Gemeinschafts- diagnose
20151008_gd_herbst_gutachten
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Europa<br />
sionsschwelle. Der Aufschwung dürfte im Prognosezeitraum<br />
daher weiterhin vom privaten Konsum deutliche<br />
Impulse erhalten. Die Realeinkommen profitieren von<br />
den stabilen Preisen. Auch die Erhöhung des Mindestlohns<br />
auf ein Niveau, das den Lebensunterhalt sichern<br />
soll („living wage“) im April 2016 dürfte die Einkommensentwicklung<br />
ab nächstem Jahr zumindest vorübergehend<br />
stützen. Die kräftige Zunahme der Konsumausgaben<br />
spiegelt sich allerdings auch in einer Zunahme<br />
der Verschuldung der privaten Haushalte wider,<br />
die mittelfristig dämpfend wirken könnte. Die Investitionen<br />
dürften im Prognosezeitraum hingegen wenig<br />
an Schwung gewinnen, denn die Unternehmen werden<br />
sich wohl bis zum Referendum über die Mitgliedschaft<br />
in der EU im Jahr 2016 oder 2017 mit ihrer Investitionsbereitschaft<br />
zurückhalten.<br />
Die Finanzpolitik wird ihren Konsolidierungskurs voraussichtlich<br />
fortsetzen. Die neue britische Regierung<br />
legte im Juli ein Budget vor, das eine deutliche Verbesserung<br />
des strukturellen Finanzierungssaldos im<br />
Prognosezeitraum vorsieht. Die Finanzpolitik wirkt<br />
daher dämpfend auf die Konjunktur. Von Seiten der<br />
Geldpolitik ist für nächstes Jahr mit Zinserhöhungen<br />
zu rechnen. Angesichts der niedrigen Inflationsraten<br />
und der Tatsache, dass noch keine Überauslastung der<br />
Produktionskapazitäten zu beobachten ist, dürften diese<br />
allerdings gering ausfallen. Die Institute erwarten<br />
im Prognosezeitraum keine Rückführung des ausstehenden<br />
Volumens der von der Bank von England angekauften<br />
Staatsanleihen.<br />
Alles in allem rechnen die Institute mit einem Zuwachs<br />
der gesamtwirtschaftlichen Produktion von 2,5 Prozent<br />
im Jahr 2015. Im Jahr 2016 dürfte der Produktionsanstieg<br />
mit 2,4 Prozent etwas schwächer ausfallen. Die<br />
Verbraucherpreise werden in diesem Jahr voraussichtlich<br />
nicht steigen, da die geringen Energiepreise und die<br />
Aufwertung des Pfund den Preisauftrieb dämpfen. Im<br />
nächsten Jahr dürften diese Effekte wegfallen, so dass<br />
der moderate binnenwirtschaftliche Preisauftrieb auf<br />
die Verbraucherpreise durchschlägt. Die Inflation wird<br />
jedoch während des gesamten Prognosezeitraums weit<br />
unter der 2 Prozent-Zielmarke der Bank von England<br />
bleiben. Mit der Fortsetzung des Aufschwungs dürfte<br />
auch die Arbeitslosenquote weiter zurückgehen. Im<br />
Jahr 2015 wird sie voraussichtlich 5,5 Prozent und im<br />
Jahr 2016 5,2 Prozent betragen.<br />
Konjunktur in den mittel- und<br />
osteuropäische Mitgliedsländern<br />
der Europäischen Union weiter robust<br />
In den mittel- und osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten<br />
expandiert die Wirtschaftsleistung seit Herbst 2014<br />
recht kräftig. Am stärksten erhöhte sich die Produktion<br />
Tabelle 2.3<br />
Eckdaten zur Wirtschaftsentwicklung im Euroraum<br />
in Tschechien, wo die Produktion im ersten Halbjahr<br />
2015 um 3,2 Prozent höher lag als im Halbjahr zuvor.<br />
Kroatien hat in diesem Jahr seine langjährige Rezession<br />
hinter sich gelassen. Die Nettoexporte lieferten einen<br />
positiven Wachstumsbeitrag und der Konsum entwickelte<br />
sich infolge der Einkommensteuerreform leicht<br />
positiv. Dagegen leidet wie schon im vergangenen Jahr<br />
die baltische Wirtschaft unter der Krise beim großen<br />
Nachbarn Russland, wenngleich die gesamtwirtschaftliche<br />
Produktion aufwärtsgerichtet bleibt.<br />
Konjunkturelle Impulse kommen von verschiedenen<br />
Seiten: Der private Konsum wird von steigenden Realeinkommen<br />
gestärkt, denn die Arbeitslosigkeit ist in den<br />
vergangenen zwei Jahren in den meisten Ländern gefallen,<br />
insgesamt um reichlich eineinhalb Prozentpunkte<br />
auf knapp acht Prozent im Jahr 2015. Auch deshalb<br />
können die Löhne deutlich steigen, während das Preisniveau<br />
in diesem wie im vergangenen Jahr wegen der<br />
gesunkenen Energiekosten in etwa gleich bleibt. In einigen<br />
Ländern (etwa in Polen und Bulgarien) ist es sogar<br />
rückläufig. Recht kräftig legen vielfach die Investitionen<br />
zu, auch dank relativ günstiger Finanzierungskonditionen.<br />
Die Leitzinsen sind im Lauf des Jahres<br />
verschiedentlich weiter gesenkt worden, in Rumänien<br />
vier Mal um jeweils 25 Basispunkte auf zuletzt 1,75 Prozent,<br />
in Ungarn fünf Mal auf zuletzt 1,35 Prozent. Anderenorts,<br />
etwa in den Mitgliedsländern des Euroraums,<br />
2014 2015 2016<br />
Veränderungen gegenüber dem Vorjahr in Prozent<br />
Reales Bruttoinlandsprodukt 0,9 1,5 1,6<br />
Privater Konsum 0,9 1,7 1,6<br />
Staatskonsum 0,8 1,3 1,0<br />
Bruttoanlageinvestitionen 1,3 1,9 2,2<br />
Vorratsveränderungen 1 −0,1 −0,2 0,0<br />
Inländische Verwendung 0,9 1,5 1,6<br />
Exporte 3,9 4,5 3,9<br />
Importe 4,2 4,8 4,2<br />
Außenbeitrag 1 0,0 0,1 0,0<br />
Verbraucherpreise 2 0,4 0,1 1,0<br />
In Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts<br />
Budgetsaldo 3 −2,4 −2,0 −1,8<br />
Leistungsbilanzsaldo 3,0 3,4 3,3<br />
In Prozent der Erwerbspersonen<br />
Arbeitslosenquote 4 11,6 11,0 10,5<br />
1 Wachstumsbeitrag.<br />
2 Harmonisierter Verbraucherpreisindex.<br />
3 Gesamtstaatlich.<br />
4 Standardisiert.<br />
Quellen: Eurostat; Europäische Kommission, ILO; Berechnungen der Institute; 2015 und 2016:<br />
Prognose der Institute.<br />
© GD Herbst 2015<br />
GD Herbst 2015<br />
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