2012 1. 2. 3. 5. 7. 9. 8. Wissenswerte Änderungen im neuen ... - Iurratio
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Literaturrecherche nicht mehr möglich ist, bereitet man sich bereits<br />
<strong>im</strong> Vorfeld mit Musterfragen und -antworten (Questions & Answers,<br />
kurz Q&A) vor.<br />
II. RESTRUKTURIERUNGEN<br />
Bei einem komplexen Restrukturierungsprozess sieht der Kanzleialltag<br />
völlig anders aus: Der Anwalt ist gefragt, den gesamten Prozess<br />
zu koordinieren und organisieren. Zunächst erarbeiten die Anwälte<br />
gemeinsam mit den Fachabteilungen und den steuerlichen Beratern<br />
des Mandanten einen so genannten „Step Plan“, der alle erforderlichen<br />
Schritte und einen Zeitplan enthält. Anschließend entwerfen<br />
die Anwälte die gesellschaft srechtliche Dokumentation - zum Beispiel<br />
Gesellschaft erbeschlüsse, Handelsregisteranmeldungen und<br />
Anteilsübertragungsverträge - und überwachen und koordinieren<br />
die Arbeit anderer Praxisgruppen oder anderer Jurisdiktionen. Hier<br />
ist der Anwalt gefordert, unter hohem Zeitdruck einen Überblick<br />
über eine Flut von E-Mails und Telefonkonferenzen zu behalten.<br />
Große Restrukturierungen eines Konzerns spielen sich fast ausschließlich<br />
auf internationalem Parkett ab, da die beteiligten Gesellschaft<br />
en nur selten in Deutschland sitzen. Daher erfolgt die<br />
Dokumentation regelmäßig zweisprachig. Mit Mandanten und zu<br />
Kollegen <strong>im</strong> Ausland, die in anderen Jurisdiktionen beraten, kommuniziert<br />
der Anwalt regelmäßig in Englisch. Er muss die erforderlichen<br />
Informationen von den Kollegen <strong>im</strong> Ausland einholen, diese<br />
dem Mandanten eingängig vermitteln und das fremde Rechtssystem<br />
erklären. Daher reicht es zum Beispiel nicht aus, den englischen Begriff<br />
„mortgage“ einfach mit „Hypothek“ zu übersetzen, sondern der<br />
Anwalt muss die unterschiedlichen juristischen Auswirkungen zumindest<br />
kurz erläutern.<br />
Zudem arbeiten Anwälte während einer Restrukturierung oft mit<br />
Kollegen aus anderen Rechtsgebieten zusammen - beispielsweise<br />
mit Arbeits- oder Steuerrechtlern. Arbeitsrechtler kommen ins Spiel,<br />
wenn es etwa darum geht, den Betriebsrat vor dem Beschluss zu unterrichten;<br />
Steuerexperten prüfen und gestalten die steueropt<strong>im</strong>ale<br />
Strukturierung der Transaktion.<br />
III. GESELLSCHAFTSRECHTLICHE STREITIGKEITEN<br />
Der Arbeitsalltag eines Spezialisten für gesellschaft srechtliche Streitigkeiten<br />
sieht wiederum völlig anders aus: Hier steht die prozessrechtliche<br />
Tätigkeit, also das Erstellen von Schrift sätzen, <strong>im</strong> Vordergrund.<br />
Bevor die Auseinandersetzung streitig wird, vertritt der Anwalt seinen<br />
Mandanten bereits bei außergerichtlichen Verhandlungen mit<br />
der Gegenseite und verfasst die Korrespondenz, mit der er den Anspruch<br />
geltend macht oder bestreitet. Dazu muss er zunächst den<br />
oft komplexen Sachverhalt aufk lären und in allen Facetten durchdenken.<br />
Darüber hinaus hat er für seinen Mandanten die Erfolgsaussichten<br />
eines gerichtlichen Vorgehens einschätzen. Im Rahmen<br />
gesellschaft srechtlicher Streitigkeiten muss man sich – ebenso wie<br />
in der allgemeinen gesellschaft srechtlichen Beratung – in der Praxis<br />
vertieft mit (gesellschaft s-) rechtlichen Aspekten auseinandersetzen.<br />
Diese Tätigkeit ist meist juristisch sehr anspruchsvoll.<br />
Sollten sich die Parteien außergerichtlich nicht einigen, vertritt der<br />
Anwalt den Mandanten in der Prozessführung - entweder vor einem<br />
ordentlichen Gericht oder vor einem Schiedsgericht. Neben gesellschaft<br />
srechtlichem Fachwissen sind Spezialkenntnisse <strong>im</strong> Prozessrecht<br />
ein Muss. Die Prozesse haben regelmäßig einen hohen Streitwert.<br />
Wie sie ausgehen, spielt daher für Unternehmen eine wichtige<br />
Titelthema<br />
Rolle, nicht zuletzt wegen der Berichterstattung in der Tages- oder<br />
Fachpresse, zum Beispiel bei Organhaft ungsfällen. Bei den Auseinandersetzungen<br />
st<strong>im</strong>mt der Anwalt seine Schrift satzentwürfe vorab<br />
Wort für Wort mit dem Mandanten ab, arbeitet den Inhalt auf und<br />
recherchiert ihn rechtlich. Auch gesellschaft srechtliche Streitigkeiten<br />
haben regelmäßig einen internationalen Bezug.<br />
C. PRAKTIKERTIPP<br />
Ein <strong>im</strong> Gesellschaft srecht tätiger Anwalt muss sich sehr gut <strong>im</strong> Gesellschaft<br />
srecht auskennen, vor allem <strong>im</strong> Kapitalgesellschaft srecht.<br />
Den Grundstein dafür legt er idealerweise bereits <strong>im</strong> Studium durch<br />
Wahl seines Schwerpunktsbereichs oder anschließend des Promotionsthemas,<br />
durch Praktika, Nebentätigkeiten und/oder durch eine<br />
Referendarstation in einer Wirtschaft skanzlei. Im Berufsalltag kann<br />
er schließlich diese Kenntnisse praxisnah vertiefen.<br />
Darüber hinaus sollte sich ein Anwalt <strong>im</strong> Gesellschaft srecht für wirtschaft<br />
liche Zusammenhänge interessieren und dazu fähig sein, sich<br />
schnell in neue Sachverhalte einzuarbeiten sowie wirtschaft liche Abläufe<br />
<strong>im</strong> Unternehmen des Mandanten nachzuvollziehen.<br />
Oft ist die Arbeitssprache Englisch, da insbesondere in internationalen<br />
Sozietäten die Mandanten oder zumindest Ansprechpartner<br />
involvierter Konzerngesellschaft en häufi g nicht Deutsch sprechen.<br />
Daher sind gute englische Sprachkenntnisse und auch Kenntnisse<br />
der englischen Rechtssprache unerlässlich. Diese sollten Nachwuchsjuristen<br />
idealerweise <strong>im</strong> Ausland erwerben, um auch mit den<br />
Besonderheiten der fremden Rechtskulturen vertraut zu werden.<br />
Auslandsaufenthalte <strong>im</strong> Studium – zum Beispiel ein Erasmus- oder<br />
LL.M.-Studium oder ein Forschungsaufenthalt während der Promotion<br />
– sowie Auslandspraktika und Referendarstationen <strong>im</strong> Ausland<br />
sind daher sehr zu empfehlen.<br />
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