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20151008_gd_herbst_gutachten

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Deutschland<br />

keitsgruppen erheblich und deutlich stärker als im Westen<br />

expandierten (Abbildung 3.10). So wurden dort auch die<br />

Löhne von Fachkräften beachtlich angehoben. Dies war im<br />

Frühjahr der beiden vergangenen Jahre nicht zu beobachten.<br />

Vermutlich sind auch manche Arbeitnehmer, die qualifizierte<br />

Tätigkeiten ausüben, vom Mindestlohn betroffen. Vor allem<br />

dürfte aber die Einführung des Mindestlohns gerade in<br />

Ostdeutschland angesichts des dort niedrigen Lohnniveaus<br />

Übertragungseffekte ausgelöst haben: Wenn für einfache<br />

Tätigkeiten die Löhne kräftig angehoben werden, zieht dies<br />

auch Lohnanpassungen für Beschäftigte mit anspruchsvolleren<br />

Tätigkeiten nach sich, damit der frühere Abstand<br />

bei den Entgelten einigermaßen gewahrt bleibt. Im Osten<br />

hat sich der Mindestlohn offenbar auf einen großen Teil der<br />

Lohn struktur ausgewirkt.<br />

Dies wird auch darin deutlich, dass die kräftigen Lohnanhebungen<br />

– Angaben gibt es allerdings nur über die Vollzeitkräfte<br />

– in Ostdeutschland alle Wirtschaftsbereiche betrafen.<br />

Bei den Arbeitnehmern mit einfachen Jobs etwa fiel das<br />

Lohnplus im Verarbeitenden Gewerbe, der Bauwirtschaft und<br />

im Dienstleistungsbereich mit reichlich 7 Prozent ähnlich<br />

hoch aus. Innerhalb der Bereiche zeigen sich allerdings deutliche<br />

Unterschiede. Besonders stark wurden die Bruttostundenverdienste<br />

von Vollzeitkräften mit einfachen Tätigkeiten<br />

etwa im Beherbergungsgewerbe (um 32 Prozent) sowie<br />

im Handel und in den Arztpraxen (jeweils um 18 Prozent)<br />

angehoben; in diesen Zweigen kamen auch Beschäftigte<br />

mit qualifizierteren Tätigkeiten auf starke Lohnzuwächse.<br />

In den alten Bundesländern gab es indes keine sektoralen<br />

Auffälligkeiten.<br />

Abbildung 3.10<br />

Bruttostundenverdienste 1 nach Leistungsgruppen 2<br />

Veränderung gegenüber dem Vorjahresquartal in Prozent<br />

Führungskräfte<br />

Hochqual.<br />

Fachkräfte<br />

Fachkräfte<br />

Angelernte<br />

Ungelernte<br />

Minijobber<br />

Alle<br />

Führungskräfte<br />

Hochqual.<br />

Fachkräfte<br />

Fachkräfte<br />

Angelernte<br />

Ungelernte<br />

Westdeutschland 3<br />

Alle<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Ostdeutschland 4<br />

Bei den Minijobs gab es im Osten einen regelrechten Lohnsprung,<br />

denn die Bruttomonatslöhne waren im zweiten Quartal<br />

2015 um fast ein Viertel höher als ein Jahr zuvor. Auch in<br />

den westdeutschen Bundesländern legten bei den Minijobs<br />

die Löhne überdurchschnittlich zu – allerdings lediglich um<br />

3,8 Prozent. Es ist daher nicht erstaunlich, dass der Abbau<br />

von Minijobs im Osten viel stärker ausfiel als im Westen; im<br />

Osten war die Zahl der ausschließlich geringfügig Beschäftigten<br />

im Juli um rund 7 Prozent geringer als zwölf Monate<br />

zuvor, im Westen betrug der Rückgang etwa 3 Prozent.<br />

Minijobber<br />

0 5 10 15 20 25<br />

2. Quartal 2014 2. Quartal 2015<br />

1 Bruttomonatsverdienste bei den Minijobbern.<br />

2 In Betrieben mit 10 und mehr Beschäftigten; ohne Landwirtschaft und Privathaushalte.<br />

3 Einschließlich Berlin.<br />

4 Wert des Lohnanstiegs der Minijobber im 2. Quartal 2014 geschätzt.<br />

Quellen: Statistisches Bundesamt; Berechnungen der Institute.<br />

© GD Herbst 2015<br />

Die Effektivlöhne dürften im weiteren Jahresverlauf bei<br />

günstiger Arbeitsmarktlage und erhöhter Arbeitsnachfrage<br />

weiterhin kräftiger steigen als die Tariflöhne. Für<br />

das Jahr 2015 erwarten die Institute eine durchschnittliche<br />

Zunahme um 3,0 Prozent je Beschäftigten bzw.<br />

um 2,6 Prozent je Stunde. In dem geringeren Anstieg<br />

der Stundenlöhne spiegelt sich auch wider, dass zwei<br />

Arbeitstage mehr anfallen als im Vorjahr. Im Jahr 2016<br />

wird der Unterschied zwischen Tariflohn- und Effektivlohnanstieg<br />

voraussichtlich geringer sein als im laufenden<br />

Jahr, in dem die Einführung des Mindestlohns<br />

die Lohndrift erhöht hat. Die effektiven Löhne dürften<br />

GD Herbst 2015<br />

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