Tagungsband - Stadtentwässerung Kaiserslautern
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FAcHTAGUNG Zukunftsweisende Abwasserentsorgung • 110 Jahre Kanalnetz und Kläranlage <strong>Kaiserslautern</strong><br />
ein in kaiserslautern bekanntes Beispiel der nutzwassergewinnung<br />
ist der test eines ultra-membanbioreaktors<br />
mit einer hydraulischen Leistung von 400 – 600<br />
Liter am tag. an dieser wassermenge wird deutlich,<br />
dass selbst ohne mehrfachnutzung, also bei Beseitigung<br />
anfallenden überschußwassers in die kanalisation die<br />
Schmutzwasseraufbereitung einer derartigen miniaturanlage<br />
für 1 bis 2 Haushalte ausreicht.<br />
die trenngrenze des keramischen mehrkanalplattenmembranmoduls<br />
liegt bei 200 nm und sichert einen<br />
physikalischen Rückhalt von Bakterien und den hier angedockten<br />
Viren. aufgrund des vollständigen Rückhalts<br />
der Biomasse können höhere trockensubstratsgehalte<br />
(bis zu 20 g/l) eingestellt werden. die entwickler arbeiten<br />
gegenwärtig an einer weiteren Sicherheitsbarriere<br />
gegenüber der aufkonzentration ggf. hochinfektiöser<br />
Biomasse im Reaktor. diesem aufbereitungsprinzip liegt<br />
ein membranbioverfahren mit keramischen ultrafiltrationsmembranen<br />
zugrunde. es dient der aufbereitung,<br />
kreislaufführung oder kaskadierung von häuslichem<br />
oder kommunalem Schmutzwasser und wird nicht mit<br />
dem Ziel einer Gewässernutzung (oberirdische Gewässer,<br />
küstengewässer, Grundwasser) betrieben. die hier<br />
vorgestellte technologie ist teil eines mikrosystemansatzes<br />
zur wasserkaskadierung mit dem Ziel zur Gewinnung<br />
von nutzwasser. im optimalfall kann der durch die<br />
trinkwasserentnahme aufgebrochene wasserkreislauf<br />
hier bereits kleinräumig geschlossen werden. eine haushaltszentrierte<br />
mehrfachnutzung des wassers sowie der<br />
nähr- und mineralstoffe ist möglich. wie bei Gewerbe<br />
und industrie sind damit in einem Haushalt und dem verbundenen<br />
Grundstück Verfahren zur Vermeidung, Verminderung<br />
und Verwendung des Schmutzwasseranfalls<br />
nach art und menge, wie im wHG § 7 gefordert, umsetzbar.<br />
Geeignet sind mBR-Verfahren, die bereits dem<br />
entstehen von abwasser entgegenwirken und damit<br />
auch das gängige konzept „trinkwasser wird zu abwasser“<br />
in Frage stellen. mit diesem ansatz zur Behandlung<br />
von Schmutzwasser und dessen inhaltsstoffen ergibt<br />
sich durch die kreislaufführung und die minderung des<br />
trinkwasserverbrauchs eine Stoffverlustminimierung<br />
im Sinne des industriellen produktionsintegrierten umweltschutzes<br />
(PiuS). es entsteht kein abwasser, solange<br />
nutzwasser in der kaskade oder im kreislauf geführt<br />
wird. innerhalb dieser kaskade wird Schmutzwasser zu<br />
nutzwasser und dabei immer wieder z. B. als transportmittel<br />
in wc-Becken und den Grundleitungen genutzt.<br />
überschusswasser kann im winter gesammelt und im<br />
Sommer über Bewässerungsanlagen an den wurzelraum<br />
belebter Bodenzonen abgegeben werden. die mikrobiologische<br />
Qualität entspricht den international anerkannten<br />
„Gesundheitlichen Richtlinien zur Verwendung<br />
von abwasser in der Landwirtschaft und aquakultur“<br />
der weltgesundheitsorganisation (wHo, 1989), den<br />
bis jetzt einzigen Richtlinien zur wiederverwertung von<br />
kommunalem „abwasser“. diese Richtlinien fordern eine<br />
unterschreitung der Grenzwerte für fäkalcoliforme Bakterien<br />
der eu-Badegewässerverordnung (76/160 ewG)<br />
vom 08.12.1975 um 50 %. die hygienischen Belange von<br />
Bewässerungswasser in der Landwirtschaft, Gartenbau,<br />
Landschaftsbau sowie von Park- und Sportanlagen gemäß<br />
din 19650, ausgabe: 1999-02, werden durch die<br />
mBR-technologie ausnahmslos erfüllt. mit dem gereinigten<br />
wasser wird die für Bewässerungswasser höchste<br />
hygienische Güteklasse erreicht. das Permeat, also hinter<br />
der membran gewonnene nutzwasser, hat nur noch<br />
wenig organische Restbelastung und orientiert sich bezüglich<br />
der keimbelastung an trinkwasserqualität. die<br />
Qualität von trinkwasser zu erreichen ist durch die biologischen<br />
und physikalischen Verfahren zwar möglich, wird<br />
aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht angestrebt.<br />
der Beschluss 11/06 des Brandenburgischen Verfassungsgerichtes<br />
„Sie (die Verfassungsbeschwerdeführerin)<br />
bleibt berechtigt, dass bezogene Frischwasser mehrfach<br />
zu nutzen, muss es aber nach der letzten nutzung<br />
der öffentlichen abwasserbeseitigung zuführen“ zeigt<br />
sehr deutlich, dass sogar die Gerichtsbarkeit hinter dem<br />
heute technisch möglichem steht. aus diesem urteil und<br />
unter abwägung nachhaltiger, sozialer und monetärer<br />
Gesichtspunkte kann geschlussfolgert werden, dass<br />
in Zukunft (zunächst in Brandenburg) ein abflussloses<br />
Grundstück betrieben werden kann.<br />
„Sewage transformation to your maximum benefit”<br />
„übergreifend mit Produzenten, allen Beteiligten aus F+e,<br />
wirtschaft, Politik und Verwaltung das durch häuslichen<br />
Gebrauch produzierte Schmutzwasser auf eine höhere<br />
nutzungsebene transformieren“ ist erklärtes Ziel bisher<br />
im Projekt eingebundener akteure (Stichwort „upcycling“).<br />
Transformation<br />
mehrfachverwendung im kreislauf (kwG/afG)<br />
haushaltszentrierte nutzwasserkaskade<br />
grundstückbezogen (dezentral)<br />
hausgruppenweise (semizentral)<br />
Benefit<br />
Gewinnung von nutzwasser<br />
nähr- und mineralstoffe lokal sichern<br />
trinkwassereinsparung (Ressourcenschutz)<br />
Vermeidung von abwasser<br />
wassermehrfachnutzung<br />
Selbsterzeugung (Subsidiaritätsprinzip)<br />
wasserbevorratung<br />
Grundwasseranreicherung