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Demographischer Wandel und Fachkräftebedarf - Kuratorium der ...

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eschäftigungspolitischen Bedeutung in beson<strong>der</strong>em Fokus.<br />

Gleichzeitig werden gerade an Ausbildungsordnungen unterschiedlichste<br />

Ansprüche gestellt. Ausbildungsordnungen<br />

sollen insbeson<strong>der</strong>e:<br />

● einzelbetriebsunabhängige Mindestqualifi kationen des<br />

Berufs beschreiben<br />

● praxisnah <strong>und</strong> in den Betrieben rasch umsetzbar sein, dabei<br />

die Spezialisierungsbedürfnisse <strong>der</strong> Betriebe berücksichtigen<br />

● technikneutral <strong>und</strong> zukunftsoffen formuliert werden<br />

● verbindliche <strong>und</strong> justitiable Vorschriften liefern<br />

● bildungspolitische Vorgaben berücksichtigen <strong>und</strong> entsprechende<br />

Entwicklungen beför<strong>der</strong>n<br />

In diesem Kontext hat in den letzten Jahren – nicht zuletzt vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Entwicklung eines kompetenzbasierten<br />

Europäischen Qualifi kationsrahmens – die For<strong>der</strong>ung nach<br />

einer kompetenzorientierten Formulierung <strong>und</strong> Ausgestaltung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungsordnungen an Nachdruck gewonnen.<br />

Bildungspolitiker, Wissenschaftler <strong>und</strong> zahlreiche weitere<br />

Akteure, die bei <strong>der</strong> Gestaltung von Ausbildungsordnungen<br />

mitwirken, sehen in dieser Ausrichtung einen Weg, die zum<br />

Teil gegeneinan<strong>der</strong>stehenden Ansprüche an die Ausbildungsordnungen<br />

so weit wie möglich zu befriedigen. Problematisch<br />

wird dieser Ansatz dadurch, dass es bis heute kein einheitliches<br />

Verständnis des Kompetenzbegriffs gibt, <strong>der</strong> sowohl<br />

den wissenschaftlich-analytischen Anfor<strong>der</strong>ungen als auch<br />

den ausbildungspraktischen Ansprüchen genügt.<br />

Nach dem Verständnis des Deutschen Handwerks stellt das<br />

im Berufsbildungsgesetz (BBiG) verankerte Ziel des Erwerbs<br />

<strong>der</strong> berufl ichen Handlungsfähigkeit den Ausgangspunkt <strong>der</strong><br />

Diskussion zur praxisnahen <strong>und</strong> kompetenzbasierten Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Ausbildungsordnungen dar. Berufl iche Handlungsfähigkeit<br />

zeichnet sich dabei durch das Vorhandensein notwendiger<br />

berufl icher Fertigkeiten, Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten aus<br />

(§1, Abs. 3 BBiG). Ausbildungsordnungen müssen in erster<br />

Linie diesen Katalog <strong>der</strong> notwendigen Elemente beschreiben<br />

<strong>und</strong> die entsprechenden Anfor<strong>der</strong>ungen für die Gesellenprüfungen<br />

defi nieren.<br />

Die Diskussion zur kompetenzbasierten Ausgestaltung wird<br />

vom Deutschen Handwerk insofern relativ entspannt geführt,<br />

da die berufl iche Handlungsfähigkeit den wesentlichen<br />

Bereich <strong>der</strong> berufl ichen Handlungskompetenz umfasst. Zur<br />

berufl ichen Handlungskompetenz wird die berufl iche Handlungsfähigkeit<br />

durch die Bereitschaft des Kompetenzträgers,<br />

seine Fähigkeit in berufl ichen Anfor<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong> Handlungssituationen<br />

einzusetzen. Auch die aktuellen Ausbildungsordnungen<br />

tragen somit im Kern schon einer kompetenzorientierte<br />

Ausrichtung Rechnung. Hinzu tritt <strong>der</strong> vermehrte Einsatz<br />

handlungsorientierter Prüfungsinstrumente <strong>und</strong> -szenarien,<br />

was ebenfalls bereits eine Stärkung <strong>der</strong> Kompetenzorientierung<br />

in <strong>der</strong> Ausbildung zur Folge hat.<br />

Schwächen weisen die aktuellen Ausbildungsordnungen aber<br />

insbeson<strong>der</strong>e noch bei <strong>der</strong> konsequenten kompetenzorientierten<br />

