Tagungsband - Stadtentwässerung Kaiserslautern
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FAcHTAGUNG Zukunftsweisende Abwasserentsorgung • 110 Jahre Kanalnetz und Kläranlage <strong>Kaiserslautern</strong><br />
es gab bisher die verbreitete auffassung, dass in einer<br />
Gesamtbilanzierung von entwässerung, trocknung<br />
und thermischer Verwertung aus dem klärschlamm nur<br />
ein unbedeutender energiegewinn erzielt werden kann;<br />
meist war man zufrieden, wenn im Rahmen energieoptimierter<br />
Prozesse wenigstens eine ausgeglichene energiebilanz<br />
(ein null-Summen-Spiel) erreicht wurde. Selbst<br />
die initiatoren der solaren klärschlammtrocknung hatten<br />
vor zehn Jahren nicht die energetische klärschlammverwertung<br />
zum Ziel. die nutzung der Sonnenenergie und<br />
ein niedriger Stromverbrauch waren wichtig, das primäre<br />
Handlungsziel war jedoch die massen- und kostenreduzierung<br />
und nicht die energiegewinnung.<br />
ähnlich war die motivation beim aufbau der monoverbrennungs-<br />
oder Vergasungsanlagen. auch hier stand<br />
entstehungsgeschichtlich nicht die energiegewinnung,<br />
sondern die sichere dezentrale entsorgung des klärschlamms<br />
im Vordergrund. es findet insofern ein guter<br />
umgang mit energie statt, als eine wärmerückgewinnung<br />
betrieben wird, um den Bedarf an fossiler energie<br />
für die klärschlammtrocknung zu reduzieren. Bei Vortrocknung<br />
des klärschlamms mit Sonnenenergie oder<br />
bei einer starken Vorentwässerung entsteht zudem ein<br />
Spielraum für die Lieferung von wärme oder Strom an<br />
dritte. der energiegewinn und die einsparung an co 2 -<br />
emissionen bleiben jedoch eher mager 2) , so dass unter<br />
diesen aspekten die mitverbrennung in den kohlekraft-<br />
und Zementwerken eindeutig von Vorteil ist, sofern die<br />
aufgaben der Rauchgasreinigung und Quecksilberabscheidung<br />
dort gut gelöst sind.<br />
Energiegewinnung aus Klärschlamm/<br />
Verfahrensweg 1<br />
ob und in welchem umfang mit dem entwässerten klärschlamm<br />
ein energieüberschuss erzielt werden kann,<br />
hängt vor allem davon ab, aus welchen Quellen die wärme<br />
stammt, die für die klärschlammtrocknung benötigt<br />
wird. der klärschlamm kann als ein biogener Reststoff<br />
vor allem dann zur einsparung beim Verbrauch fossiler<br />
Primärenergieträger beitragen,<br />
• wenn für seine trocknung freie Sonnenenergie<br />
und/oder bisher verlorene abwärme aus thermischen<br />
Prozessen eingesetzt werden<br />
• wenn die kapazität des klärschlamms zur Speicherung<br />
von energie voll ausgeschöpft wird (Steigerung<br />
der energiemenge um den Faktor 1,7 – 4)<br />
• und wenn durch trocknung die energiedichte so weit<br />
angehoben wird, dass er mit einem Heizwert von 9<br />
– 11 mJ/kg als kohleersatzbrennstoff für die industrie<br />
auch energetisch und wirtschaftlich interessant wird.<br />
Zudem sollte der trockenschlamm in einer konsistenz<br />
vorliegen, dass er auf einfache weise transportiert, gelagert<br />
und der Verbrennung zugeführt werden kann.<br />
unter dem druck zur Reduzierung der co 2 -emissionen<br />
haben sich aus der Vielzahl der technischen optionen<br />
zwei entsorgungsweg heraus kristallisiert, bei denen die<br />
energiegewinnung aus klärschlamm als Verfahrensziel<br />
eine Rolle spielt. nicht zufällig ist es die gestiegene<br />
Bedeutung des klärschlamms als energieträger, die in<br />
jüngster Zeit einen wachsenden wettbewerb um den<br />
klärschlamm auslöste und zu sinkenden entsorgungskosten<br />
führte. denn wer mit dem klärschlamm teurer<br />
werdende kohle durch preiswerte biogene Reststoffe<br />
ersetzen und seine co 2 -emissionen senken kann, der hat<br />
auch im wirtschaftlichen wettbewerb einen Vorteil.<br />
der erste technisch sehr einfache Verfahrensweg ist<br />
die abholung des entwässerten klärschlamms auf den<br />
kläranlagen und Verbringung zur mitverbrennung in<br />
die Braun- oder Steinkohlekraftwerke. Vor seiner mitverbrennung<br />
wird der klärschlamm zusammen mit der<br />
kohle in den kohlemühlen getrocknet, so dass er mit<br />
tR-Gehalten > 90% und Heizwertgehalten von 9 – 11<br />
mJ/kg in die Verbrennung gelangt. der Heizwert des<br />
trockenschlamms wird entsprechend der wirkungsgrade<br />
der kraftwerke zu 35 – 42% in Strom umgewandelt. mit<br />
einer tonne trockenschlamm können rund 0,38 tonnen<br />
Steinkohle oder rund 1 tonne Braunkohle ersetzt und<br />
der ausstoß von kohlendioxid um rund 1,0 tonne co 2<br />
gesenkt werden.<br />
Für die trocknung des entwässerten klärschlamms<br />
wurden bisher vor allem die in den kohlemühlen vorhandenen<br />
Reservekapazitäten mobilisiert. der aufbau<br />
separater trocknungsanlagen speziell für die klärschlammtrocknung<br />
fand bisher nur in ausnahmefällen<br />
statt. weitere große mitverbrennungskapazitäten sind<br />
in der Zementindustrie 3) , aber auch bei den kohlekraftwerken<br />
zu finden, wenn der klärschlamm dort bereits<br />
auf > 90% tR getrocknet angeliefert werden kann.<br />
insofern könnte künftig auf einen neubau von monoverbrennungseinrichtungen<br />
vollständig verzichtet und<br />
der weg der nutzung als kohlerersatzbrennstoff systematisch<br />
beschritten werden, wenn wir die aufgabe der<br />
klärschlammtrocknung gut lösen.<br />
Energiegewinnung aus Klärschlamm/<br />
Verfahrensweg<br />
den zweiten Verfahrensweg, um mit dem klärschlamm<br />
fossile Primärenergie zu ersetzen und die treibhausgase<br />
zu reduzieren, können die kommunen selbst aufbauen.<br />
Vor allem in Süddeutschland gelang der solaren klär-