5. Texte der Abhidhamma-Literatur
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Im Geistesprozess (citta-vÓthi) entstehen diese Stadien (˛hitaµ), <strong>der</strong>en<br />
Folge durch Unmittelbarkeit- (samanantara-paccaya) und Anlass-Bedingungen<br />
(upanisaya-paccaya) bestimmt ist. Damit man f‰hig wird, in <strong>der</strong> Achtsamkeitsmeditation<br />
diese Abfolge und <strong>der</strong>en Bedingtheit zu erkennen, ist die Kenntnis<br />
<strong>der</strong> neunundachtzig Geisteszust‰nde vorausgesetzt, welche die Funktionen<br />
(viÒÒ‚Úa-kicca) <strong>der</strong> zehn Stadien des Geistesprozesses. 58<br />
Eine kurze synthetisierende Beschreibung des Geistes, die auf eine klare Weise<br />
die grundlegenden abhidhammischen Auffassungen wie<strong>der</strong>gibt, wurde von<br />
Mah‚thera Buddhadatta in seinem, bisher nie aus dem P‚li ¸bersetzten, Werk<br />
<strong>Abhidhamma</strong>-Avat‚ra (Realisation des <strong>Abhidhamma</strong>) wie folgt formuliert:<br />
cittaµ | cetasikaµ | r˚paµ | nibb‚Úan |<br />
'ti niruttaro catudh‚ desayÓ dhamme | catusaccappak‚sano ||<br />
Geist, Geistesfaktoren, Kˆrperlichkeit, Nibb‚na,<br />
diese vier hintersten Wirklichkeiten erkl‰rt er, die vier Wahrheiten lehrend.<br />
tattha cittan 'ti visayavijj‚nanaµ cittaµ || tassa pana ko vacanattho ||<br />
vuccate | sabbasaÒg‚haka-vasena pana cintetÓ 'ti pi cittaµ | attano<br />
sant‚naµ v‚ cinotÓ 'ti pi cittaµ ||<br />
Geist ist hier Ñ<strong>der</strong> Welt bewusst seinì. Welche Bedeutung hat aber weiter<br />
diese Aussage?<br />
Sie heiflt: dadurch auch, dafl er alles zusammen bringt, denkt er, so ist <strong>der</strong><br />
Geist, wie auch die eigene Kontinuit‰t sammelt er, so ist <strong>der</strong> Geist.<br />
vicittakaraÚ‚ cittaµ | attano cittat‚ya v‚ |<br />
paÒÒattiyam pi viÒÒ‚Úe |<br />
vicitte cittakammake | cittasammuti da˛˛habb‚ |<br />
viÒÒ‚Úe idha viÒÒun‚ ||<br />
Unterscheidende T‰tigkeit ist <strong>der</strong> Geist, mittels eigener Wechselhaftigkeit;<br />
im Begriff [fasst er] die Bewusstwerdungen,<br />
die verschiedenen Abbildungen, die nach Geistes Wahl einzuteilen sind;<br />
darin [werden erlebbar] die Bewusstwerdungen dem Erlebenden. 59<br />
58 Die beiden Werke <strong>Abhidhamma</strong>-SaÒgaha und <strong>Abhidhamma</strong>-Avat‚ra des Mah‚thera<br />
Buddhadatta sind die ¸berhaupt ‰ltesten bekannten <strong>Texte</strong>, in welchen diese zehn<br />
Stadien des Geistesprozesses systematisch angef¸hrt und als solche zusammenh‰ngend<br />
erkl‰rt werden. In den kanonischen <strong>Texte</strong>n des <strong>Abhidhamma</strong>-Pi˛aka findet<br />
man sie in verschiedenen Kontexten zerstreut.<br />
59 Zitiert vom Urtext <strong>Abhidhamma</strong>-Avat‚ra, Citta-Niddeso 8-9. In diesem Zitat wird<br />
auch die Tatsache festgehalten, dass die abhidhammische Erfassung <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />
im Rahmen des Paradigmas <strong>der</strong> Vier Edlen Wahrheiten (catu-sacca) geschieht und<br />
dadurch ethisch wertorientiert (kusala ñ akusala) ist, weil sie <strong>der</strong> Befreiung von allen<br />
Ursachen und Formen des Leidens dient.<br />
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