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2009/10 - Rabanus-Maurus-Schule

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D as Rätsel Dali — Der Versuch eines indirekten Portraits des Surrea- Dali, der zu Lebzeiten durch Obszönitäten und Skandalisten<br />

Salvador Dali. 1938 veröffentlicht Salvador Dali sein Werk „L’Enigma le immer wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit<br />

d’Hitler“ („Das Rätsel Hitler“), eine Schenkung Dalis an den spanischen Staat. Mein sucht, inszeniert im Verlauf seines Lebens immer stärker<br />

Bild ist an dieses Werk angelehnt. Sowohl die Bildaufteilung als auch die Motive des sich selbst anstelle seiner Werke zum surrealistischen<br />

Tellers, des beschädigten Telefonhörers und des Regenschirms finden sich in beiden Kunstwerk. Widersprüchliche und provozierende Aus-<br />

Bildern. Es bezeugt Dalis Interesse für den Deutschen Diktator ebenso wie seine Wertsagen sind Markenzeichen des Künstlers. Nach seinem<br />

schätzung für Franzisco Franco als Anpassung an den politischen Zeitgeist.<br />

großen Erfolg treibt er seinen Größenwahn in exzentri-<br />

Dieser Zusammenhang erlebt seine Zuspitzung in der Wiedergabe eines Fotos, das sche Ausmaße. Der bekennende Monarchist vermarktet<br />

Dali mit dem spanischen Diktator zeigt. Es steht im Mittelpunkt des Bildes und wird sein Image und zelebriert sich selbst als König. Seinen<br />

dem Betrachter sozusagen auf einem Teller serviert. Zerknittert und farblos ersetzt es üppigen Lebensstil und seine Gewinnsucht („Salvador<br />

das Bild Hitlers, das im Original zu sehen ist und präsentiert das unrühmliche Verhält- Dali that’s me is very rich and Dali loves tremendously<br />

nis als eine Kritik an dem rätselhaften Leben jenes Künstlers.<br />

money – and gold.“) lebt er in der Öffentlichkeit aus.<br />

Die Szene wird von einem rot-gelben Muster umgeben, das sich auf der Fassade des 1942 formt André Breton aus Salvador Dalis Namen das<br />

von Dali errichteten Museum in seiner Heimatstadt Figueres wiederfindet. Das Muse- Anagramm „Avida Dollars“ (süchtig nach Dollars).<br />

um, vielleicht der letzte Höhepunkt einer lebenslangen Selbstinszenierung, konnte Was immer ihn zum Spielen dieser Rolle trieb, ob sei-<br />

1974 nur durch das Wohlwollen Francos errichtet werden. Dafür ist der Surrealist bene Einsamkeit oder eine schwierige Kindheit, er überreit,<br />

den Diktator mehrfach zu besuchen und ihn großzügig Geschenke entgegenzuschritt moralische Grenzen ohne Rücksicht auf die Gebringen.sellschaft.<br />

Die entstandene monströse Figur, die bereit<br />

Schon zu Lebzeiten führt Dalis Sympathie für das Regime Francos zu Kritik. Nach pro- war, mit einem Diktator zu kooperieren und von Skan-<br />

faschistischen Äußerungen wie „Franco I believe is probably the only intelligent man dal zu Skandal eilte, entwuchs der Kunst. Die Selbstin-<br />

today in politics.“ und der Veröffentlichung des beschriebenen Bildes schließen die szenierung macht Dali selbst zu einem surrealistischen<br />

surrealistischen Künstler um André Breton Dali 1939 aus ihren Reihen aus. Dali reagiert Kunstwerk, zu einem umstrittenen Popstar, irgendwo<br />

darauf mit dem Ausspruch „Es gibt keinen Surrealismus. – Der Surrealismus, das bin<br />

ich!“, eine Aussage, die passender zu seinem eigenen Leben nicht sein könnte. Sie fin-<br />

zwischen Genie und Wahnsinn.<br />

det sich auf dem Tellerrand wieder und umrahmt das Foto als Resümee seines Lebens. Viktor Kreß<br />

27 Berichte aus dem Schulleben Kunst<br />

<strong>2009</strong>/<strong>10</strong>

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