Wissenschaftsförderung der Sparkasse Vest Recklinghausen
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Monotoring public debt management in the European Monetary Union<br />
– An external benchmark approach<br />
auf den öffentlichen Anleihemärkten erklären. Dadurch entsteht ein sich selbst verstärken<strong>der</strong><br />
Kreislauf von steigen<strong>der</strong> Liquidität und sinkenden Transaktionskosten. Dies kommt<br />
auch den Emittenten selbst zu gute, da sie durch die ihnen eingeräumte Liquiditätsprämien<br />
die Finanzierungskosten <strong>der</strong> Schuldenaufnahme unmittelbar senken können. Allerdings erreichen<br />
nur Anleihen mit sehr hohen Emissionsvolumina in bestimmten Standardlaufzeiten<br />
den sogenannten Benchmarkstatus. Inzwischen haben sich alle Schuldenmanager in <strong>der</strong><br />
EWU dem „Run to the Benchmark“ angeschlossen.<br />
Eine beson<strong>der</strong>s auffällige Entwicklung ist in dem rasant steigenden Einsatz von Finanz<strong>der</strong>ivaten<br />
zu sehen. Mit Hilfe von Zins-Swaps stehen Schuldenmanagern wirksame Instrumente<br />
zur nachträglichen Steuerung <strong>der</strong> Zinsstruktur ihrer Portfolien zur Verfügung. Antiquierte<br />
Rechnungslegungsmethoden verhin<strong>der</strong>n zum Nachteil <strong>der</strong> Marktteilnehmer allerdings eine<br />
transparente Bewertung <strong>der</strong> durchgeführten Swap-Transaktionen. Der Gebrauch von Swaps<br />
wirkt sich auch auf das Monitoring des staatlichen Schuldenmanagements aus. Ohne vollständige<br />
Information über die durchgeführten Operationen besteht die Gefahr, die tatsächliche<br />
Portfoliostruktur nur verzerrt wie<strong>der</strong>geben zu können.<br />
Im Gegensatz zu Zielen und Instrumenten divergiert das Risikomanagement staatlicher<br />
Schuldenagenturen auffällig stark innerhalb <strong>der</strong> EWU. Auch wenn das Refinanzierungsrisiko,<br />
und hier insbeson<strong>der</strong>e das Zinsän<strong>der</strong>ungsrisiko, überall die dominante Rolle spielt, messen<br />
und gewichten die nationalen Schuldenmanager Risiko sehr unterschiedlich. Lediglich<br />
zwei Indikatoren werden nahezu einheitlich zur Bestimmung des Refinanzierungsrisikos<br />
genutzt. Während die (gewichtete) durchschnittliche Restlaufzeit aller emittierten Anleihen<br />
einen groben Anhaltspunkt über die Zinssensitivität des nationalen Schuldenportfolios<br />
ermöglicht, dient die Struktur des Rückzahlungskalen<strong>der</strong>s zur Abschätzung potentieller<br />
Finanzierungsengpässe in <strong>der</strong> Zukunft. Eine systematische Erfassung des Gesamtrisikos ist<br />
damit aber nicht gewährleitstet. Einzelne Län<strong>der</strong> veröffentlichen zwar alternative Risikoindikatoren,<br />
die den Zusammenhang zu an<strong>der</strong>en ökonomischen Variablen wie erwartetem<br />
BIP o<strong>der</strong> erwarteten Staatsdefiziten herstellen (z.B. AAR, Amount-at-Risk, in den Nie<strong>der</strong>landen).<br />
Ein Trend zu einer übereinstimmenden Risikoanalyse ist für das staatliche Schuldenmanagement<br />
in <strong>der</strong> EWU jedoch <strong>der</strong>zeit nicht zu erkennen. Auch wenn eine gemeinsame<br />
Risikostrategie aufgrund divergieren<strong>der</strong> makroökonomischer Voraussetzungen nicht<br />
erwartet werden kann, offenbart das Fehlen einer allgemein anerkannten und praktizierten<br />
Risikoanalyse eine Lücke, die durch die in dieser Arbeit entwickelten externen Benchmarks<br />
teilweise geschlossen werden kann.<br />
Bei <strong>der</strong> strategischen Ausrichtung <strong>der</strong> jährlichen Emissionspolitik gibt es eine große<br />
Anzahl potentieller Konflikte zwischen Kosten- und Risikomanagement sowie <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
nationaler Finanzmärkte. Zur besseren Strukturierung <strong>der</strong> Handlungsalternativen stellt <strong>der</strong><br />
Autor die jeweils unterschiedlichen Anfor<strong>der</strong>ungen einan<strong>der</strong> gegenüber. Während kurzfristig<br />
die größten Kostenvorteile durch die Emission hochvolumiger Anleihen in <strong>der</strong> jeweils<br />
günstigsten Laufzeit realisiert werden können, lassen Risikoüberlegungen eine gleichmäßige<br />
Verteilung von Anleihen mit niedrigen Volumina über verschiedene, tendenziell längere<br />
Laufzeiten als sinnvoll erscheinen. Die För<strong>der</strong>ung nationaler Finanzmärkte wie<strong>der</strong>um<br />
verlangt die Emission von Benchmark-Anleihen in den vom Markt favorisierten Laufzeiten.<br />
Allerdings haben inzwischen vor allem die größeren Staaten nationale Emissionsprofile<br />
herausgebildet. Investoren verlassen sich darauf, dass jedes Jahr zur gleichen Zeit Anleihen<br />
mit einer bestimmten Laufzeit und nahezu identischen Volumina emittiert werden. Dadurch<br />
wird <strong>der</strong> strategische Handlungsspielraum <strong>der</strong> Schuldenmanager empfindlich beschnitten.<br />
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