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5. Texte der Abhidhamma-Literatur

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In <strong>der</strong> altindischen Episteme gibt es nicht die scharfe<br />

Trennungen zwischen Theorie und Praxis, Theologie (samt<br />

den aus ihr entstandenen Geisteswissenschaften) und<br />

Naturwissenschaft, reiner Religion und praktischer Magie<br />

usw. Die im dritten Kapitel aufgez‰hlten Ñneunzehn<br />

Wissenschaftenì wurden im indischen Altertum durch<br />

keine Inquisition genˆtigt, auf weltanschauliche und<br />

spirituelle Fragestellungen zu verzichten. Es gibt dort keine<br />

unerlaubten Bereiche des Wissens, keine Ph‰nomene, die<br />

nicht erforscht werden d¸rfen, kein Dogma <strong>der</strong> reinen<br />

Wissenschaft. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Forschung werden vor<br />

allem hinsichtlich ihres pragmatischen Werts f¸r das<br />

Erreichen praktischer Ziele beurteilt, wobei in <strong>der</strong> Episteme<br />

indischen Altertums auch die Spiritualit‰t pragmatisch<br />

aufgefasst wird. Ob die Ziele <strong>der</strong> einzelnen ÑWissenschaftenì<br />

selber gut o<strong>der</strong> verwerflich sind, und was f¸r gut<br />

gehalten wird, sind allerdings Fragen, die auch im indischen<br />

Altertum nicht konsequent gestellt wurden, obwohl<br />

es allgemein geteilte Ideale des hˆchsten Heils gab? 38 Die<br />

Stellung des <strong>Abhidhamma</strong> war und ist da also eine<br />

beson<strong>der</strong>e ó sie ist durch die psychologisch begr¸ndete<br />

Ethik bestimmt. Diese Behauptung braucht allerdings<br />

Belege, die aus den <strong>Texte</strong>n des <strong>Abhidhamma</strong> selber geholt<br />

werden kˆnnen.<br />

Am Anfang <strong>der</strong> Besprechung von kanonischen <strong>Texte</strong>n<br />

wurde im vierten Kapitel die Schl¸sselposition <strong>der</strong> <strong>Abhidhamma</strong>-M‚tik‚<br />

erkl‰rt und als Beispiel <strong>der</strong>en erste drei<br />

Triaden angef¸hrt. Diese Triaden sind epistemische Matrizen,<br />

die alle Ph‰nomene nach den Kriterien erfassen:<br />

(1.) heilsam | unheilsam | neutral ||<br />

(2.) angenehm | unangenehm | indifferent ||<br />

(3.) wirkend | bewirkt | wirkungsfrei ||<br />

ó hier ist also das Paradigma <strong>der</strong> psychologischen<br />

Begr¸ndung <strong>der</strong> Ethik, o<strong>der</strong> ó was auch stimmt ó <strong>der</strong><br />

38 Eine inhaltliche Analyse leistet in diesem Problembereich Karel<br />

Werner (1977).<br />

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