Gemeinschafts- diagnose
20151008_gd_herbst_gutachten
20151008_gd_herbst_gutachten
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
Wirtschaftspolitik<br />
Abbildung 5.4<br />
Kursentwicklung ausgewählter<br />
Finanzmarktvariablen<br />
US Dollar<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
Spanien<br />
Euro Stoxx 50<br />
Euro Stoxx Banken<br />
Euro-Wechselkurs<br />
Yen<br />
Pfund<br />
Yuan<br />
-7,5 -5,0 -2,5 0,0 2,5 5,0 7,5<br />
Renditen auf 10-jährige Staatsanleihen<br />
-0,75 -0,50 -0,25 0,00 0,25 0,50 0,75<br />
Aktienindizes<br />
-12 -8 -4 0 4 8 12<br />
1. bis 22. Januar<br />
22. Januar bis 9. März<br />
9. März bis 21. September<br />
Quellen: Reuters; STOXX; MSCI; Berechnung der Institute.<br />
© GD Herbst 2015<br />
Unmittelbare Effekte des Anleihekaufprogramms<br />
Diese Sorge dürfte auch entscheidend für die EZB gewesen<br />
sein, ihr Anleihekaufprogramm zu erweitern. Bereits<br />
Ende letzten Jahres bereitete sie die Finanzmärkte<br />
im Rahmen ihrer Kommunikation darauf vor. Die deutlichsten<br />
Effekte konnten deshalb bereits im Vorfeld der<br />
eigentlichen Käufe abgelesen werden. So wertete der<br />
Euro zwischen Jahresanfang und der Ankündigung der<br />
Anleihekäufe am 22. Januar um fast 6 Prozent gegen-<br />
über dem US-Dollar ab (Abbildung 5.4). Auch gegenüber<br />
anderen Währungen verzeichnete der Euro in diesem<br />
Zeitraum Verluste. Die Abwertung setzte sich nach der<br />
Ankündigung zunächst fort, so dass bis zum Beginn<br />
der Anleihekäufe am 9. März beträchtliche Kursverluste<br />
gegenüber anderen Währungen zu Buche standen.<br />
Seitdem hat sich der Außenwert des Euro jedoch stabilisiert<br />
und wertete in den Sommermonaten sogar wieder<br />
etwas auf. In der Summe aber dürfte das Anleihekaufprogramm<br />
zu einer Verbesserung der preislichen<br />
Wettbewerbsfähigkeit des Euroraums geführt und somit<br />
die Konjunktur stimuliert haben.<br />
Auch die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen der vier<br />
größten Mitgliedsländer sanken bis zum Beginn der<br />
Anleihekäufe am 9. März. Allerdings sind sie seitdem<br />
zum Teil deutlich gestiegen und rentierten im September<br />
2015 durchweg höher als noch zu Beginn des Jahres,<br />
wenngleich sie in historischer Perspektive immer<br />
noch sehr niedrig sind. Insbesondere in Italien und Spanien<br />
konnten trotz der zusätzlichen Nachfrage durch<br />
die EZB erhebliche Kursverluste beobachtet werden.<br />
Eine ganz ähnliche Entwicklung zeigte sich am Aktienmarkt.<br />
Während bis zum 9. März sowohl der EuroStoxx<br />
50 als auch die im EuroStoxx 600 enthaltenen Bankaktien<br />
deutlich gestiegen waren, wurden diese Kursgewinne<br />
inzwischen wieder eingebüßt.<br />
Mit Beginn der Anleihekäufe hat das Eurosystem die<br />
Versorgung der Geschäftsbanken mit Zentralbankgeld<br />
deutlich ausgeweitet. Da das über die Refinanzierungsgeschäfte<br />
bereitgestellte Zentralbankgeld nicht im selben<br />
Maß zurückging, stieg die Überschussliquidität 39<br />
von durchschnittlich 164 Milliarden Euro im Februar<br />
auf 472 Milliarden Euro im August an. Insbesondere<br />
wurden durch die drei seit März durchgeführten gezielten<br />
längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte zusätzlich<br />
187 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.<br />
Zum einen führte die reichliche Liquiditätsausstattung<br />
des Bankensektors zu einer spürbaren Verringerung<br />
des Handelsvolumens auf den Märkten für Tagesgeld.<br />
Der im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum ohnehin<br />
sehr niedrige tägliche Umsatz fiel von durchschnittlich<br />
27 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 17 Milliarden<br />
Euro im September. Zum anderen gaben auch die<br />
Geldmarktsätze weiter nach. So sank der Zins für Übernachtausleihungen<br />
von durchschnittlich −0,05 Prozent<br />
im März auf −0,14 Prozent im September. Auch die Zinsen<br />
für 3-monatige Ausleihungen befanden sich mit<br />
durchschnittlich −0,04 Prozent im September im nega-<br />
39 Die Überschussliquidität ergibt sich als Differenz aus Einlagen der Geschäftsbanken<br />
beim Eurosystem und den Mindestreserven.<br />
68 GD Herbst 2015