Tagungsband - Stadtentwässerung Kaiserslautern
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Neue Wege für die Klärschlammentsorgung<br />
Energetische Verwertung von Klärschlamm<br />
Richard Zizmann, Hanau<br />
Die Ausgangssituation<br />
Viele Jahre wurde die diskussion vor allem darüber geführt,<br />
ob eine Verwertung des klärschlamms als dünger<br />
in der Landwirtschaft unter den Gesichtspunkten von<br />
Boden-, Grundwasser- und Verbraucherschutz vertretbar<br />
ist, sofern die potenziellen Schadstoffe im klärschlamm<br />
bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten, und sofern<br />
eine gute düngungspraxis zum tragen kommt. auch<br />
ohne ein gesetzliches Verbot ist nun zu erwarten, dass<br />
sich der ausstieg aus der landwirtschaftlichen Verwertung<br />
beschleunigt fortsetzen wird, weil die nahrungsmittel<br />
und tierfutter erzeugenden industrien mit wachsendem<br />
nachdruck auf diesen ausstieg drängen. damit<br />
wird der klärschlamm in den Händen der kommunen zu<br />
einem abfall, der anderweitig, und das heißt dann in aller<br />
Regel thermisch entsorgt werden muss.<br />
die Primärenergieversorgung in deutschland basiert<br />
zu 24,8% auf der Stein- und Braunkohle, zu 36,4% auf<br />
dem erdöl und zu 22,4% auf dem erdgas (Jahr 2004).<br />
Sie basiert also zu insgesamt 83,6% auf der Verbrennung<br />
und umwandlung fossiler Primärenergieträger.<br />
die Folgen des klimawandels, dessen mitverursachung<br />
durch hohe und weltweit weiter ansteigende kohlendioxidemissionen<br />
wissenschaftlich inzwischen unumstritten<br />
ist, werden von immer mehr menschen wahrgenommen.<br />
das Bestreben um mehr klimaschutz hat insbesondere<br />
auch auf der kommunalen ebene zu vielen Beispielen für<br />
ein neues, energiebewusstes Handeln geführt.<br />
die drei großen Handlungslinien, auf denen wir die<br />
emission von treibhausgasen einzudämmen versuchen,<br />
sind<br />
• umstellung der energieversorgung auf erneuerbare<br />
energieträger<br />
• Reduzierung des energieverbrauchs<br />
• erhöhung der energieeffizienz bzw. Reduzierung der<br />
energieverluste, die vor allem bei der Primärenergieumwandlung<br />
und endenergiebereitstellung anfallen.<br />
die chancen zur ablösung der fossilen energieträger<br />
sind auf lange Sicht gesehen gut. die langfristigen chancen<br />
können jedoch nur in dem maße wirklichkeit werden,<br />
wie es uns in der Gegenwart gelingt, erneuerbare energieprojekte<br />
zu verwirklichen, eingefahrene Handlungsgewohnheiten<br />
zu ändern und sonstige Hemmschwellen<br />
abzubauen. da auch der klärschlamm zur Gruppe der<br />
biogenen Reststoffe gehört, ist es vor dem Hintergrund<br />
der geschilderten Situation nahe liegend, dass wir auch<br />
mit Bezug auf den klärschlamm die folgenden Fragen<br />
stellen:<br />
• welchen Beitrag können wir mit dem kommunalen<br />
klärschlamm zur energiewende und zum klimaschutz<br />
leisten?<br />
• was bedeutet energieeffizienz im umgang mit dem<br />
klärschlamm?<br />
• und wir können wir Best-Practice-Projekte verwirklichen,<br />
durch die einer breiteren Öffentlichkeit die<br />
neuen Handlungsmöglichkeiten bekannt werden?<br />
Bisher stand die sichere und energieoptimierte<br />
Entsorgung und nicht die Energiegewinnung im<br />
Vordergrund<br />
Bis vor zehn oder sogar fünf Jahren wären wir noch mit<br />
jeder art der thermischen klärschlammentsorgung zufrieden<br />
gewesen, sofern sich die entsorgungskosten im<br />
akzeptierten Rahmen bewegen, und sofern die emissionen<br />
und immissionen, die durch die thermischen<br />
entsorgungsmaßnahmen verursacht werden, den bei<br />
der abfallverwertung einzuhaltenden Grenzwerten genügen.<br />
innerhalb dieses Rahmens entstand ein breites<br />
Spektrum an entsorgungslösungen. es wurde eine Vielzahl<br />
an techniken der entwässerung und trocknung für<br />
klärschlämme entwickelt, und es wurden mit dem entwässerten<br />
oder getrockneten klärschlamm die verschiedensten<br />
Verfahrenswege der thermischen Verwertung<br />
oder Beseitigung beschritten.<br />
Begleitend wurden Studien erstellt, in denen die Verfahrenswege<br />
nach den kriterien des Ressourcenschutzes,<br />
des klimaschutzes, der sonstigen umweltbelastungen<br />
und nach den kriterien der wirtschaftlichkeit untersucht<br />
und beurteilt wurden. Hier sei beispielhaft die vom iFeuinstitut<br />
erstellte nRw-Studie erwähnt, die in einem gemeinsam<br />
vom iSa der RwtH aachen und vom munLR<br />
nordrhein-westfallen organisierten Symposium am 27.<br />
und 28. april 2006 in aachen vorgestellt wurde 1) . wenn<br />
man die Vielzahl der dort dokumentierten Verfahrenswege<br />
analysiert, dann wird deutlich, dass es unter den<br />
Gesichtspunkten der einsparung von fossilen energieträgern<br />
und der Reduzierung der treibhausgasemissionen<br />
Verfahrenswege mit guten und schlechten energie- bzw.<br />
co 2 -Bilanzen gibt.