Die Zukunft der wohnortnahen Schule in Bayern.pdf - BLLV

4.2 Szenario 2: wohnortnahe Schule plus Gymnasium
Ein fiktives Szenario für das Jahr 2009, das von einer wohnortnahen Schule durch Zusammenführung von Haupt-, Real- und
Wirtschaftsschule ausgeht, zeigt, dass durch eine gleichmäßigere Verteilung der Schüler die Schließung von zahlreichen Schulstandorten
hätte verhindert werden können. Dies hätte die Kapazitäten der bestehenden und zu wohnortnahen Schulen umgewandelten
Real- und Wirtschaftsschulen nicht gefährdet. Nur 32 Schulen (3,0 %) wären unter der Mindestschülerzahl für eine
Klassenbildung geblieben (s. Grafik 5, 1. Säule), rund ein Drittel der Schulen, die 2009 tatsächlich gefährdet waren. 74 Schulen
(6,9 %) der 1.075 Hauptschulen wären einzügig, 367 (34,1 %) zweizügig und 602 (56,0 %) drei- und mehrzügig zu führen gewesen.
Im Jahr 2015 würden 53,8 % mehr Schüler als 2009 die 1.075 wohnortnahen Schulen eines zweigliedrigen Schulsystems besu-
chen. 15 An nur noch 49 Schulen (4,6 %) wird in diesem Szenario die Grenze zur Klassenbildung unterschritten. Dies entspricht
rund der Hälfte der Schulen, die 2009 mit diesem Problem kämpften. Acht dieser Schulen liegen in kreisfreien Städten, je zwei
in München und Würzburg, 41 in Landkreisen.
144 Schulen (13,4 %) wären 2015 einzügig zu führen, das ist nur ein Drittel der Zahl der einzügigen Schulen im Falle der Fortfüh-
rung der dreigliedrigen Schulstruktur. Die verbleibenden 412 zweizügigen (38,3 %) und die 470 (43,7 %) drei- und mehrzügigen
Schulen erreichen eine Größe, in der ggf. eine Differenzierung von Jahrgangsklassen möglich ist (zusammen 82,0 %). Nur 18 %
der gefährdeten Schulen oder kleinen einzügigen Schulen müssten versuchen, ggf. über Schulverbünde ein differenziertes
Schulangebot sicherzustellen.
Bis zu den Jahren 2020 und 2030 nimmt die Zahl der Schulen, die die Mindestschülerzahl nicht mehr erreichen, nur noch um
je drei Schulen zu. Die Zahl der einzügigen Schulen allerdings steigt um die Hälfte auf 215 Schulen (20 % der Schulen), um bis
2030 durch die demografischen Zunahmen wieder leicht auf 200 abzunehmen. Zwischen 2015 und 2020 wächst in diesem
Szenario die Zahl der gefährdeten kleinen Schulen auf ein Viertel. Zwischen 2020 und 2030 bleiben in einem zweigliedrigen
Schulsystem die Verhältnisse weitgehend stabil.
Mittelfristig (2020) zeichnen sich jedoch in einigen Landkreisen Probleme mit der wohnortnahen Schulversorgung ab. In elf
Landkreisen werden nur die Hälfte oder sogar weniger der im Jahr 2009 bestehenden Schulen trotz der Aufnahme der Real- und
Wirtschaftsschüler die wünschenswerte Zweizügigkeit erreichen. Dies ist teils auf besondere demografische Entwicklung und
teils auf schwache Übertrittsquoten in die Realschulen und damit geringeren Zugewinnen durch die Zusammenlegung in diesen
Regionen zurückzuführen. Es handelt sich dabei um die Landkreise Amberg-Sulzbach, Cham, Bamberg, Bayreuth, Wunsiedel i.
Fichtelgebirge, Weißenburg-Gunzenhausen, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt, Altötting und Traunstein. Die wohnortnahe
Schulversorgung wird in diesen Landkreisen lückenhaft. Für sie ist eine weitere Zusammenfassung des Bildungsangebots
angezeigt. In jedem Fall spricht die sehr unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Kreisen dafür, dass regional angemessene
Konzepte für jeden Kreis vor Ort erarbeitet werden sollten.
Resümee:
Viele bis zum Jahr 2015 gefährdete wohnortnahe Haupt- bzw. Mittelschulen können durch eine Zusammenführung von Mittel-,
Real- und Wirtschaftsschulen stabilisiert und vor einer Schließung nachhaltig bewahrt werden.
15 Dabei werden der demografische Schülerrückgang von 16,1 % und eine Steigerung der Übertrittsquote in die Gymnasien um weitere 2,5 % von 37,1 % auf
39,6 % berücksichtigt.
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