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European Journal of Medical Research - Deutsche AIDS ...

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June 27, 2007 EUROPEAN JOURNAL OF MEDICAL RESEARCH<br />

5<br />

Prävention unter den Bedingungen des „Neuen <strong>AIDS</strong>“ aufgegriffen.<br />

Muss heute auch die Primärprävention „anders denken“, um<br />

die alten Erfolge auch in Zukunft fortschreiben zu können?<br />

A.ER.13<br />

Syphilis und HIV in Südafrika:<br />

ein Übertragungsweg, zwei Epidemiologien<br />

Preiser W. 1 , Allen R. 2 , van Zyl G.U. 1<br />

1 Faculty <strong>of</strong> Health Sciences, Stellenbosch Universiteit, Division<br />

<strong>of</strong> <strong>Medical</strong> Virology, Tygerberg, South Africa, 2 University <strong>of</strong><br />

Stellenbosch, Department <strong>of</strong> Philosophy, Tygerberg, South Africa<br />

Die Syphilis gelangte vermutlich ab dem 17. Jahrhundert mit<br />

den Europäern nach Südafrika. Ihre Ausbreitung folgte dem<br />

Vordringen der weißen Einwanderer und explodierte förmlich<br />

seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als zur Ausbeutung<br />

der enormen Bodenschätze das Wanderarbeiter-System<br />

eingeführt wurde. Bereits 1949 beschrieb Sidney Kark im<br />

South African <strong>Medical</strong> <strong>Journal</strong> (Nachdruck Int J Epidemiol,<br />

April 2003) die Wechselwirkung zwischen den sozio-politischen<br />

Verhältnissen und der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten.<br />

