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Demographischer Wandel und Fachkräftebedarf - Kuratorium der ...

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Aus qualitativen Studien ist bekannt, dass es ‚Verständigungslücken‘<br />

zwischen den Ausbildungsbeteiligten gibt, die<br />

Gründe für Belastungen <strong>und</strong> Stress sein können <strong>und</strong> durch<br />

eine systematische Ausbildungsberatung <strong>und</strong> -mediation geschlossen<br />

werden können, um statt Alkoholkonsum zu aktiven<br />

Strategien <strong>der</strong> Konfl iktbearbeitung geführt zu werden<br />

(vgl. auch Betriebsvereinbarungen z. B. <strong>der</strong> Miele AG o<strong>der</strong><br />

die BIBB-Dienstvereinbarung). Wesentlich sind auch das betriebliche<br />

Leitbild; Schulungen für Auszubildende, Ausbil<strong>der</strong>,<br />

Personaler zur Bildung eines Netzwerks.<br />

Oliver Eichhorn<br />

Suchtprobleme bei Auszubildenden<br />

Was können wir tun?<br />

Ein klare Haltung <strong>und</strong> konsequentes Vorgehen bei dem Thema<br />

Drogen im Ausbildungsbereich ist die Gr<strong>und</strong>lage, negativen<br />

Entwicklungen durch Suchtmittel im Unternehmen<br />

vorzubeugen. Drogen die von Auszubildenden überwiegend<br />

konsumiert werden sind:<br />

● Chemische Drogen, wie Amphetamine („Speed“) <strong>und</strong> Ecstasy-Pillen<br />

● Cannabis (Marihuana, Haschisch), laut Drogenbericht<br />

2008 <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esregierung haben in <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong><br />

12- bis 25-Jährigen bereits 28% Erfahrungen mit Cannabis<br />

Einstiegsdroge Nr. 1 bleibt jedoch immer noch Alkohol. In<br />

<strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> 12- bis 17-Jährigen praktizieren 20%<br />

innerhalb eines Monats mindestens einmal Binge-Drinking<br />

(Rauschtrinken).<br />

Folgende Aussagen tätigten Auszubildende zu Suchtmitteln:<br />

„Pillen werfe ich mir wirklich nicht regelmäßig ein, aber auf <strong>der</strong><br />

richtigen Party, im richtigen Moment, ist es genau <strong>der</strong> Kick <strong>der</strong><br />

noch fehlt ...“, „Was soll daran schlimm sein, wenn ich am Wochenende<br />

mit meinen Fre<strong>und</strong>en gediegen eine Tüte rauche.<br />

An<strong>der</strong>e trinken jeden Tag Alkohol, das fi nde ich schlimm.“,<br />

„Warum soll ich illegale Drogen konsumieren, wir leben doch<br />

hier in <strong>der</strong> Drogenanbauregion Nr. 1. Schauen Sie sich doch<br />

nur einmal den Weinfestkalen<strong>der</strong> an ...“.<br />

Auf die Frage „Woran könnten Sie einen suchtproblematischen<br />

Auszubildenden erkennen?“, kommen spontan Begriffe<br />

wie: kommt zu spät, gerötete Augen, große Pupillen,<br />

Konzentrationsstörungen, schwankende Arbeitsergebnisse,<br />

Unruhe, isoliert sich ...<br />

Auffälligkeiten im Zusammenhang mit Suchtmitteln lassen<br />

sich in drei Bereiche glie<strong>der</strong>n:<br />

● Arbeitsverhalten<br />

● Sozialverhalten<br />

● äußere Erscheinung<br />

Es gibt keinen „Lackmustest“, <strong>der</strong> bei einer gewissen Konstellation<br />

von Auffälligkeiten den eindeutigen Nachweis erbringt,<br />

dass ein Suchtproblem vorliegt. In <strong>der</strong> Praxis ergibt sich in <strong>der</strong><br />

Gesamtschau <strong>der</strong> Auffälligkeiten ein Bild, das den Hinweis<br />

auf eine mögliche Suchtmittelproblematik nährt. Eine Empfehlung<br />

ist es immer auf das „Bauchgefühl“ zu achten, in <strong>der</strong><br />

Art, dass etwas im Einzelfall nicht stimmt, bzw. nicht passt. Es<br />

geht auch nicht darum zu wissen, ob jemand drogenabhängig<br />

o<strong>der</strong> laut Defi nition sich noch im Stadium des Missbrauchs befi<br />

ndet. Entscheidend sind die Auffälligkeiten des Verhaltens.<br />

Hier kann ein Hebel angesetzt werden.<br />

Mögliche „Fettnäpfe“ im konkreten Verdachtsfall sind Formulierungen<br />

wie: „Ich war doch früher auch einmal jung <strong>und</strong> habe<br />

einen über den Durst getrunken, lass es einfach bleiben <strong>und</strong><br />

dann ist alles in Ordnung.“ o<strong>der</strong> „Ich habe da einige Dinge über<br />

dich gehört, die mir gar nicht gefallen ... Reiß dich doch bitte<br />

zusammen o<strong>der</strong> ich muss etwas unternehmen!“.<br />

Günstige Rahmenbedingungen für eine Intervention bei dem<br />

Verdacht einer Suchtmittelproblematik mit Auszubildenden:<br />

● Sprechen Sie den an<strong>der</strong>en am besten an, wenn er alleine<br />

ist, also ohne Publikum.<br />

● Fragen Sie ihn, ob er kurz Zeit hat:<br />

– „Kann ich Sie mal kurz unter vier Augen sprechen, es<br />

wäre mir wichtig.“<br />

– „Haben Sie einmal kurz Zeit, da ist etwas, über das ich<br />

mit Ihnen reden möchte.“<br />

● Es gibt einen Anlass <strong>und</strong> es ist wichtig, dass Sie es ansprechen<br />

<strong>und</strong> zwar möglichst konkret!<br />

● Sprechen Sie den an<strong>der</strong>en an, ohne zu dramatisieren: So<br />

werden Auseinan<strong>der</strong>setzungen entschärft.<br />

Zur Gesprächsvorbereitung sind folgende Fragen hilfreich:<br />

● Was will ich mit dem Gespräch erreichen?<br />

● Welche Verhaltensweisen/Vorkommnisse bereiten mir<br />

Sorgen?<br />

● Wie will ich das Gespräch beginnen?<br />

● Wie wird <strong>der</strong> Auszubildende vermutlich reagieren?<br />

● Wie kann ich mich verhalten, damit es nicht zu einem<br />

Schlagabtausch kommt?<br />

● Welche Vereinbarungen möchte ich treffen?<br />

● Welche ehrlich gemeinte Wertschätzung kann ich einbringen?<br />

Methoden <strong>der</strong> konfrontativen Gesprächsführung <strong>und</strong> Maßnahmen<br />

zur Erhöhung des „konstruktiven Leidensdrucks“ gehören<br />

(im besten Fall) <strong>der</strong> Vergangenheit an. Auch die Auffassung,<br />

dass ein Süchtiger immer erst ganz unten ankommen<br />

muss, bevor er etwas än<strong>der</strong>t, können als überholt <strong>und</strong> nicht<br />

mehr zeitgemäß angesehen werden. D. h. im Umkehrschluss<br />

nicht, dass suchtmittelauffällige Auszubildende in „Watte<br />

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