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Die Zukunft der wohnortnahen Schule in Bayern.pdf - BLLV

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1. Der Stand des <strong>wohnortnahen</strong> Schulangebots <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong><br />

<strong>Die</strong> sog. „Bildungsexpansion“ zwischen 1970 und 1980 brachte die Schullandschaft <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> <strong>in</strong> Bewegung: Es wurden damals<br />

472 Hauptschulen (m<strong>in</strong>us 21 %) geschlossen, 48 Gymnasien (plus 14 %) und 35 Realschule (plus 12 %) neu gegründet. Danach<br />

blieben die Übertrittsquoten und Schulverhältnisse <strong>in</strong> <strong>Bayern</strong> relativ stabil. <strong>Die</strong> Zahl <strong>der</strong> Hauptschulen nahm ab 1980 bis 2000<br />

nur um 6 % ab, die Zahl <strong>der</strong> Gymnasien und Realschulen nahm nur ger<strong>in</strong>gfügig zu. Mit <strong>der</strong> fl ächendeckenden E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong><br />

sechsstufi gen Realschule im Jahr 2000 und dem Landtagsbeschluss im Jahr 2004, alle Teilhauptschulen zu schließen, än<strong>der</strong>ten<br />

sich die Verhältnisse <strong>in</strong> kürzester Zeit radikal. 584 Hauptschulen (m<strong>in</strong>us 35 %) mussten <strong>in</strong>nerhalb von zehn Jahren schließen,<br />

darunter 97 voll ausgebaute Hauptschulen mit den Jahrgangsstufen 5 bis 9. Gleichzeitig entstanden 28 neue Realschulen und<br />

13 neue Gymnasien.<br />

Der im Schuljahr 2010/2011 begonnene Zusammenschluss von Hauptschulen im Rahmen von Schulverbünden zu Mittelschulen<br />

stellt die Vorstufe <strong>der</strong> Zentralisierung <strong>der</strong> Haupt-/Mittelschulen <strong>in</strong> Schulzentren vergleichbar den Realschulen und Gymnasien<br />

dar. <strong>Die</strong>se politische Weichenstellung wird <strong>in</strong> den nächsten drei Jahren zu zahlreichen weiteren Schulschließungen und damit<br />

zum Ende <strong>der</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong> im Sekundarbereich I führen, falls ke<strong>in</strong>e alternativen <strong>Schule</strong>ntwicklungskonzepte umgesetzt<br />

werden, wie dies <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n bereits erfolgreich erfolgt.<br />

Hauptschulen waren bislang – im Gegensatz zu Realschulen und Gymnasien – wohnortnahe <strong>Schule</strong>n. <strong>Die</strong> Bedeutung wohnortnaher<br />

<strong>Schule</strong>n liegt dar<strong>in</strong>, dass sie <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den verankert s<strong>in</strong>d und bei <strong>der</strong> ländlichen Bevölkerung relativ hohe Akzeptanz<br />

genießen. Wohnortnahe <strong>Schule</strong>n spielen für die örtliche Wirtschaft, die örtlichen Vere<strong>in</strong>e, den örtlichen E<strong>in</strong>zelhandel und für<br />

die Attraktivität von Geme<strong>in</strong>den für junge Familien e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. <strong>Die</strong> <strong>wohnortnahen</strong> <strong>Schule</strong>n werden durch das <strong>der</strong>zeitige<br />

Schulsterben aber massiv gefährdet. Regionale Ungleichheiten und Entwicklungsprobleme ländlicher Regionen werden durch<br />

das Fehlen e<strong>in</strong>es <strong>wohnortnahen</strong> schulischen Angebotes weiter beschleunigt.<br />

Ist diese Entwicklung unausweichlich? Ist sie <strong>der</strong> Preis für e<strong>in</strong> differenziertes Schulwesen? <strong>Die</strong>se Fragen werden <strong>in</strong> vorliegen<strong>der</strong><br />

Untersuchung anhand konkreter regionaler Daten für alle Landkreise <strong>Bayern</strong>s dargestellt. Grundlage s<strong>in</strong>d die Statistiken des<br />

Bayerischen Landesamtes und des Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isteriums für Unterricht und Kultus.<br />

Ursache <strong>der</strong> bevorstehenden Schulschließungen ist e<strong>in</strong> starker Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen an Haupt- und Mittelschulen, <strong>der</strong><br />

übrigens <strong>in</strong> wenigen Jahren auch die Realschulen erreichen wird. <strong>Die</strong>ser Rückgang erlaubt es nicht mehr, entsprechende Unterrichtsangebote<br />

regional vorzuhalten, ohne dass die Frage <strong>der</strong> Schulstruktur und des effi zienten Ressourcene<strong>in</strong>satzes gestellt<br />

werden muss. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund ist es dr<strong>in</strong>gend erfor<strong>der</strong>lich, sich damit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen, wie die weitere Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Schülerzahlen im Haupt-/Mittelschulbereich aussehen wird.<br />

Das statistische Landesamt liefert uns folgende Zahlen: Gab es im Schuljahr 2000/01 noch 323.000 Hauptschüler, so wurden<br />

im Schuljahr 2010/11 nur mehr 220.000 Hauptschüler registriert (m<strong>in</strong>us 32 %). <strong>Die</strong> amtliche Prognose sagt für das Schuljahr<br />

2015/16 noch 172.000 (m<strong>in</strong>us 47 % von 2000/01), für das Jahr 2020/21 154.000 (m<strong>in</strong>us 52 % von 2000/01) und für das<br />

Schuljahr 2030/31 151.000 Hauptschüler voraus1 . Bislang lag die amtliche Prognose allerd<strong>in</strong>gs immer signifi kant höher als die<br />

tatsächlichen Zahlen, so dass damit zu rechnen ist, dass die Schülerzahl deutlich niedriger se<strong>in</strong> wird als bislang prognostiziert.<br />

Folgende Faktoren s<strong>in</strong>d für den Rückgang <strong>der</strong> Schülerzahlen an den Hauptschulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit und <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong><br />

ausschlaggebend:<br />

• die demografi sche Entwicklung<br />

• Wan<strong>der</strong>ung und Alterstruktur<br />

• steigende Übertrittsquoten an Realschulen und Gymnasien<br />

1 Bayerisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Unterricht und Kultus (KM): Schüler- und Absolventenprognose 2010, München 2010, Tab 5, S. 23<br />

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