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European Journal of Medical Research - Deutsche AIDS ...

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8 EUROPEAN JOURNAL OF MEDICAL RESEARCH<br />

June 27, 2007<br />

vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen. Die<br />

evidenzbasierte Sexualerziehung an den Schulen orientiert<br />

sich am Recht auf sexuelle Gesundheit, nachdem Evaluationen<br />

zeigten, dass abstinenzorientierte Sexualerziehung<br />

wirkungslos ist.<br />

Um die Ausbreitung von HIV in Gruppen mit hoher Prävalenz<br />

effizienter zu bremsen orientiert man sich an den Ländern<br />

mit generalisierter Epidemie, welche die Prävention<br />

methodisch schon 2010 bedeutend weiter entwickelt hatten. In<br />

jedem Land definieren Staat und NGOs aufgrund fundierter<br />

und vergleichbarer epidemiologischer Daten des ECDC die<br />

Zielgruppen. NGOs haben in einigen Ländern Prozesse<br />

gewonnen, welche die Staaten zu evidenz-basierten Programmen<br />

für gefährdete Gruppen verpflichten. Insbesondere<br />

Spritzentausch- und Substitutionsprogramme sind nun europaweiter<br />

Standard.<br />

Am schwierigsten war es, die behandelnden ÄrztInnen von<br />

HIV-PatientInnen in die Prävention einzubeziehen. Das diesbezügliche<br />

Ziel war zwar unbestritten: «In festen, diskordanten<br />

Partnerschaften gibt es keine HIV-Übertragungen». Aber<br />

erst allmählich konnte als Konsens etabliert werden, dass mit<br />

der Diagnose einer HIV-Infektion auch die Prävention unter<br />

Einbezug der festen PartnerInnen von HIV-diagnostizierten<br />

PatientInnen zur ärztlichen Daueraufgabe und Verantwortung<br />

gehört. Verhältnispräventive Massnahmen ermöglichten,<br />

kostenintensive Kampagnen zur direkten Verhaltensbeinflussung<br />

zurückzunehmen. In der EU gilt z.B. seit 2010 die<br />

Vorschrift, dass an Orten, wo Sex ermöglicht wird, gratis<br />

Präservative, Gleitmittel und Informationen angeboten werden<br />

müssen (Bordelle, Swingerclubs, Saunen, Gaststätten mit<br />

Darkraum etc.)<br />

Die internationale Zusammenarbeit ist zur Selbstverständlichkeit<br />

geworden. Unter anderem haben UN<strong>AIDS</strong>/<br />

WHO Europa ein vernetztes 3rd Generation Surveillance System<br />

eingeführt, das neben Epidemiologie und Verhaltensmonitoring<br />

auch Interventions-Surveillance beinhaltet.<br />

A.ER.22<br />

Das deutsche Projekt Lifeboat - ein audiovisueller<br />

Wegweiser für positive Mutterschaft<br />

Langanke H. 1 , Maiguashca M. 2<br />

1 Projekt Lifeboat, Köln, Germany, 2 Paper House Films,<br />

Amsterdam, Netherlands<br />

Ziele: Frauen mit HIV und ihr Umfeld wissen <strong>of</strong>t zu wenig<br />

über ihre Möglichkeiten, schwanger zu werden und gesunde<br />

Kinder zu bekommen. Auch in der Öffentlichkeit und bei vielen<br />

Fachleuten sind nicht alle nötigen Informationen vorhanden,<br />

um betr<strong>of</strong>fenen Frauen die erforderlichen Hilfen und Unterstützung<br />

