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153 Politikwissenschaft

Rundbrief153

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Arbeitskreis „Politik, Wissenschaft und Technik“<br />

Herbst 2015<br />

Nr. <strong>153</strong><br />

Auf dem 26. Kongress der DVPW in Duisburg veranstaltet der Arbeitskreis<br />

einen Workshop zum Thema „Wachstum, Wohlfahrt, Glück - Ökonomisches<br />

Wissen und soziale Regulierung im Wandel“. Im Zentrum stand dabei die<br />

Frage, wie sich im Zuge neuer ökonomischer Fortschrittsdiskurse (Glück,<br />

Wohlbefinden) und verhaltensökonomischer Erkenntnisse die Formen politischer<br />

Regulierung und sozialer Überwachung verändern. Mit dem Aufstieg<br />

der Verhaltensökonomie gewinnen auch experimentelle Praktiken und randomisierte<br />

Vergleichsstudien zusätzlich an Bedeutung und prägen als eine<br />

wirkungsmächtige Form politisch relevanter Evidenz den Expertendiskurs.<br />

Zudem werden in der Debatte um den „libertären Paternalismus“ bisherige<br />

Perspektiven auf das Spannungsverhältnis zwischen individueller Freiheit<br />

und sozialer Kontrolle reformuliert. Die Reichweite und Folgen dieser Entwicklungen<br />

sind bisher noch unklar.<br />

In ihrem mit großem Interesse aufgenommenen und intensiv diskutierten<br />

Vortrag zum Thema „Nudging individual health? Neue Perspektiven auf die<br />

Gesundheitspolitik“ untersuchte Kathrin Loer (FernUniversität in Hagen)<br />

die Einführung von Instrumenten der Verhaltensregulierung und des<br />

„Nudgings“ in der Gesundheitspolitik. Diese spielen eine besondere Rolle,<br />

wenn es um die Vermeidung von Gesundheitsrisiken geht. Regierungen<br />

beziehen sich zunehmend auf Erkenntnisse von Verhaltensökonomen, um<br />

die Gestaltung gesundheitspolitischer Regulierungs- und Steuerungsformen<br />

daran auszurichten. Die Einführung des „Nudgings“ steht zudem in<br />

engem Zusammenhang mit der Betonung der Eigenverantwortlichkeit für<br />

die individuelle Gesundheit. Loer stellt in ihrem Beitrag Instrumente des<br />

„Nudgings“ in den Kontext klassischer politikwissenschaftlicher Instrumententypologien<br />

und überprüft, inwiefern diese sich kategorial zuordnen und<br />

damit auch analytisch besser fassen lassen. Sie kommt zu dem Ergebnis,<br />

dass es sich bei „Nudges“ tatsächlich um einen neuartigen, edukatorische<br />

wie regulatorische Elemente verknüpfenden Instrumententyp handelt, der<br />

nicht ohne weiteres zuzuordnen ist. Nach den bisherigen Erkenntnissen<br />

könnten „Nudges“ als Katalysator für bekannte Instrumente konzeptionalisiert<br />

werden, durch den sich Instrumente und ihre Effekte deutlich wandeln.<br />

Die zukünftige Forschung zur Gesundheitspolitik – aber auch zu anderen<br />

Politikfeldern - sollte sich daher verstärkt international und intersektoral<br />

vergleichend mit diesem Instrumententypus befassen, um dessen Voraussetzungen,<br />

Mechanismen und Folgewirkungen abschätzen zu können.<br />

Holger Straßheim (HU Berlin) knüpfte in seinem Beitrag „Well-being, wellbehaving.<br />

Der Diskurs des libertären Paternalismus“ direkt an diese Thematik<br />

an. Im Zentrum stand dabei die Suche nach Erklärungsmöglichkeiten für<br />

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