Gemeinschafts- diagnose
20151008_gd_herbst_gutachten
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Deutschland<br />
Tabelle 3.7<br />
wurden zwar in der ersten Jahreshälfte im längerfristigen<br />
Vergleich kräftig ausgeweitet, jedoch in geringerem Maße<br />
als in der Frühjahrs<strong>diagnose</strong> erwartet. Dazu trug bei, dass<br />
der Rohölpreis im Sommer wieder leicht stieg und deshalb<br />
der Preisanstieg geringfügig stärker ausfiel; der <strong>Gemeinschafts</strong><strong>diagnose</strong><br />
liegt die technische Annahme real<br />
konstanter Ölpreise zugrunde. Vor allem aber expandierten<br />
die Lohneinkommen schwächer als erwartet; sowohl<br />
der Anstieg der Tariflöhne als auch der der Beschäftigung<br />
wurden überschätzt. Außerdem nahm die Sparquote<br />
entgegen den Erwartungen leicht zu. Angehoben wurden<br />
die Prognosen für den Staatskonsum und für die Ausrüstungsinvestitionen.<br />
Letzteres reflektiert allerdings in<br />
erster Linie eine Revision der amtlichen Daten für die<br />
zweite Jahreshälfte 2014, die für sich genommen eine um<br />
1,4 Prozentpunkte stärkere Zunahme der Investitionen<br />
in Ausrüstungsgüter in diesem Jahr impliziert. Im Verlauf<br />
des ersten Halbjahres 2015 nahmen diese hingegen sogar<br />
etwas verhaltener zu als in der <strong>Gemeinschafts</strong><strong>diagnose</strong><br />
vom Frühjahr erwartet.<br />
Ungeachtet der Tatsache, dass der Welthandel schwächer<br />
als erwartet ausgeweitet wurde, wurde die Prognose der<br />
Ausfuhren leicht angehoben. Maßgeblich dafür ist die<br />
sehr kräftige Zunahme im zweiten Quartal, während für<br />
den Prognosezeitraum eine etwas geringere Dynamik erwartet<br />
wird als im Frühjahr. Allerdings wird nunmehr auch<br />
ein geringfügig stärkerer Anstieg der Einfuhren gesehen,<br />
so dass die Folgen für den Außenbeitrag gering sind.<br />
Finanzpolitische Maßnahmen 1<br />
Belastungen (−) und Entlastungen (+) des gesamtstaatlichen Haushalts<br />
in Milliarden Euro gegenüber 2014<br />
Einnahmen der Gebietskörperschaften 2<br />
Anhebung des Grundfreibetrags, des Kinderfreibetrags, des Kindergeldes und des<br />
Kinderzuschlags, Rückgabe der kalten Progression aus den Jahren 2014/2015<br />
2015 2016<br />
−0,8 −5,5<br />
Alterseinkünftegesetz −1,1 −2,2<br />
Sonstige steuerliche Maßnahmen 3 −0,4 −0,4<br />
Ausweitung der Mautstrecken und der Lkw-Klassen 0,1 0,4<br />
Einnahmen der Sozialversicherung<br />
Erhöhung des Beitragssatzes zur sozialen Pflegeversicherung zum 1. 1. 2015<br />
um 0,3 Prozentpunkte<br />
Senkung des Beitragssatzes zur gesetzlichen Rentenversicherung zum 1. 1. 2015<br />
um 0,2 Prozentpunkte<br />
Zusatzbeitrags zur gesetzlichen Krankenversicherung: Senkung im Jahr 2015<br />
um durchschnittlich 0,1 Prozentpunkt und Erhöhung im Jahr 2016 um durchschnittlich<br />
0,1 Prozentpunkt<br />
Ausgaben der Gebietskörperschaften<br />
Zusätzliche investive Ausgaben des Bundes sowie zusätzliche investive<br />
Ausgaben finanzschwacher Kommunen aufgrund des Kommunalinvestitionsförderungsfonds<br />
Betreuungsgeld, Aufstockung der BAföG-Leistungen und Erhöhung<br />
des Wohngelds<br />
3,8 3,9<br />
−2,2 −2,3<br />
−1,2 –<br />
−1,0 −4,0<br />
