Tagungsband - Stadtentwässerung Kaiserslautern
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FAcHTAGUNG Zukunftsweisende Abwasserentsorgung • 110 Jahre Kanalnetz und Kläranlage <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Ökologisch wertvolle und regional sinnvolle Verwertung getrockneter kommunaler<br />
Klärschlämme – am Beispiel des Zementwerkes Göllheim der Dyckerhoff AG<br />
thomas Sievert, wiesbaden<br />
Für eine regional sinnvolle Verwertung kommunaler klärschlämme<br />
am Standort Göllheim der dyckerhoff aG kommen<br />
überwiegend die mengenströme der umliegenden<br />
Bundesländer Hessen, Bayern, Baden-württemberg,<br />
Saarland und des Landes Rheinland-Pfalz in Betracht. mit<br />
geringen Schwankungen kann die jährliche anfallmenge<br />
der einzelnen Bundesländer als gleich bleibend bezeichnet<br />
werden. der größte mengenstrom mit 300.000 t<br />
trockensubstanz fällt in Bayern an, dicht gefolgt von Baden-württemberg<br />
mit rund 280.000 t, mit geringerem<br />
anfall folgen Hessen mit 190.000 t und Rheinland-Pfalz<br />
mit 110.000 t. das Saarland kommt aufgrund der geringen<br />
Bevölkerungszahl nur auf etwa 20.000 t. in Summe<br />
liegt das mengengerüst bei ca. 900.000 t tS, was ~37%<br />
der in der Bundesrepublik mit 2,4 mio. t tS anfallenden<br />
klärschlammmengen entspricht.<br />
die anfallmengen sind somit nachhaltig vorhanden,<br />
dennoch gilt es vor einer entscheidung zur thermischen<br />
Verwertung die Verwertungswege und deren entwicklung<br />
zu untersuchen. im Gleichschritt mit der gesamten<br />
entsorgungswirtschaft unterliegt auch die Verwertung<br />
von klärschlamm einem dauernden wandel. der umweltbericht<br />
des umweltbundesamtes zeigt anhand der<br />
daten für das Jahr 2001, dass alle betrachteten Bundesländer<br />
vorrangig in der Landwirtschaft verwerten (52%),<br />
gefolgt von der Verbrennung (28%), kompostierung<br />
(16%) und deponierung (4%). im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt<br />
zeigt sich ein deutliches übergewicht<br />
(~10%) im Bereich der landwirtschaftlichen Verwertung<br />
gegenüber dem Bundesdurchschnitt. die Verbrennung<br />
liegt mit 5% ebenfalls über dem Bundesdurchschnitt,<br />
während die deponierung mit 3% unter dem Bundesschnitt<br />
liegt. die unterschiede in der Verwertungsstruktur<br />
lassen sich im wesentlichen aus der Flächennutzung<br />
zwischen Landwirtschaft und industrie erklären.<br />
mit dem inkrafttreten der ta Siedlungsabfall zum Juni<br />
2005 ist die deponierung unbehandelter klärschlämme<br />
nicht mehr zulässig. Parallel stiegen die Preise für Primärenergie,<br />
wodurch viele Verbrennungsanlagen nach alternativen<br />
Brennstoffen suchen, hier hat der klärschlamm<br />
wegen der neutralität hinsichtlich des ausstoßes von<br />
co 2 eine Sonderstellung. aufgrund der beschriebenen<br />
einflußgrößen erhöhte sich der anteil der Verbrennung<br />
zu Lasten der landwirtschaftlichen Verwertung und deponierung,<br />
so dass die landwirtschaftliche Verwertung<br />
und Verbrennung mit je 40% anteil als Hauptverwer-<br />
tungspfade zu bezeichnen sind. aus der aktuellen diskussion<br />
um die novellierung der klärschlammverordnung<br />
und der damit einhergehenden Veränderungen der<br />
Grenzwerte für die landwirtschaftliche nutzung wird<br />
eine weitere Veränderung in der Verwertungsstruktur<br />
zur Folge haben. überlagert wird dies zudem durch die<br />
Zielsetzung einzelner Bundesländer, wie Bayern und Baden-württemberg,<br />
die ausbringung von klärschlamm<br />
stark zu reduzieren.<br />
die Verwertungsstruktur der betrachteten fünf Bundesländer<br />
ist nicht einheitlich. aus der Betrachtung der<br />
letzten 10 Jahre ist zu entnehmen, dass sich in Badenwürttemberg<br />
sehr früh ein wechsel von der landwirtschaftlichen<br />
zur thermischen Verwertung vollzogen hat.<br />
der anteil der thermischen Verwertung liegt in Badenwürttemberg<br />
heute über 60%. in den Bundesländern<br />
Bayern und Hessen erfolgte diese entwicklung jedoch<br />
mit einem zeitlichen Versatz von etwa 5 Jahren. der<br />
anteil der landwirtschaftlichen Verwertung nahm von<br />
knapp 60% in Bayern und 40% in Hessen auf nunmehr<br />
25% in Bayern und 30% in Hessen ab, im Gegenzug<br />
erhöhte sich der anteil der Verbrennung um 20%-Pkt.<br />
auf ca. 40% in den beiden Ländern. das Bundesland<br />
Rheinland-Pfalz ist dieser entwicklung nicht gefolgt. im<br />
Gegensatz zu den übrigen Ländern ist der anteil der<br />
landwirtschaftlichen Verwertung im Verlauf der letzten<br />
10 Jahre um ca. 30%-Pkt. auf fast 70% angestiegen. die<br />
thermische Verwertung oder auch kompostierung spielen<br />
nur eine untergeordnete Rolle.<br />
Für eine änderung der Verwertungsstruktur müssen<br />
auch die notwendigen kapazitäten für den jeweiligen<br />
weg bereitstehen. in der Zeitschrift euwid wurden<br />
jüngst die die Verbrennungskapazitäten der marktteilnehmer<br />
beziffert. der Hauptanteil der Verbrennungskapazität<br />
mit rund 1,2 mio. t tS klärschlamm liegt bei<br />
den kohlekraftwerke und den monoverbrennern. die<br />
mitverbrenner (Hausmüllverbrennungsanlagen und<br />
Zementwerke) spielen derzeit mit 0,2 mio. t eine untergeordnete<br />
Rolle. die aktivitäten im Bereich der Zementindustrie<br />
sind erst 3 Jahre alt und somit noch<br />
nicht ausgeschöpft. Bundesweit wurde der einsatz von<br />
3.000 t in 2003 auf nunmehr 157.000 t in 2004 gesteigert.<br />
die Verbrennungskapazität liegt jedoch deutlich<br />
höher, ist aber auch dicht mit der akzeptanz der thermischen<br />
nutzung verbunden.