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Gemeinschafts- diagnose

20151008_gd_herbst_gutachten

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Deutschland<br />

Person aufgrund ihrer politischen Überzeugung, ihrer Religion<br />

oder anderer Merkmale gezielt Rechtsverletzungen zufügt<br />

worden sein, die die Menschenwürde erheblich verletzen und<br />

die ihn aus der Gemeinschaft ausgrenzen sollen. Die Verfolgung<br />

muss dabei vom Staat ausgehen.<br />

Ein Ausländer, der von den Behörden weder als Flüchtling<br />

noch als Asylberechtigter anerkannt wird, kann Anspruch<br />

auf subsidiären Schutz gemäß § 4 Abs. 1 AsylVfG haben. Er<br />

ist schutzberechtigt, wenn ihm in seinem Herkunftsland ein<br />

ernsthafter Schaden droht. 2<br />

Wenn eine Person weder als Flüchtling bzw. Asylberechtigter<br />

anerkannt wurde, noch subsidiären Schutz genießt, kann<br />

die Geltendmachung von Abschiebeschutz geprüft werden.<br />

Eine Abschiebung kann auf Grundlage der Europäischen<br />

Menschenrechtskonvention unzulässig sein (§ 60 Abs. 5 Aufenthaltsgesetz).<br />

Weiterhin gilt ein Abschiebungsverbot, wenn<br />

der Person in ihrem Herkunftsland erhebliche konkrete Gefahr<br />

für Leib, Leben oder Freiheit droht (§ 60 Abs. 7).<br />

Von Januar bis August 2015 wurden in Deutschland insgesamt<br />

257 000 Asylanträge gestellt, mehr als doppelt so viele<br />

wie im Vorjahreszeitraum. Die tatsächliche Zahl der Asylsuchenden<br />

liegt allerdings deutlich höher, weil es zu Verzögerungen<br />

zwischen der Anmeldung von Asylgesuchen und deren<br />

Registrierung als Asylanträge durch die zuständigen Stellen<br />

gekommen ist. 3 Allein im August dürften ausweislich des<br />

sogenannten EASY-Systems, das die Verteilung ankommender<br />

Asylsuchenden auf die Bundesländer regelt, rund 100 000<br />

Schutzsuchende in Deutschland angekommen sein, bei nur<br />

rund 38 000 Asylanträgen. Der Großteil der bis August angekommenen<br />

und registrierten Asylsuchenden stammte aus den<br />

nicht zur EU gehörenden Balkanländern (45 Prozent), dahinter<br />

rangierten Flüchtlinge aus Vorderasien (31 Prozent). Nach<br />

Nationalitäten stellten die Syrer die zahlenmäßig bedeutendste<br />

Gruppe dar. Deren Zahl hat von Monat zu Monat mit hohen<br />

Raten zugenommen. Zwischen Januar und August wurden<br />

Tabelle 3.5<br />

Auswirkungen der Flüchtlingsmigration<br />

auf das Erwerbspersonenpotenzial<br />

in 1 000 Personen<br />

Asylbewerber insgesamt<br />

2015 2016<br />

Anträge im EASY-System (1) 900 600<br />

Registrierte Asylanträge (2) 629 696<br />

Laufende Asylverfahren (3) 325 671<br />

Asylbewerber im laufenden Asylverfahren<br />

erfahrungsmäßige Erwerbsquote<br />

(in Prozent)<br />

(4) 15 20<br />

Personen in Qualifizierungsmaßnahmen<br />

1 (5) 5 19<br />

Erwerbspersonen (6) = (3)∙(4) − (5) 44 115<br />

Entscheidungen durch das BAMF<br />

Entscheidungen über Asylanträge (7) 275 650<br />

Gesamtschutzquote 2 (in Prozent) (8) 38 56<br />

Positive Entscheidungen (9) = (7)∙(8) 103 366<br />

Asylbewerber mit positivem Bescheid<br />

Anteil der 14- bis 64-Jährigen 3<br />

(in Prozent)<br />

(10) 76 76<br />

Personen im erwerbsfähigen Alter (11) = (9)∙(10) 79 278<br />

Erwerbsquote (in Prozent) (12) 78 78<br />

Erwerbsfähige Personen (13) = (11)∙(12) 61 216<br />

davon in Qualifizierungsmaßnahmen (14) 16 36<br />

Erwerbspersonen (15) = (13) − (14) 45 180<br />

Gesamteffekt auf das Erwerbspersonenpotenzial<br />

(16) = (15) + (6) 89 295<br />

1 Annahme: Asylbewerber mit einer hohen Anerkennungswahrscheinlichkeit können schon während des<br />

laufenden Verfahrens an Qualifizierungsmaßnahmen teilnehmen.<br />

2 Durchschnittliche Schutzquote; im Jahresverlauf 2015 und 2016 steigt sie und liegt im Dezember 2016<br />

bei 62,4 Prozent.<br />

3 Durchschnittliche Quote.<br />

Quellen: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge; Annahmen und Berechnungen der Institute.<br />

© GD Herbst 2015<br />

2 Dazu zählen die Verhängung oder Vollstreckung der Todesstrafe,<br />

Folter, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Bestrafung,<br />

oder eine ernsthafte individuelle Bedrohung des Lebens infolge von Gewalt<br />

im Rahmen eines internationalen oder innerstaatlichen bewaffneten<br />

Konflikts.<br />

3 So wurden von Januar bis Juli dieses Jahres 216 000 neue Asylanträge<br />

registriert; die tatsächliche Zahl der Zugänge an Asylbewerbern lag<br />

aber bei 309 000. Vgl. Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (2015),<br />

Prognoseschreiben zur Zahl der im Verteilsystem EASY registrierten Personen<br />

nach § 44 Abs. 2 AsylVfG, Nürnberg.<br />

über 153 000 Asylanträge entschieden. In 38,7 Prozent der<br />

Fälle wurde Schutz gewährt; diese Schutzquote ist im Jahresverlauf<br />

stetig gestiegen und lag im Durchschnitt der Monate<br />

Juni bis August bei 46 Prozent.<br />

Der Zugang der Asylsuchenden zum deutschen Arbeitsmarkt<br />

hängt von ihrem Aufenthaltsstatus ab (Tabelle 3.4). Personen,<br />

die vom Bundesamt als Asylberechtigte und Flüchtlinge<br />

anerkannt wurden, haben grundsätzlich unbeschränkten<br />

GD Herbst 2015<br />

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