−0,5 −1,0<br />
Schrittweise Abschaffung der Eigenheimzulage 0,1 0,2<br />
Ausgaben der Sozialversicherung<br />
Rentenpaket 2014 4 −6,2 −6,4<br />
Gesetz zur Neuausrichtung der Pflegeversicherung −0,7 −0,9<br />
Ausweitung der Pflegeleistungen (erstes Pflegeverstärkungsgesetz) −2,4 −2,4<br />
GKV-Versorgungsstärkungsgesetz −0,3 −0,4<br />
Reform der Strukturen der Krankenhausversorgung – −0,5<br />
Insgesamt −12,8 −21,5<br />
in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt in Prozent −0,4 −0,7<br />
Nachrichtlich:<br />
Einnahmen aus der Versteigerung von Frequenznutzungsrechten 5,1 –<br />
Die Prognose für das BIP im Jahr 2016 bleibt mit 1,8 Prozent<br />
gegenüber dem Frühjahr unverändert. Dabei sind die<br />
Änderungen bei den einzelnen Verwendungskategorien<br />
gering. Beim Staatskonsum wird aufgrund zusätzlicher<br />
Ausgaben im Zusammenhang mit Versorgung, Unterbringung<br />
und Integration von Asylsuchenden ein höherer<br />
Zuwachs erwartet, die Dynamik der Ausrüstungsinvestitionen<br />
wird etwas schwächer eingeschätzt.<br />
1 Ohne makroökonomische Rückwirkungen.<br />
2 Die Wirkungen der Steuerrechtänderungen beziehen sich auf das Kassenjahr.<br />
3 Anhebung der Tabaksteuersätze, Amtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz, Gesetz zur Änderung und Vereinfachung<br />
der Unternehmensbesteuerung und des steuerlichen Reisekostenrechts, Erhöhung des Grundfreibetrags<br />
2013 und 2014, Jahressteuergesetz 2015, Gesetz zur Anpassung des Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetzes<br />
an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts.<br />
4 „Mütterrente“, abschlagsfreier Renteneintritt für 63-Jährige mit 45 Beitragsjahren, Lebensleistungsrente,<br />
Änderungen bei Rente wegen Erwerbsunfähigkeit, Änderungen bei Leistungen wegen Rehabilitation.<br />
Quellen: BMF; Berechnungen und Schätzungen der Institute.<br />
© GD Herbst 2015<br />
Alle Änderungen der Prognose bewegen sich allerdings im<br />
Bereich der statistischen Unschärfe, wie sie bei der Erfassung<br />
des BIP oder seiner Komponenten zu beobachten ist.<br />
So wich die erste von der amtlichen Statistik veröffentlichte<br />
Veränderungsrate im Durchschnitt des Zeitraums 1993<br />
bis 2011 von der endgültigen Rate um jahresdurchschnittlich<br />
0,4 Prozentpunkte ab. Bei den Ausrüstungsinvestitionen<br />
betrug die mittlere absolute Differenz zwischen der<br />
zuerst veröffentlichten und der endgültigen Veränderungsrate<br />
sogar 1,7 Prozentpunkte.<br />
den Euro aufgelegt. Zudem dürften aus dem schon zur<br />
Mitte des Jahres 2015 zur Förderung der Investitionen<br />
in besonders finanzschwachen Kommunen aufgelegte<br />
„Kommunalinvestitionsförderungsfonds“ verstärkt<br />
Mittel abgerufen werden. Geringe Impulse sind von<br />
der Aufstockung der Sätze für das Wohngeld und der<br />
Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz<br />
(BAföG) zu erwarten. Größere Impulse gehen von<br />
Steuersenkungen aus, da zu Beginn des Jahres 2016<br />
neben der weiteren Anhebung des Grund- und des Kinderfreibetrags<br />
sowie des Kindergeldes auch die weiteren<br />
GD Herbst 2015<br />
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