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153 Politikwissenschaft

Rundbrief153

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Entwicklungszusammenarbeit generieren sollen. Gleiches gilt etwa für<br />

„Security Force Assistance“ und „Partnering“, die einheimische Sicherheitskräfte<br />

dazu bringen sollen, sicherheitspolitische Ziele westlicher Staaten<br />

zu erreichen.<br />

Zugleich zeigt die koloniale Geschichte, dass es gerade lokale Eliten waren,<br />

die internationale Ordnungsvorstellungen verinnerlichten. Die „Evolués“<br />

wurden zu Trägerschichten internationaler Ordnung, zu der sie<br />

schließlich in formal unabhängigen Nationalstaaten beitrugen. In der Gegenwart<br />

ist es häufig das frühere Personal internationaler Organisationen,<br />

das in ihren Heimatländern politische Funktionen übernimmt. Dies lässt<br />

sich insbesondere in Staaten beobachten, in denen humanitäre militärische<br />

Interventionen stattfinden oder starke Abhängigkeit von IWF und<br />

Weltbank besteht.<br />

Zusammenfassung der Beiträge<br />

Alex Veit argumentierte in seinem Beitrag „Intermediäre als Träger internationalisierter<br />

Regierung“, dass Intermediäre zwischen mindestens zwei<br />

Akteuren oder Gruppen Herrschaft vermitteln. Intermediäre seien als eingebettet<br />

in interdependente (nicht notwendigerweise asymmetrische)<br />

Machtbeziehungen zu verstehen. Sie betrieben, intendiert oder unintendiert,<br />

soziale Schließung, indem sie den Zugang zu beiden Sphären, zwischen<br />

denen sie vermitteln, monopolisieren.<br />

Philipp Münch („Intervenienten und Intermediäre in Afghanistan. Die Bundeswehr<br />

und lokale Machthaber“) untersuchte am Beispiel Afghanistans,<br />

wie Intermediäre an Herrschaft teilhaben und inwiefern sie dabei von lokalen<br />

und externen Akteuren abhängig sind. Intermediäre würden sich einerseits<br />

den Normen, Symbolen und Praktiken externer Akteure anpassen,<br />

indem sie beispielsweise „westliche“ Diskurse über Menschenrechte oder<br />

Frauenrechte übernehmen. Zugleich – damit stützt das empirische Beispiel<br />

von Philipp Münch die konzeptionellen Überlegungen von Alex Veit – sei<br />

das Verhältnis zwischen externen Akteuren und Intermediären keineswegs<br />

einseitig. Die externen Akteure (im untersuchten Fall die Bundeswehr)<br />

würden Intermediäre dezidiert einbeziehen und dabei versuchen sie zu<br />

kontrollieren und einzudämmen. Zugleich sei die lokale Verankerung der<br />

Intermediäre jedoch entscheidend dafür, inwiefern diese ihre vermittelnde<br />

Funktion ausüben können.<br />

Anke Draude befasste sich in ihrem Beitrag „Broker und Brokerage: Restrukturierung<br />

eines Forschungsfelds“ mit dem Verhältnis von zwei theoretischen<br />

Konzepten: Intermediäre und Übersetzung. Sie diskutierte unterschiedliche<br />

Perspektiven in der Debatte, die entweder auf Macht oder auf<br />

Kultur fokussierten. Um die bestehenden Perspektiven produktiv zusam-<br />

Herbst 2015<br />

Nr. <strong>153</strong><br />

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