08.10.2015 Views

Gemeinschafts- diagnose

20151008_gd_herbst_gutachten

20151008_gd_herbst_gutachten

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

Deutschland<br />

rung erhalten (Aufstocker). Allerdings wird die zunehmende<br />

Migration bereits in der zweiten Jahreshälfte<br />

2015 eine merkliche Erhöhung der Leistungen nach dem<br />

Asylbewerberleistungsgesetz nach sich ziehen. Vor allem<br />

aber entfalten die Mitte des vergangenen Jahres in<br />

Kraft getretenen Leistungsausweitungen im Bereich<br />

der Rentenversicherung (insbesondere die Mütterrente<br />

und die abschlagsfreie Rente ab 63 Jahren für Versicherte<br />

mit 45 Versicherungsjahren) erstmals ihre volle<br />

Budgetwirkung; zudem wurden die Renten zur Jahresmitte<br />

in Westdeutschland mit 2,1 Prozent stärker erhöht<br />

als im Vorjahr (1,7 Prozent), in Ostdeutschland abermals<br />

um 2,5 Prozent. Im Juli 2016 werden die Renten voraussichtlich<br />

um reichlich 4 Prozent angehoben. 16 Zudem<br />

werden im kommenden Jahr das Wohngeld und<br />

die BAföG-Leistungen aufgestockt.<br />

Die Bruttoinvestitionen des Staates dürften nach der<br />

schwachen Entwicklung in der ersten Jahreshälfte merklich<br />

zulegen, da sich die zusätzlichen Bundesmittel für<br />

Kindertagesstätten und Schulen sowie zum Ausbau der<br />

Verkehrsinfrastruktur nach und nach in einer erhöhten<br />

Investitionstätigkeit niederschlagen. Zudem dürften<br />

erste Mittel aus dem Kommunalinvestitionsförderungsfonds<br />

abgerufen werden, den der Bund zur Jahresmitte<br />

aufgelegt hat, um die Investitionen in finanzschwachen<br />

Kommunen zu fördern. Im kommenden Jahr wird<br />

sich der Anstieg der staatlichen Bruttoinvestitionen be-<br />

16 Die Anpassung der Renten zur Jahresmitte 2015 wird auf Grundlage der<br />

Bruttolohnentwicklung vorgenommen. Die Bruttolöhne je Arbeitnehmer erhöhten<br />

sich als Folge methodischer Änderungen bei der Revision der VGR im September<br />

2014 nur wenig, weshalb zunächst nur eine geringe Anpassung erfolgte.<br />

Im Juli 2016 wird eine Korrektur der Rentenanpassung vorgenommen, die<br />

daher entsprechend kräftiger ausfallen wird.<br />

schleunigen, weil die diversen Investitionsprogramme<br />

verstärkt genutzt werden und die Bundesregierung die<br />

investiven Staatsausgaben weiter aufgestockt hat; so<br />

werden in den Jahren 2016 bis 2018 zusätzlich 7 Milliarden<br />

Euro für die Verkehrsinfrastruktur, die digitale<br />

Infrastruktur, den Energiebereich, den Klimaschutz<br />

und die Städtebauförderung verausgabt.<br />

Die Zinsausgaben werden im Prognosezeitraum merklich<br />

sinken, weil der Staat bei der Refinanzierung fälliger<br />

Schuldtitel weiterhin von den sehr niedrigen Zinsen<br />

profitiert und sich der Abbau der Verbindlichkeiten<br />

der Abwicklungsanstalten fortsetzt.<br />

Der Budgetüberschuss des Staates dürfte im laufenden<br />

Jahr – begünstigt durch die Einmalerlöse aus der Versteigerung<br />

der Frequenznutzungsrechte – von 9 Milliarden<br />

Euro auf 23 Milliarden Euro bzw. in Relation zum<br />

Bruttoinlandsprodukt von 0,3 Prozent auf 0,8 Prozent<br />

steigen. Für das kommende Jahr wird sich der Überschuss<br />

voraussichtlich auf 13 Milliarden Euro (0,4 Prozent<br />

des BIP) verringern, da die Einnahmendynamik abnimmt,<br />

die Finanzpolitik expansiv ausgerichtet ist und<br />

Mehrausgaben im Zusammenhang mit der verstärkten<br />

Flüchtlingsmigration anfallen. Aus den Überschüssen<br />

resultiert in Verbindung mit dem sich fortsetzenden<br />

Portfolioabbau bei den staatlichen Abwicklungsanstalten<br />

und der Zunahme des Bruttoinlandsprodukts ein<br />

merklicher Rückgang der Staatsschuldenquote von 74½<br />

Prozent (2014) auf rund 67 Prozent (2016). 17<br />

17 Zum Rückgang der Staatsschuldenquote trägt der Portfolioabbau der<br />

staatlichen Abwicklungsanstalten in diesem Jahr voraussichtlich 0,7 Prozentpunkte<br />

und im kommenden Jahr 0,6 Prozentpunkte bei.<br />

GD Herbst 2015<br />

53

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!