrungsmittel ausgedehnt<br />
– hat hin und wieder zu<br />
zweit geschwind bei McDonald’s<br />
vorbeigeschaut, während der<br />
„Daheimgebliebene” derweil den<br />
gemeinsamen Laden schupfte und<br />
von den beiden anderen mit Speis<br />
und Trank versorgt wurde – ein<br />
Netzwerk hilft auch in diesen<br />
Dingen.<br />
Weil aber – Kinder wissen das<br />
noch – zu einem Tag ganz einfach<br />
mehr gehört als nur Arbeit,<br />
auch wenn diese noch so kurzweilig<br />
und interessant ist, ist<br />
irgendwann auch der richtige<br />
Zeitpunkt zum Aufhören gekommen,<br />
der Zeitpunkt, das neuerstandene<br />
Skateboard auszuprobieren<br />
und die Welt von dieser fliegenden<br />
Warte aus zu betrachten. –<br />
(Wie steht da in einem Versuch<br />
der Definition von Work-Life-<br />
Balance zu lesen: Achten Sie auf<br />
eine entsprechende Ausgewogenheit<br />
zwischen Beruf und Privatleben<br />
– eine Ausgewogenheit, die<br />
Zufriedenheit mit der eigenen<br />
Rollenerfüllung in den verschiedenen<br />
Lebensbereichen ermöglicht<br />
und eine dauerhafte Überlastung<br />
vermeidet): Los geht’s also<br />
…<br />
An die Mitarbeiter gedacht<br />
Doch halt: Vorher werden noch<br />
die „Mitarbeiter” belohnt. Für ihren<br />
Einsatz, sprich die Zustellund<br />
Abholdienste und speziell die<br />
per Handy erbetene Nachlieferung<br />
der zuhause vergessenen<br />
Bücher erhalten Vater und Mutter<br />
beim Bummel durch den Flohmarkt<br />
erstandene Geschenke –<br />
nicht irgendetwas, sondern wohlüberlegt<br />
das, was sie gerne mögen.<br />
So darf sich zB eine Kerzen-<br />
… also ab damit in die Tierkiste: Da darf gewühlt werden, da gibt es Dinge<br />
zu entdecken – und günstige Preise.<br />
licht liebende Mutter über einen<br />
Teelichthalter mit Engeln drauf<br />
freuen – aber viel mehr noch<br />
über ein glückliches Kind – guter<br />
Kaufmann hin oder her. ■