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Tagungsband - Stadtentwässerung Kaiserslautern

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FAcHTAGUNG Zukunftsweisende Abwasserentsorgung • 110 Jahre Kanalnetz und Kläranlage <strong>Kaiserslautern</strong><br />

in einem zweiten Schritt wird in einem wohnblock<br />

der Bau aG in der innenstadt von kaiserslautern eine<br />

technikumanlage für ca. 20 ew errichtet. die hier installierte<br />

Verfahrenstechnik wird erprobt, evaluiert und<br />

optimiert. Parallel dazu finden Funktionstests der Sanitärprodukte<br />

statt und das intelligente diagnosesystem<br />

wird entwickelt und auf Funktionalität getestet. Basierend<br />

auf den ergebnissen der technikumphase werden<br />

die verfahrenstechnischen einheiten und komponenten<br />

ausgewählt, die sich im technikumbetrieb als notwendig<br />

erwiesen haben.<br />

in einer abschließenden Pilotphase (bei der erstmals<br />

mit geschlossenen teilkreisläufen sowie gekoppelten<br />

Systemen und der damit einhergehenden Problematik<br />

der anreicherung von (Schad-) Stoffen gearbeitet wird)<br />

werden abschließend die einzelkomponenten modifiziert,<br />

das komplett-System in einem Großobjekt (bspw.<br />

Hotel, alten-/Pflegeheim,...) als demonstrationsanlage<br />

integriert, betrieben und optimiert.<br />

Anwendungspotenziale<br />

die innovation des Projektes liegt darin, dass alle wertstoffe<br />

unter dem aspekt einer wirtschaftlichen Gesamtbetrachtung<br />

verwertet werden und eine weitgehende<br />

unabhängigkeit von Ver- und entsorgungsinfrastruktur<br />

erreicht wird.<br />

da für die anwendung der vorgesehenen technik keine<br />

zentrale infrastruktur erforderlich ist, kommt insbesondere<br />

ein einsatz in folgenden Gebieten in Betracht:<br />

• weltweit in wasser- und niederschlagsarmen Gebieten<br />

• in Regionen mit engpässen bei der wasserversorgung<br />

• in Regionen mit hohen trinkwasserpreisen (z.B.<br />

trinkwassergewinnung durch meerwasserentsalzung)<br />

• in abgelegenen Regionen.<br />

Prinzipiell ist jedoch auch ein einsatz in anderen anwendungsfällen<br />

(auch in hoch entwickelten Staaten) in<br />

Bereichen wie krankenhäusern, Sanatorien, altenheimen,<br />

kasernen sowie in Fällen, in denen eine konventionelle<br />

Ver- und entsorgung nicht machbar oder unwirtschaftlich<br />

ist, denkbar.<br />

Hierbei können u.a. folgende, die umwelt entlastende<br />

effekte erzielt werden:<br />

• einsparung von wasser (Schließung von natürlichen<br />

kreisläufen)<br />

• Reduzierung des kunstdüngereinsatzes<br />

• Schonung natürlicher Ressourcen<br />

• Vermeidung des Schadstoffeintrages in Gewässer<br />

(z.B. nährstoffe, Zehrstoffe, arzneimittel, Hormone)<br />

• Verzicht auf Landschaft zerstörende Baumaßnahmen<br />

(kanalnetz, wasserleitungen).<br />

Fazit und Ausblick<br />

die derzeit in deutschland üblichen Systeme zur abwasserentsorgung<br />

beruhen auf den Systemelementen<br />

Spültoilette, Schwemmkanalisation und zentrale kläranlage.<br />

Hierbei handelt es sich um eine klassische ‚endof-pipe’-technologie,<br />

die auf der einschätzung (und der<br />

Hoffnung) beruht, dass alle relevanten Schadstoffe, die<br />

in das System eingetragen werden, durch verfahrenstechnische<br />

einrichtungen in ausreichendem maße vor<br />

einleitung ins Gewässer wieder entfernt werden können.<br />

dieses System hat sich seit nahezu einem Jahrhundert<br />

bewährt und wurde immer wieder bei entsprechendem<br />

Bedarf (z.B. notwendigkeit der elimination der nährstoffe)<br />

‚in-sich’ optimiert (durch ausbau der Reaktorvolumina,<br />

nachrüstungen mit weiteren Verfahrensstufen,<br />

mess- und Regeltechnik, etc.), ohne den grundsätzlichen<br />

ansatz der Verdünnung und Vermischung von sehr unterschiedlichen<br />

teilströmen zu hinterfragen. trotz der<br />

hierdurch erzielten errungenschaften bleibt festzuhalten,<br />

dass das System vielfältige defizite aufweist und in Ländern<br />

mit anderen klimatischen Rahmenbedingen nicht<br />

sinnvoll einsetzbar ist.<br />

des weiteren ist mehr als fraglich, ob mit dieser derzeit<br />

gebräuchlichen technologie die vielfältigen Herausforderungen,<br />

die sich uns weltweit in Zukunft stellen<br />

werden, gelöst werden können. neben regional nur sehr<br />

begrenzt verfügbaren wasservorkommen sind insbesondere<br />

die weltweit abnehmenden und mit vertretbarem<br />

aufwand zu erschließenden Phosphorreserven sowie die<br />

entsorgung der Reststoffe der abwassereinigung und<br />

die Probleme mit hormonell aktiven Substanzen und<br />

arzneimitteln Fragestellungen, die ein grundsätzliches<br />

umdenken erforderlich machen können.<br />

ein flächendeckender kurz- bis mittelfristiger ersatz<br />

dieser konventionellen technologie ist in Ländern wie<br />

deutschland, die einen anschlussgrad an kommunale<br />

kläranlagen von > 95% aufweisen, jedoch weder machbar<br />

noch sinnvoll. Hier gilt es, weitere ansätze zur möglichst<br />

ganzheitlichen, integralen optimierung der bestehenden<br />

Systeme zu entwickeln.<br />

daneben sollten jedoch nachhaltige, ganzheitlich ökologisch<br />

orientierte konzepte und Strategien, die auf<br />

einer trennung und separaten Behandlung der unterschiedlichen<br />

abwasserströme am anfallort sowie einer<br />

lokalen nutzung der gewonnenen nährstoffe beruhen,<br />

weiter entwickelt und erprobt werden.<br />

neben ‚Low-tech’ konzepten auf der Basis von naturnahen<br />

ansätzen, die aufgrund ihrer vergleichsweise<br />

geringen kosten auch für entwicklungsländer in Frage<br />

kommen, müssen auch hochtechnisierte konzepte auf<br />

der Basis der best-verfügbaren technologien weiter<br />

entwickelt und in der Praxis erprobt werden. Für einen

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