153 Politikwissenschaft

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Arbeitskreis „Politik und Religion“ A. Veröffentlichungen des Arbeitskreises: Die Ergebnisse der Jahrestagungen und andere einschlägige Studien erscheinen in der Schriftenreihe „Politik und Religion“ des Arbeitskreises, die im Springer VS-Verlag verlegt wird. Publikationen (Auswahl): Ines-Jacqueline Werkner/Oliver Hidalgo (Hrsg.): Religiöse Identitäten in politischen Konflikten, Wiesbaden 2016 (i. E.). Antonius Liedhegener/Gert Pickel (Hrsg.): Religionspolitik und Politik der Religionen in Deutschland. Fallstudien und Vergleiche, Wiesbaden 2015 (im Druck). Melanie Zurlinden: Religionsgemeinschaften in der direkten Demokratie. Handlungsräume religiöser Minderheiten in der Schweiz, Wiesbaden 2015. Ines-Jacqueline Werkner/Oliver Hidalgo (Hrsg.): Religionen – Global Player in der internationalen Politik? Wiesbaden 2014. Ahmet Cavuldak/Oliver Hidalgo/Philipp Hildmann/Holger Zapf (Hrsg.): Demokratie und Islam. Theoretische und empirische Studien, Wiesbaden 2014. Interessierte Autorinnen und Autoren sind eingeladen, Buchmanuskripte zur Veröffentlichung in dieser Schriftenreihe einzureichen. Die Arbeiten sollten eine sozialwissenschaftliche Fragestellung verfolgen und thematisch im Bereich „Politik und Religion“ angesiedelt sein. Alle Bände der Reihe werden seit 2012 einem peer-review Verfahren unterzogen. Weitere Auskünfte erteilen die Herausgeber, Antonius Liedhegener und Ines- Jacqueline Werkner (siehe Kontaktadressen unter Punkt C). Herbst 2015 Nr. <strong>153</strong> B. Tagungen 1. Die Jahrestagung 2016 zum Thema „Parteien, Kirchen und Religionsgemeinschaften vor den Herausforderungen von Flucht und Asyl in Europa“ wird voraussichtlich im November an der Universität Leipzig stattfinden. Den einschlägigen Call for Papers schaltet der Arbeitskreis im DVPW- Frühjahresrundbrief 2016. 2. Jahrestagung „Das Narrativ von der Wiederkehr der Religionen“, in Kooperation mit der Themengruppe „Transkulturell vergleichende Politische Theorie“ und der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) vom 22.–24. Juli 2015 in Wildbad Kreuth. 142
Herbst 2015 Nr. <strong>153</strong> Die gesellschaftliche Rolle der Religion wird heute unter widersprüchlichen Vorzeichen behandelt. Einerseits findet sich die säkularisierungstheoretische Vorstellung, dass die Bedeutung von Religion für die Gesellschaft insgesamt abnimmt, während Glaube und religiöse Praxis aus der Öffentlichkeit verschwinden und zur Privatsache werden. Andererseits wird behauptet, dass die Säkularisierung ein Mythos ist, der sich einer notorischen Unterschätzung der Beharrungs- und Wandlungsfähigkeit von Religion verdankt. Beide Zeitdiagnosen sind von normativen Ideen durchsetzt: Der Fortbestand der Religion wird zum Teil jubilatorisch begrüßt, weil er als Garant für individuelle Wertorientierungen interpretiert wird, die eine Integration der Gesellschaft erst ermöglichen und deren Verlust im Prozess der Säkularisierung zu befürchten sei. Auf der anderen Seite ist mit eben diesem Prozess die kontrafaktische Hoffnung auf eine ebenfalls sozialintegrativ wirkende Universalisierung von Normen verbunden, die vomr Fortbestand der Religion und ihren partikularistischen, vielleicht auch irrationalen Geltungsansprüchen behindert wird. Beide Perspektiven, die sich im populären Narrativ von der „Wiederkehr“ der Religionen begegnen, wurden im Rahmen unserer Jahrestagung 2015 thematisiert. Das Ziel der Veranstaltung bestand darin, die empirische Basis des Narrativs zu überprüfen, Theoretisierungsmöglichkeiten auszuloten und die soziale Rolle des Narrativs selbst zu diskutieren. Die unterschiedlichen Beiträge, die u. a. auch außereuropäische Perspektiven zu China und dem Nahen Osten integrierten, zeigten sowohl Bandbreite und Komplexität der Fragestellung als auch, wie schwer bisweilen eine Trennlinie zwichen Religiösem und Säkularem hinsichtlich Sprache und Anliegen zu markieren ist (Stichwort: Pegida). Jene Verwobenheit wurde zugleich mit der These Olivier Roys in Verbindung gebracht, dass die Sichtbarkeit von Religionen in einem säkularen Umfeld umso auffälliger wirken muss. Des Weiteren thematisierten mehrere Referate die Vereinnahmungsstrategien der Religion durch rechte Parteien im europäischen Raum. Die vorgestellten theoretischen und empirischen Untersuchungen eröffneten damit in der Mehrzahl Perspektiven, die die wechselseitige Abhängigkeit von Säkularisierung und Religion verdeutlichten. Erhärtet wurde zudem die Tatsache, dass vermeintlich analytische Begriffe, mit denen in diesem Feld operiert wird, ihrerseits politisch umkämpfte Begriffe sind. Die soziale Rolle des Narrativs von der Wiederkehr der Religionen wie auch des entsprechenden Gegennarrativs bleibt damit rückgebunden an die konkreten Interessen von Akteuren, die dieses Framing allerdings nur dann erfolgversprechend wählen können, wenn die Position der Gegenseite als virulent perzipiert wird. Die Ergebnisse der Jahrestagung erscheinen wie gewohnt in der Publikationsreihe des Arbeitskreises. 143
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