Tagungsband - Stadtentwässerung Kaiserslautern
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Dezentrale Reinigungskonzepte<br />
Nutzwasser statt Schmutzwasser<br />
Hochleistungsmembrantechnik zur Aufbereitung von häuslichem Schmutzwasser zu Nutzwasser<br />
mit dem Ziel der Mehrfachnutzung<br />
Gert köhler, Berlin<br />
London: Das Wasser wird knapp – Korrespondent<br />
DIETER cLAASEN 0 . Juni 006 (Die Presse)<br />
Landflucht in die Megacity. Über die nächsten 20<br />
Jahre müssten drei Millionen neue Wohnungen gebaut<br />
werden, ein sicheres Rezept für „die Wasserkrise”,<br />
wie der Londoner Parlamentsausschuss befürchtet.<br />
Ken Livingstone, Londoner Bürgermeister,<br />
plant heute 40.000 neue Wohnungen im Osten<br />
Londons, die mit Anlagen für die Wiederverwendung<br />
von Haushaltsabwässern ausgerüstet werden.<br />
Bereits am 28. Januar 2004 legt die kommission dem<br />
Rat und dem europäischen Parlament den „aktionsplan<br />
für umwelttechnologie in der europäischen union<br />
vor“. in diesem Plan wurde festgestellt, dass membranbioreaktoren<br />
unter ökologischen Gesichtspunkten<br />
verschiedene Vorzüge gegenüber konventionellen Belebtschlammanlagen<br />
haben. Sie beseitigen hartnäckige<br />
mikrokontaminationen wirksamer und verringern die<br />
toxizität des anfallenden klärschlamms. membranbioreaktoren<br />
(in deutschland vor dem Hintergrund der<br />
marktpenetration: wasserwaschmaschinen) erzeugen<br />
unmittelbar wieder verwendbares wasser. Bringt man<br />
die Richtlinie 91/271/ewG des Rates „über die Behandlung<br />
von kommunalen abwasser“, in der steht, dass gereinigtes<br />
abwasser (artikel 12) und der klärschlamm aus<br />
der abwasserbehandlung (artikel 14) nach möglichkeit<br />
wieder zu verwenden ist, und die Planungsabsichten<br />
des Bürgermeisters von London in deckung, sind wir bei<br />
der „Hochleistungsmembrantechnik zur aufbereitung<br />
von häuslichem Schmutzwasser zu nutzwasser mit dem<br />
Ziel der mehrfachnutzung“. auch wurde im november<br />
2005 auf dem „1. dwa-innovationsforum wasserwirtschaft“<br />
in Bonn sehr deutlich, dass wasserexperten ihre<br />
Gedanken in die Richtung eines kleinräumigen Ressourcenmanagements<br />
lenken. auf der diskursveranstaltung<br />
der tu Berlin „wasser in Ballungsräumen“ am 06. Juni<br />
2006 wurden ansätze wie haushaltszentriert, dezentral,<br />
nutzwassergewinnung und mehrfachnutzung von<br />
kompetenten wissenschaftlern, aufgabenträgern, entwicklern<br />
und Betreibern artikuliert. im Zuge des Vortrags<br />
„integrierte wasserwirtschaft – Problemlösungen<br />
in Ballungsräumen und umland“ wurden von Prof. dr.<br />
Günter klein, direktor am umweltbundesamt mit einer<br />
Selbstverständlichkeit Schaubilder dezentraler wasseraufbereitung<br />
gezeigt, als forsche und entwickle man<br />
bereits seit 1991 an derartigen Lösungen. das wird noch<br />
deutlicher, glaubt man dem Fachverband Betriebs- und<br />
Regenwassernutzung. die Zeit ist reif, in eine sachliche,<br />
fachliche, nachhaltige, sozialverträgliche und gesamtwirtschaftliche<br />
Zukunftsgestaltung der Siedlungswasserwirtschaft<br />
einzusteigen.<br />
das Fehlen europäischer normen für die wiederverwendung<br />
von abwasser ist eines der größten Hindernisse<br />
für die markteinführung von membranbioreaktoren<br />
für die kommunale abwasseraufbereitung ist.<br />
auch die tatsache, dass vorhandene Systeme erst aus<br />
den abschreibungen, Finanz- und Förderrichtlinien herausgefahren<br />
werden müssen, sollten innovateure nicht<br />
davon abhalten, das thema wassermehrfachnutzung<br />
weiter voranzutreiben. eine differenzierte Betrachtung<br />
der Stoffströme im Haushalt sollte es ermöglichen, eine<br />
sachliche Schadstoff- und nutzstoffdiskussion zu führen.<br />
Schließlich gilt es, exportfähige technik zu entwickeln,<br />
um dem deutlich zunehmenden wassermangel in den<br />
megastädten Herr zu werden.<br />
die Verfasser beabsichtigen nicht ausschließlich,<br />
dieses mBR-Verfahren unter den aspekten der kleinkläranlagentechnik<br />
zu sehen. Vielmehr handelt es sich<br />
um die wasseraufbereitung zur wiederholten nutzung<br />
des gereinigten Schmutzwassers auf Basis der gesetzlichen<br />
Grundlagen in nachhaltigen kreislauf- und/oder<br />
kaskadenverfahren, während bei den kleinkläranlagen<br />
eine abgabe in die Vorflut (fließende Gewässer, oberflächengewässer,<br />
Grundwasser) vorgesehen ist. der<br />
Schwerpunkt liegt in der Vermeidung von abwasserströmen<br />
und der mehrfachnutzung behandelten Schmutzwassers,<br />
also einer mehrfachen Verwertung als nutzwasser<br />
z.B. als transportmittel oder zur Bewässerung.<br />
Zumindest dürfte es bei entsprechender Schmutzwasseraufbereitung<br />
am entstehungsort nicht schädlich sein,<br />
wenn dieses klare und farblose, nicht mehr fäulnisfähige<br />
und nur noch mit geringer nährstoffkonzentration beladene<br />
nutzwasser in das Grundwasser infiltriert wird.<br />
diese überlegung wird sicherlich einmal von erheblicher<br />
Bedeutung sein, wenn marode, abgängige kanäle mit<br />
wirtschaftlich vertretbaren mitteln nicht mehr saniert<br />
oder instand gesetzt werden können.<br />
unter Berücksichtigung der Hochleistungsmembrantechnik<br />
lässt sich also die nutzwassergewinnung mit<br />
dem Ziel der mehrfachnutzung insbesondere im ländlichen<br />
Raum und trotz gegenwärtig noch fehlender normen,<br />
schematisch wie folgt darstellen: