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GF_Basel_03-2015

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90 KOLUMNE<br />

Die Strassen-Initiative – eine verkehrspolitische<br />

Schicksalsabstimmung<br />

PATRICK ERNY<br />

Projektleiter Politik<br />

Gewerbeverband <strong>Basel</strong>-Stadt<br />

Elisabethenstrasse 23<br />

Postfach 332<br />

CH-4010 <strong>Basel</strong><br />

Telefon +41 (0)61 227 50 50<br />

Telefax +41 (0)61 227 50 51<br />

p.erny@gewerbe-basel.ch<br />

www.gewerbe-basel.ch<br />

www.xing.com/net/gvbs<br />

www.twitter.com/gewerbebasel<br />

Man sollte bekanntlich vorsichtig sein mit Superlativen.<br />

So erleben wir unterdessen alle paar Jahre DAS Jahrhunderthochwasser,<br />

und es ereignen sich jährlich<br />

Stürme oder Hitzewellen von nie dagewesenem Ausmass.<br />

Und doch muss gesagt sein: Im Herbst kommt ein verkehrspolitisches<br />

Unwetter auf <strong>Basel</strong> zu, wie wir es kaum je erlebt haben: die zerstörerische<br />

Strassen-Initiative des VCS und der nicht minder radikale Gegenvorschlag<br />

des Grossen Rats. Am 15. November stimmt der Kanton<br />

<strong>Basel</strong>-Stadt über seine verkehrspolitische Zukunft ab.<br />

Um was geht es? Sowohl die Initiative als auch der Gegenvorschlag verlangen<br />

eine systematische und umfassende Bevorteilung des Fuss-,<br />

Velo- und öffentlichen Verkehrs gegenüber dem motorisierten Individualverkehr<br />

auf sämtlichen verkehrsorientierten Strassen im Kanton<br />

<strong>Basel</strong>-Stadt. Dies vor dem Hintergrund, die schwächsten Verkehrsteilnehmer<br />

stärken zu wollen. Leider ist aber genau das Gegenteil der Fall:<br />

Initiative als auch Gegenvorschlag schwächen sämtliche Verkehrsträger<br />

in erheblichem Masse.<br />

Die konsequente Umsetzung von Initiative oder Gegenvorschlag hätte<br />

zur Folge, dass auf den verkehrsorientierten Strassen im Kanton<br />

<strong>Basel</strong>-Stadt bis zu 1 900 Parkplätze verschwinden würden und dass<br />

mehrspurige Fahrbahnen respektive Vorsortierstreifen aufgehoben<br />

werden müssten. Wo die nötigen Ausbauten der Trottoirs, Radwege<br />

und öV-Spuren nicht möglich sind, wäre Tempo 30 zu signalisieren.<br />

Sogar Tempo 20 wäre möglich. All dies hätte einen massiven Kapazitätsabbau<br />

für den motorisierten Individualverkehr, Parkplatz-Suchverkehr<br />

in den Quartieren und noch viel mehr Stau als heute zur Folge.<br />

Dies würde ironischerweise gerade die schwächsten Verkehrsteilnehmer<br />

– die Fussgänger und Velofahrer – in ihrer Sicherheit am stärksten<br />

treffen.<br />

Für die regionale Wirtschaft stellt eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur<br />

einen essenziellen Standortfaktor dar. Mit Blick auf die durch<br />

die Frankenstärke ohnehin angespannte Wirtschaftslage wäre die Annahme<br />

der Initiative oder des Gegenvorschlags ein empfindlicher Schlag<br />

für den Standort <strong>Basel</strong>. Es ist zentral, dass die Verkehrsinfrastruktur<br />

nach den Bedürfnissen ihrer Nutzer ausgerichtet wird. Diese sind sehr<br />

vielfältig. Aus diesem Grund braucht es eine ganzheitliche Verkehrspolitik<br />

und nicht eine, welche die einzelnen Verkehrsträger gegeneinander<br />

ausspielt.<br />

Am 15. November werden die verkehrspolitischen Weichen gestellt. <strong>Basel</strong><br />

hat die Wahl zwischen einer einseitigen, wachstumsfeindlichen und<br />

zutiefst egoistischen oder einer ausgleichenden, modernen und offenen<br />

Verkehrsplanung. Wenn sich <strong>Basel</strong> nicht zu einem zweiten Ballenberg<br />

zurückentwickeln soll, gibt es nur eine Lösung: 2 x nein zur VCS-Strassen-<br />

Initiative und zum Gegenvorschlag des Grossen Rats! Unter diesen Vorzeichen<br />

von einer Schicksalsabstimmung für <strong>Basel</strong> zu sprechen ist somit<br />

sicher nicht übertrieben.<br />

GESCHÄFTSFÜHRER <strong>03</strong> : : <strong>2015</strong>

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