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2009/10 - Rabanus-Maurus-Schule

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<strong>2009</strong>/<strong>10</strong><br />

Fulda–Anchorage/Alaska<br />

Welcome to Fulda!<br />

N<br />

eulich mittags als ich – ein Schüler der Jgst. 11 – in die Mensa kam, bemerkte<br />

ich zwei junge Schülerinnen, wahrscheinlich Sextanerinnen. Sie waren so kurz,<br />

dass es ihnen nicht gelang, ein Plakat an der Fensterfront oberhalb des Tresens zu<br />

befestigen. Nett wie ich bin, bot ich natürlich meine Hilfe an. Während ich das Plakat<br />

an das Fenster hielt und die Mädchen sich mit dem Tesafilm abmühten, betrachtete<br />

ich das Plakat. Das eine sollte wohl ein gemalter Hamburger sein, das andere vielleicht<br />

ein Apfel. „Welcome to Fulda!“ stand in bunten Buchstaben geschrieben – und eine<br />

Europa-Flagge war zu sehen. Äh, Moment… Europa? „Hey, Kleine, Eure Europafahne<br />

sieht etwas merkwürdig aus…“ „Das ist doch keine Europafahne! Das ist eine Alaskaflagge<br />

– flag of Alaska!“ riefen die Mädchen und grinsten.<br />

Alaska? Was um alles in der Welt hat unsere <strong>Schule</strong> mit Alaska zu tun? Noch bevor ich<br />

meine Frage stellen konnte, redete eines der beiden Mädchen drauf los. „Wir haben<br />

eine Partnerklasse an der Rilke <strong>Schule</strong> in Anchorage, das ist in Alaska, das ist in Amerika,<br />

mit denen schreiben wir uns in Englisch immer mal Briefe und Emails und die<br />

kommen morgen hierher! Wir müssen jetzt los, die Klasse noch aufräumen und Stühle<br />

ranschleppen. Irgendwo müssen die ja sitzen. Byebye!“<br />

Okay. Alaska. Nordpol? Weihnachtsmann? Eskimos? Iglus? Ich nehme mir vor, die<br />

Augen in den nächsten Tagen offenzuhalten, ob ich tatsächlich einen Eskimo zu Gesicht<br />

bekommen würde. Wer weiß, so eine hübsche Eskimoschülerin!?! Aber warum<br />

um alles in der Welt Alaskaner, oder wie auch immer die heißen, an unserer <strong>Schule</strong>?<br />

Andererseits, nach China fahren wir ja auch, warum also keine englischsprechenden<br />

Eskimos?<br />

Als ich drei Tage später morgens aufwache, fällt mir die Sache mit Alaska wieder ein.<br />

Komisch. Mir sind bisher keine Eskimos an der <strong>Schule</strong> aufgefallen. Heute werde ich<br />

drauf achten. Zweite Stunde, Englisch. Hinter dem Lehrer kommt ein Typ in die Klasse.<br />

Wohl Referendar. Was für ein Freak, er hat kurze Hosen und Sandalen an. „Ladies and<br />

Gentlemen, this is Mr. Beaty. He’s from Alaska and he wants to talk with you about his<br />

country of origin. Please ask questions.”<br />

Ach! Na, das erklärt die Sandalen. Heute hats so 12 Grad, das ist für Eskimos wohl<br />

Hochsommer. „Well, before I start talking: no, it doesn’t feel like heat to me – actually<br />

right now Alaska has higher temperatures than Fulda. I just messed up with picking<br />

the right clothes this morning.”<br />

Fotos: Gemeinsamer Besuch der Wartburg | teachers on tour |<br />

Die Besichtigung des Point Alpha<br />

Im Laufe der Stunde erzählt dieser Mr. Beaty einige Dinge<br />

über Alaska. Dass Anchorage gar nicht die Hauptstadt<br />

ist und dass es nur drei größere Straßen gibt. Dass<br />

die Eskimos im Norden leben, in den Städten aber ganz<br />

normale Menschen wie wir in ganz normalen Häusern<br />

leben. Dass es einen Müllservice gibt, der die Tonnen in<br />

den Garagen abholt, weil, wenn sie draußen stünden,<br />

Bären den Müll ständig durchwühlen würden. Dass<br />

es viele Renntiere und Elche gibt – wobei ich mir mit<br />

meinen Englischkenntnissen nicht sicher genug bin, ob<br />

moose und elk nun dasselbe ist oder nicht. Er erzählt<br />

etwas von Exxon und der Pipeline und ich muss mir<br />

eingestehen, dass mein Wissen in dieser Hinsicht doch<br />

eher limitiert ist.<br />

Schließlich fragt ihn jemand nach der Schülergruppe.<br />

Erstaunt stellen wir fest, dass er Lehrer ist und dass die<br />

Schüler, die zweieinhalb Wochen an unserer <strong>Schule</strong><br />

sind, alle zwischen <strong>10</strong> und 12 Jahre alt sind. Soviel zu<br />

einer hübschen Eskimoschülerin… Herr Beaty teilt nun<br />

unserem Englischlehrer mit, dass die amerikanischen<br />

Schüler Referate vorbereitet hätten und er fragt, ob wir<br />

Interesse hätten, dass zwei Schülerinnen ihr Referat in<br />

unserem Kurs halten könnten. Wir tun unsere Zustimmung<br />

deutlich kund – und sind tatsächlich einmal gespannt<br />

auf die nächste Englischstunde.<br />

Das wird dann wirklich zum Erlebnis. Die beiden kleinen<br />

Mädchen, die da in der nächsten Stunde vor der Klasse<br />

stehen, scheinen sehr aufgeregt zu sein. Sie denken, sie<br />

müssten ihr Referat auf Deutsch halten, welches sie, wie<br />

wir später erfahren, seit der 4. Klasse lernen. Sie haben<br />

jeden Tag je zur Hälfte alle Stunden auf Deutsch und<br />

auf Englisch. Im ersten Referat geht es um Schulleben<br />

in Alaska. Zufrieden stelle ich fest, dass ich irgendwann<br />

im Englischunterricht etwas gelernt habe, denn ich<br />

erinnere mich daran, dass es eine Primary, Junior und<br />

Senior Highschool gibt, dass die Highschool Schüler in<br />

Freshmen, Juniors und Seniors eingeteilt werden, dass<br />

man viele Wahlmöglichkeiten beim Stundenplan hat<br />

und fast drei Monate lang Sommerferien.

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