Unter dem Apartheidsregime fand er jedoch kein<br />

Gehör. HIV erreichte das Land in zwei Wellen: Die erste Anfang<br />

der 1980er Jahre über die westliche Welt (v.a. MSM;<br />

Weiße; Subtyp HIV-1 B), die zweite, heute bei weitem dominierende,<br />

etwas später von Norden (v.a. heterosexuell und<br />

vertikal; Schwarze; Subtyp HIV-1 C). Die HIV-Prävalenz in<br />

der Gesamtbevölkerung Südafrikas wird auf 10,8 %<br />

geschätzt, mit signifikanten Unterschieden zwischen den<br />

Geschlechtern (male 13,3%, female 8,2%), den Bevölkerungsgruppen<br />

(Schwarze 13,3%, Farbige 1,9%, Inder 1,6%,<br />

Weiße 0,6%) und den Provinzen (Extreme KwaZulu-Natal<br />

16,5%, Westkap 1,9%).<br />

Alljährlich durchgeführte repräsentative Stichproben zur<br />

HIV- und Syphilis-Seroprävalenz bei schwangeren Frauen<br />

zeigen für HIV einen Anstieg von 17,0% 1997 auf 30,2%<br />

2005; hingegen sank der Wert für Syphilis (Rapid Plasma<br />

Reagin-Test) im gleichen Zeitraum von 11,2% auf 2,7%. Der<br />

verzeichnete Rückgang der Syphilis-Zahlen wird u.a. der<br />

verbesserten syndromischen STD-Behandlung zugeschrieben;<br />

ein Erfolg der HIV-Präventionskampagnen allerdings läßt<br />

sich durch die Daten kaum belegen.<br />

Analysiert man diese Zahlen weiter, so zeigen sich – ganz<br />

anders als in den Industrieländern – trotz gemeinsamer Übertragungswege<br />

wesentliche Unterschiede zwischen den Epidemien.<br />

So hatte die Provinz Westkap 2005 mit 15,7% die<br />

niedrigste HIV-, mit 4,0% jedoch die dritthöchste Syphilis-<br />

Prävalenz. Dies weist auf Bevölkerungsgruppen-spezifische<br />

Faktoren hin, die sich auf die beiden Infektionskrankheiten in<br />

unterschiedlicher Weise auswirken.<br />

Nichtsdestotrotz bleiben zahlreiche von Kark´s Beobachtungen<br />

und Analysen zur Syphilis weiterhin gültig und<br />

nehmen in vieler Hinsicht die Ausbreitung von HIV 40 Jahre<br />

später vorweg: "old crisis, new agent".<br />

A.ER.14<br />

Kondom und Sex – gehört das zusammen?<br />

Nagel S. 1<br />

1 freie Arztpraxis, Düsseldorf, Germany<br />

Unter allgemein gesundheitlichen und präventiven Gesichtspunkten<br />

gehören Kondome und Sex durchaus zusammen und<br />

werden nach dem heutigen Stand des Wissens wohl noch für<br />

längere Zeit ein festes Paar bilden müssen. Unter Gesichtspunkten<br />

der biologischen Funktion und des körperlichen wie<br />

emotionalen Erlebens von Sexualität bilden Kondom und Sex<br />

ein definitives Gegensatzpaar und können nicht zusammengehören.<br />

Das Kondom, so klar seine Notwendigkeit unter rationalen<br />

Gesichtspunkten begründbar sein mag, steht im Widerspruch<br />

zum Prinzip des Schleimhaut-Sperma-Kontaktes, der<br />

sowohl für die Erfüllung des Fortpflanzungsprinzips wie aller<br />

darüber hinausreichenden Funktionen von Sexualität unbedingt<br />

erforderlich, der aber zudem essentiell für ein befriedigendes<br />

inneres Erleben von Sexualität ist. Hinzu treten die für<br />

viele höhere Primaten typischen Aspekte einer eng an Sexualität<br />

gekoppelten Neigung zu Risikoverhalten und zur Lust am<br />

Tabubruch. Die so entstehende fundamentale Spannung zwischen<br />

gesundheitlicher Notwendigkeit zum Kondomgebrauch<br />

auf der einen und einer Sexualität, die ohne Kondomgebrauch<br />

größere äußere und innere Erfüllung findet, auf der anderen<br />

Seite muß bei künftigen Präventionsbemühungen ausreichend<br />

berücksichtigt werden, wenn sie erfolgreich sein sollen.<br />

Neben dem Kondomgebrauch sollten daher Überlegungen zu<br />

Strategien eines individuell spezifizierten, bewussten und begründeten<br />

Risikomanagements Eingang in die Debatte finden.<br />

A.ER.15<br />

HIV und Hepatitis in deutschen Haftanstalten:<br />

Verpasste Präventionschancen und mangelndes<br />

Äquivalenzprinzip<br />

Weilandt C. 1 , Stöver H. 2<br />

1 WIAD Wissenschaftliches Institut der Ärzte Deutschlands,<br />

Bonn, Germany, 2 Universität Bremen, Bremer Institut für<br />

Drogenforschung, Bremen, Germany<br />

“Prisons are among the most unhealthy places in our societies."<br />

(WHO 2001) In Deutschland sind an einem gegebenen<br />

Tag knapp 80.000 Menschen inhaftiert, jährlich durchlaufen<br />

ca. 250.000 Menschen die Justizvollzugsanstalten. In den<br />

Gefängnissen findet sich eine überproportional starke Verbreitung<br />

von gesundheitlichen Belastungen und Erkrankungen<br />

wie Drogen- und Alkoholabhängigkeit, Infektionskrankheiten<br />

(HIV/Hepatitis), psychischen Störungen, Hygieneproblemen,<br />

Überbelegungen, Bewegungseinschränkungen und alle Formen<br />

von Gewalt. Gleichzeitig sind die Möglichkeiten zur Bewältigung<br />

dieser gesundheitlichen Belastungen stark eingeschränkt<br />

(personelle Ressourcen, eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten,<br />

inadäquate Problemwahrnehmung).<br />

Prävention und Intervention im Vollzug sind erschwert aufgrund<br />

überwiegender Belegung mit Menschen aus unteren<br />

sozialen Schichten mit geringem Bildungs- und Ausbildungsniveau,<br />

und einem hohen Anteil ethnischer Minoritäten.<br />

Über die gesundheitliche Lage von Menschen in Deutschlands<br />

Haftanstalten existieren kaum zusammenfassenden<br />

Erkenntnisse. Bisher existieren im Strafvollzug keine systematisierende<br />

Forschung und Dokumentation zur gesundheitlichen<br />

Lage und Versorgung der Gefangenen, die zur Planungssicherheit<br />

von Gesundheitsversorgung genutzt werden<br />

könnten, obwohl die Institution Strafvollzug einen weitgehend<br />

konstanten Zugang zu den „Probanden“ über längere<br />

Zeiteinheiten und Messzeitpunkte gewährleisten kann. Aufgrund<br />

dieses fehlenden systematisierten Überblicks über die<br />

gesundheitliche Lage und Versorgung der Gefangenen (und<br />

Bediensteten) erwächst der Eindruck fehlender Vergleichbarkeit<br />

mit der "Normalbevölkerung", hoher Intransparenz

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