Formulierung auf. Nach Ansicht des Deutschen Handwerks<br />

sollte jede kompetenzorientierte Ausbildungsordnung<br />

an den entsprechenden Stellen die Verknüpfung <strong>der</strong> notwendigen<br />

Inhalte mit den erfor<strong>der</strong>lichen Verhaltensbeschreibungen<br />

<strong>und</strong> den typischen situativen Rahmenbedingungen<br />

beschreiben. Eine Formulierung in diesem Sinne fi ndet sich<br />

zum Beispiel im Ausbildungsrahmenplan <strong>der</strong> Ausbildung<br />

Fotomedienfachmann/-frau:<br />

Inhaltskomponente Situationskomponente Verhaltenskomponente<br />

Eigenschaften <strong>und</strong> Anwendungsmöglichkeiten<br />

von Waren…<br />

…unter Berücksichtigung<br />

ökologischer,<br />

wirtschaftlicher, sicherheitsrelevanter<br />

<strong>und</strong><br />

rechtlicher Aspekte…<br />

…darstellen.<br />

Im Dreiklang dieser Elemente kann es gelingen, berufstypische<br />

Handlungsanfor<strong>der</strong>ungen einzelbetriebsunabhängig<br />

zu beschreiben. Gleichzeitig werden den Ausbildungsbetrieben<br />

verständliche Vorgaben gemacht, die sie im Kontext ihrer<br />

Ausbildungstätigkeit praxisbezogen konkretisieren können,<br />

ohne dass es hierfür weitreichen<strong>der</strong> Erläuterungen bedarf.<br />

Auf Basis dieser Formulierungen gelingt es nach Überzeugung<br />

des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH)<br />

auch besser, berufstypische Anfor<strong>der</strong>ungssituationen als<br />

Gr<strong>und</strong>lage einer praxisorientierten, aussagekräftigen <strong>und</strong><br />

nachvollziehbaren Gesellenprüfung <strong>und</strong> zur geschäftsprozessorientierten<br />

Strukturierung des Ausbildungsrahmenplans<br />

zu defi nieren.<br />

Wichtig ist dabei, dass die in <strong>der</strong> Wissenschaft analytisch vorgenommene<br />

Trennung <strong>der</strong> berufl ichen Handlungskompetenz<br />

z. B. in die Dimensionen Fach-, Methoden- <strong>und</strong> Sozialkompetenz<br />

mit Blick auf die Ausbildungspraxis überw<strong>und</strong>en wird.<br />

Die für die wissenschaftliche Diskussion hilfreiche Differenzierung<br />

führt bei <strong>der</strong> Gestaltung von Ausbildungsordnungen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Durchführung von Gesellenprüfungen unweigerlich<br />

zu Problemen, da sich berufl iche Handlungskompetenz eben<br />

gerade nicht in einer isolierten Anwendung <strong>der</strong> Kompetenzdimensionen<br />

zeigt, son<strong>der</strong>n durch ihre integrative Verwendung<br />

zur Bewältigung <strong>der</strong> berufstypischen Anfor<strong>der</strong>ungssituation.<br />

Wünschenswert wäre, dass Ausbildungsordnungen zukünftig<br />

die Beschreibung <strong>der</strong> berufstypischen Anfor<strong>der</strong>ungs- <strong>und</strong><br />

Handlungssituationen noch stärker berücksichtigen. Für<br />

den ZDH bedeutet dies, dass sich das Ausbildungsberufsbild,<br />

<strong>der</strong> Ausbildungsrahmenplan <strong>und</strong> die Beschreibung <strong>der</strong><br />

Prüfungsanfor<strong>der</strong>ungen an den berufstypischen Arbeits- <strong>und</strong><br />

Geschäftsprozessen orientieren sollten. Hierzu hat das Handwerk<br />

mit seinem Ausbildungsstrukturkonzept „Ganzheitlich –<br />

Passgenau – Anschlussfähig“ einen Vorschlag unterbreitet.<br />

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