2009/10 - Rabanus-Maurus-Schule
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<strong>2009</strong>/<strong>10</strong><br />
Ein Gedeck für Frida Kahlo<br />
und Salvador Dalí<br />
Eine Hommage an die Künstler Kahlo und Dalí, die durch ihre surreale Malweise<br />
weltbekannt sind, fertigten die Schüler des Grundkurses Kunst in Form eines Stilllebens.<br />
Bildzitate verweisen auf die symbolträchtigen Kunstwerke, in denen bei beiden<br />
Künstlern deren spektakuläres Leben deutlich wird.<br />
I n der Auseinandersetzung mit dem Werk Frida<br />
Kahlos ist mir besonders in Erinnerung geblieben,<br />
wie sehr Kahlo zu Lebzeiten litt und dabei<br />
vor allem durch ihre schlimmen körperlichen Leiden<br />
geplagt war. Diese und auch ihre psychischen Leiden<br />
arbeitete Kahlo höchst eindrücklich in ihren Bildern<br />
auf. Als Beispiel hierfür kann das Werk „Ein paar kleine<br />
Dolchstiche“ (1935) dienen, das mich unter anderem für<br />
mein eigenes Bild inspiriert hat. Eine Zeitungsreportage<br />
über einen Mord, der aus Eifersucht an einer Frau<br />
verübt wurde, lieferte Kahlo die Anregung zu diesem<br />
Bild. Die sehr grausame und blutige Darstellung dieses<br />
Mordes lässt sich wie die meisten ihrer Werke mit Kahlos<br />
persönlicher Situation in Verbindung bringen. Während<br />
der Erstehungszeit des Bildes war das Verhältnis<br />
zu ihrem Mann Diego Rivera derart problematisch, dass<br />
offenbar nur die Symbolik ihrer Malerei ihr Luft verschaffen<br />
konnte. Die durch brutale männliche Gewalt<br />
hervorgerufenen Wunden, die auf dem Bild zu sehen<br />
sind, scheinen für ihre emotionale Verletztheit zu stehen.<br />
Das „männliche“ Messer als Waffe, Verletzung und<br />
Blut tauchen deshalb in meinem eigenen Bild wieder<br />
auf.<br />
Ein zweites Bild, das mir außerdem der Inspiration diente,<br />
ist das Ölbild „Henry Ford Hospital“ oder „Das fliegende<br />
Bett“ (1932). Mit diesem Werk verdeutlicht Kahlo<br />
die Qual ihrer missglückten Schwangerschaft. Hier wird<br />
das Symbol der Schnecke verwendet, das ich für mein<br />
Bild übernommen habe. Als Lebens- und Sexualsymbol<br />
findet sich die Schnecke allerdings auch in anderen<br />
Darstellungen Kahlos (etwa Doppelbildnis „Diego und<br />
ich“, 1944).<br />
„Indianische Kulturen betrachten sie (die Schnecke), ihres<br />
schützenden Gehäuses wegen, als Symbol für Empfängnis,<br />
Schwangerschaft und Geburt. Sie wird mit dem<br />
zu- und abnehmenden Mond in Verbindung gebracht,<br />
in Anlehnung an ihr Hervortreten und ihr Sichzurückziehen,<br />
was auch den weiblichen Zyklus und damit die<br />
weibliche Sexualität schlechthin symbolisiert“ (A. Kettenmann:<br />
Kahlo, Köln, 2007).<br />
Von Frida Kahlos 143 Bildern sind 55 Selbstbildnisse, die<br />
deshalb besonders bezeichnend für Kahlos Werk sind.<br />
Aus diesem Grund habe auch ich ein Bildnis von Frida<br />
Kahlo gemalt. Die Träne in ihrem Gesicht steht in starkem<br />
Kontrast zu Kahlos starrem und ausdruckslosen<br />
Blick, wie auch auf anderen Bildern Kahlos (etwa „Die<br />
Zerbrochene Säule“, 1944), und zur dargestellten grausamen<br />
Symbolik.<br />
Blätter, ähnlich denen, die ich in meinem Bild dargestellt<br />
habe, sind ferner zentrale Motive bei Kahlo, so<br />
wie in „Meine Amme und ich“ (1937) und beinahe allen<br />
Brustporträts. Unter sattgrünen Blättern finden sich<br />
auch hellgrüne, fast weiße Blätter; abgestorben und<br />
verblichen als Symbol für den Tod und die Vergänglichkeit<br />
oder auch rückseitig, um auf die Doppeldeutigkeit<br />
der Darstellung hinzuweisen.<br />
Nele Albrecht