anbieten zu können. Das deutsche Projekt<br />

Lifeboat will diese Wissenslücken mit einem audiovisuellen<br />

Wegweiser auf DVD schließen. Außerdem will das Projekt<br />

Lifeboat Frauen und Mütter mit HIV stärken, damit sie die<br />

Übertragungsrisiken für ihre Kinder minimieren können.<br />

Methodik: Das deutsche Lifeboat ist ein Zweig des internationalen<br />

Projekts Lifeboat. Alle Lifeboat-Projekte vermitteln<br />

ihre Botschaften und Informationen mit Kurzfilmen. In<br />

Deutschland werden bis zu zehn solcher Kurzfilme für eine<br />

DVD produziert. Die Inhalte und die Gestaltung dieser Kurzfilme<br />

werden im Rahmen von peer involvement von Frauen<br />

mit HIV, auch von Frauen mit Migrationshintergrund, selbst<br />

bestimmt; ExpertInnen begleiten das Projekt beratend und zur<br />

Qualitätssicherung. Neben den Kurzfilmen enthalten die DVD<br />

weiterführende Informationen zum Thema Schwangerschaft<br />

und HIV. Alle diese Informationen sind durch aktive Links<br />

unmittelbar als Wegweiser zu einschlägigen Seiten im Internet<br />

zu nutzen.<br />

Ergebnis: Die DVD eignet sich für vielfältige Einsatzmöglichkeiten.<br />

Sie kann in der Arbeit von Beratungsstellen<br />

genutzt werden, um Frauen mit HIV, MultiplikatorInnen<br />

und breite Öffentlichkeit über die Themen HIV und<br />

Schwangerschaft aufzuklären. Die Kurzfilme sind auch als<br />

Spots für Wartezimmer in Medizinbetrieb oder für Spendenaufrufe<br />

geeignet. Die engagierte Mitarbeit von Frauen und<br />

Müttern mit HIV an den Kurzfilmen führt zu einer Stärkung<br />

ihrer <strong>of</strong>t besonders vulnerablen Lebenssituation.<br />

Schlussfolgerung: DVD sind ein niedrigschwelliges und<br />

vielfältig einsetzbares Medium für die audiovisuelle Vermittlung<br />

von Inhalten. Die Beteiligung der Zielgruppe an der<br />

Entwicklung von Medien für ihre Peers ist essentiell für die<br />

passgenaue Formulierung und Präsentation der gewünschten<br />

Botschaften und Informationen. Authentische Beiträge werden<br />

von Fachleuten in der Beratung, der medizinischen Behandlung<br />

und in der Öffentlichkeitsarbeit mit größerem Erfolg<br />

eingesetzt.<br />

A.ER.23<br />

Neurologische Erkrankungen bei Frauen mit<br />

HIV/<strong>AIDS</strong><br />

Arendt G. 1 , Jäger Y. 1<br />

1 Universitätsklinikum Düsseldorf, Neurologie, Düsseldorf,<br />

Germany<br />

Einleitung: Bei HIV-1-positiven Patienten wird sehr viel<br />

über einen geschlechts-spezifischen Krankheitsverlauf spekuliert.<br />

Erwiesen ist, dass Frauen bei einer niedrigeren Plasmaviruslast<br />

(VL) und bei höheren CD4+-Zellzahlen sterben<br />

als Männer. Ob neurologische Krankheitsmanifestationen<br />

ebenfalls geschlechts-spezifische Besonderheiten aufweisen,<br />

ist unklar.<br />

Methodik: In der Düsseldorfer Neuro-<strong>AIDS</strong>-Kohorte wurde<br />

der Krankheitsverlauf von 1693 Männern und 253 Frauen hinsichtlich<br />

Alter bei Diagnosestellung, Mortalität, Krankheitsdauer,<br />

Krankheitsprogression und neurologischer Systemmanifestationen<br />

verglichen.<br />

Ergebnisse: Es zeigte sich, dass Frauen bei Diagnosestellung<br />

signifikant jünger sind als Männer. Hinsichtlich Krankheitsdauer,<br />

Krankheitsprogression und Mortalität bestanden keine<br />

geschlechtsspezifischen Unterschiede. Nach Adjustierung der<br />

Daten hinsichtlich Alter, Ausbildung, Hauptbetr<strong>of</strong>fenengruppen,<br />

CD4-Zellzahl und HI-Viruslast im Plasma zeigte sich,<br />

dass Frauen nach einer sechsjährigen Infektionsdauer signifikant<br />

häufiger an einer Demenz erkranken als Männer.<br />

Auch cerebrale opportunistische Infektionen sind häufiger.<br />

Diese Unterschiede sind sowohl vor als auch nach Einführung<br />

der hochaktiven antiretroviralen Therapie (HAART) zu<br />

beobachten. Peripher-nervöse Erkrankungen treten bei Männern<br />

und Frauen in gleicher Häufigkeit auf.<br />

Diskussion: Bei der Analyse geschlechtsspezifischer Unterschiede<br />

in einer großen Kohorte HIV-positiver Männer und<br />

Frauen zeigten sich Unterschiede insbesondere im Alter bei<br />

Diagnosestellung und bei der Manifestation neurologischer<br />

Komplikationen nach mehrjährigem Krankheitsverlauf. Da<br />

diese Unterschiede unabhängig vom Zeitpunkt des Therapiebeginns<br />

und der Wahl der applizierten antiretroviralen<br />

Medikamente waren, müssen andere Faktoren eine Rolle spie-

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