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Tagungsband - Stadtentwässerung Kaiserslautern

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Neue Wege für die Klärschlammentsorgung<br />

Mit regionalem Stoffstrommanagement zu neuen, integrierten Lösungsansätzen<br />

bei der Klärschlammnutzung<br />

Prof. dr. Peter Heck, trier<br />

60 millionen tonnen klärschlamm mit ca. 3 millionen<br />

tonnen trockensubstanz verlassen die deutschen klärwerke<br />

jedes Jahr. klärschlamm stellt damit für das regionale<br />

Stoffstrommanagement einen bedeutenden Faktor<br />

da. Zum einen entstehen erhebliche kosten für die kommunen<br />

verbunden mit einem großen regionalen und<br />

nationalen Geschäftsfeld und zum anderen beinhaltet<br />

der Stoffstrom klärschlamm große technische und ökonomische<br />

entwicklungspotenziale für Regionen. Beides<br />

wird anhand der Vorträge von Herrn krähling und Herrn<br />

Sievert deutlich.<br />

kaum ein anderer Stoffstrom wird so kontrovers diskutiert<br />

wie klärschlamm. die einen sprechen von natürlichem<br />

düngemittel als perfektem Bestandteil einer regionalen<br />

kreislaufwirtschaft und die anderen von einem<br />

Schadstoffcocktail der besonders üblen Sorte.<br />

die Landwirte als prädestinierte Recycler von klärschlämmen<br />

allerdings kämpfen mit akzeptanzproblemen<br />

für das naturprodukt klärschlamm. Viele Flächeneigentümer<br />

verbieten die aufbringung von klärschlamm<br />

mit Regelungen in den Pachtverträgen und viele kunden<br />

bevorzugen nahrungsmittel von ackerflächen ohne Beaufschlagung<br />

von klärschlamm.<br />

die gesetzlichen Grundlagen spiegeln diesen Streit<br />

wider. der Vortrag von dr. Bergs verdeutlicht dies. Zur<br />

Zeit sind unterschiedliche entsorgungswege möglich<br />

und werden auch genutzt. eine neue klärschlammverordnung<br />

ist lange im Gespräch aber immer noch nicht<br />

verabschiedet. Sie soll die auflagen und Grenzwerte für<br />

die Verbringung von klärschlamm auf die ackerflächen<br />

verschärfen. damit würde sich der entsorgungsdruck<br />

auf die klärschlammproduzenten stark erhöhen. auf der<br />

anderen Seite würden der Landwirtschaft umsätze für<br />

die entsorgung von klärschlamm in millionenhöhe entgehen.<br />

Zur Zeit werden etwa 65 % des klärschlamms wieder<br />

auf die Böden in der Landwirtschaft und im Landschaftsbau<br />

verbracht. der Rest wird mehrheitlich thermisch<br />

genutzt. Prinzipiell ist die Verbringung in die<br />

Landwirtschaft die beste art der kreislaufwirtschaft<br />

denn nährstoffe und hier insbesondere Phosphor gelangen<br />

so wieder auf unsere Böden. Phosphor ist insofern<br />

ein nicht unproblematischer Stoff als er teuer importiert<br />

werden muss und nicht unendlich verfügbar ist. Zudem<br />

kommt eine cadmiumverschmutzung des importierten<br />

Phosphors welche zu einer schleichenden Belastung un-<br />

serer Böden mit einem bedenklichen Schwermetall führt.<br />

alles Gründe, die für ein Recycling von Phosphorsalzen<br />

sprechen.<br />

andererseits aber ist der klärschlamm auch die ultimative<br />

Senke aller Schadstoffe, die wir mit viel mühe und<br />

energieaufwand aus dem abwasser entfernen. Viel experten<br />

sehen daher im klärschlamm einen Sonderabfall,<br />

der nicht wieder in den natürlichen kreislauf verbracht<br />

werden sollte.<br />

wenn also klärschlamm nicht mehr über die Landwirtschaft<br />

in den natürlichen kreislauf gelangt, was passiert<br />

dann mit dem Phosphor?<br />

in dem von Herren Sievert präsentierten konzept<br />

werden klärschlämme stofflich und energetisch in der<br />

Zementherstellung genutzt. eine nahezu perfekte technische<br />

optimierung regionaler Stoffkreisläufe. allerdings<br />

nur wenn die trocknung mit abwärme erfolgt und wenn<br />

die Phosphatwerte gering sind. trocknung mit abwärme<br />

kann in kooperation mit der regionalen Produktionswirtschaft<br />

organisiert werden oder mit der Landwirtschaft<br />

in kombination mit Biogasanlagen. ein solcher<br />

ansatz wird zur Zeit im Raum westpfalz vom institut für<br />

angewandtes Stoffstrommanagement in kooperation<br />

mit den Gemeinden Göllheim und eisenberg und den<br />

technischem werken kaiserslautern geprüft. abwärme<br />

für die trocknung soll hier aus einer eisengießerei oder<br />

einer neu zu errichtenden Biogasanlage der Landwirtschaft<br />

kommen. die kombination mit einer Biogasanlage<br />

hätte den charme der weiteren einbindung der Landwirtschaft<br />

in die klärschlammnutzung. damit würden<br />

die auf der einen Seite verlorenen Geschäftsfelder der<br />

klärschlammaufbringung ersetzt durch neue, mehr wert<br />

schöpfende aktivitäten wie trocknungsdienstleistung<br />

und Logistik.<br />

im Zementwerk allerdings stellt das Phosphat ein Problem<br />

dar. Je weniger Phosphat im klärschlamm umso<br />

größere mengen klärschlamm können verarbeitet werden.<br />

die optimale Lösung wäre hier die Gewinnung von<br />

Phosphat aus der nassen Phase des klärschlamms auf<br />

der kläranlage vor der trocknung und nutzung im Zementwerk.<br />

insgesamt könnten in deutschland etwa<br />

35.000 t Phosphorsalze aus dem abwasser der Landwirtschaft<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

dort wo keine stoffliche sondern nur eine thermische<br />

Verwertung des klärschlamms angestrebt wird, müssen<br />

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