2009/10 - Rabanus-Maurus-Schule
2009/10 - Rabanus-Maurus-Schule
2009/10 - Rabanus-Maurus-Schule
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
D as Rätsel Dali — Der Versuch eines indirekten Portraits des Surrea- Dali, der zu Lebzeiten durch Obszönitäten und Skandalisten<br />
Salvador Dali. 1938 veröffentlicht Salvador Dali sein Werk „L’Enigma le immer wieder die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit<br />
d’Hitler“ („Das Rätsel Hitler“), eine Schenkung Dalis an den spanischen Staat. Mein sucht, inszeniert im Verlauf seines Lebens immer stärker<br />
Bild ist an dieses Werk angelehnt. Sowohl die Bildaufteilung als auch die Motive des sich selbst anstelle seiner Werke zum surrealistischen<br />
Tellers, des beschädigten Telefonhörers und des Regenschirms finden sich in beiden Kunstwerk. Widersprüchliche und provozierende Aus-<br />
Bildern. Es bezeugt Dalis Interesse für den Deutschen Diktator ebenso wie seine Wertsagen sind Markenzeichen des Künstlers. Nach seinem<br />
schätzung für Franzisco Franco als Anpassung an den politischen Zeitgeist.<br />
großen Erfolg treibt er seinen Größenwahn in exzentri-<br />
Dieser Zusammenhang erlebt seine Zuspitzung in der Wiedergabe eines Fotos, das sche Ausmaße. Der bekennende Monarchist vermarktet<br />
Dali mit dem spanischen Diktator zeigt. Es steht im Mittelpunkt des Bildes und wird sein Image und zelebriert sich selbst als König. Seinen<br />
dem Betrachter sozusagen auf einem Teller serviert. Zerknittert und farblos ersetzt es üppigen Lebensstil und seine Gewinnsucht („Salvador<br />
das Bild Hitlers, das im Original zu sehen ist und präsentiert das unrühmliche Verhält- Dali that’s me is very rich and Dali loves tremendously<br />
nis als eine Kritik an dem rätselhaften Leben jenes Künstlers.<br />
money – and gold.“) lebt er in der Öffentlichkeit aus.<br />
Die Szene wird von einem rot-gelben Muster umgeben, das sich auf der Fassade des 1942 formt André Breton aus Salvador Dalis Namen das<br />
von Dali errichteten Museum in seiner Heimatstadt Figueres wiederfindet. Das Muse- Anagramm „Avida Dollars“ (süchtig nach Dollars).<br />
um, vielleicht der letzte Höhepunkt einer lebenslangen Selbstinszenierung, konnte Was immer ihn zum Spielen dieser Rolle trieb, ob sei-<br />
1974 nur durch das Wohlwollen Francos errichtet werden. Dafür ist der Surrealist bene Einsamkeit oder eine schwierige Kindheit, er überreit,<br />
den Diktator mehrfach zu besuchen und ihn großzügig Geschenke entgegenzuschritt moralische Grenzen ohne Rücksicht auf die Gebringen.sellschaft.<br />
Die entstandene monströse Figur, die bereit<br />
Schon zu Lebzeiten führt Dalis Sympathie für das Regime Francos zu Kritik. Nach pro- war, mit einem Diktator zu kooperieren und von Skan-<br />
faschistischen Äußerungen wie „Franco I believe is probably the only intelligent man dal zu Skandal eilte, entwuchs der Kunst. Die Selbstin-<br />
today in politics.“ und der Veröffentlichung des beschriebenen Bildes schließen die szenierung macht Dali selbst zu einem surrealistischen<br />
surrealistischen Künstler um André Breton Dali 1939 aus ihren Reihen aus. Dali reagiert Kunstwerk, zu einem umstrittenen Popstar, irgendwo<br />
darauf mit dem Ausspruch „Es gibt keinen Surrealismus. – Der Surrealismus, das bin<br />
ich!“, eine Aussage, die passender zu seinem eigenen Leben nicht sein könnte. Sie fin-<br />
zwischen Genie und Wahnsinn.<br />
det sich auf dem Tellerrand wieder und umrahmt das Foto als Resümee seines Lebens. Viktor Kreß<br />
27 Berichte aus dem Schulleben Kunst<br />
<strong>2009</strong>/<strong>10</strong>