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Technical and tactical analysis<br />
TECHNISCH-TAKTISCHE ANALYSE<br />
Die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien<br />
2014 war von hochklassigem, offensivem<br />
Fussball geprägt, ebenso von einer positiven<br />
Grundeinstellung von Trainern und Spielern,<br />
die nicht in erster Linie Gegentore und Niederlage<br />
verhindern, sondern selbst Tore erzielen<br />
und gewinnen wollten. Als Folge davon fielen<br />
insgesamt stattliche 171 Tore (im Schnitt 2,67<br />
pro Spiel), womit die Bestmarke von Frankreich<br />
1998 egalisiert wurde.<br />
Für frischen Wind sorgten aufstrebende Teams<br />
wie Costa Rica oder Algerien, die sich den etablierten<br />
Nationen hartnäckig und erfolgreich<br />
widersetzten.<br />
Die Partien waren schneller und dynamischer<br />
als jemals zuvor. Oft ging es fast pausenlos hin<br />
und her, und viele Begegnungen standen bis<br />
zuletzt auf Messers Schneide, so dass es immer<br />
wieder Nuancen waren, die über Sieg oder<br />
Niederlage entschieden. Die erfolgreichsten<br />
Teams hatten herausragende Schlüsselspieler<br />
in allen Mannschaftsteilen, die durch ihre spielerischen<br />
Qualitäten, ihr Engagement und ihre<br />
Ausstrahlung wichtige Akzente setzten.<br />
Von den 16 Spielen der K.-o.-Phase gingen<br />
acht in die Verlängerung, und vier davon wurden<br />
sogar erst im Elfmeterschiessen entschieden.<br />
Dies unterstreicht, wie eng die Weltspitze<br />
zusammengerückt ist, und belegt die ausgezeichnete<br />
Entwicklungsarbeit, die von den<br />
Mitgliedsverbänden geleistet wird.<br />
Formationen<br />
Grundsätzlich versuchten die Trainer, jeden<br />
Spieler auf der Position aufzustellen, auf der<br />
er für die Mannschaft am wertvollsten war.<br />
Statt einer statischen Formation wählten die<br />
Teams mit Vorliebe ein flexibles System, in<br />
dem die Spieler je nach Situation unterschiedliche<br />
Positionen einnahmen und so ihre Fähigkeiten<br />
stets optimal einsetzen konnten.<br />
Die erfolgreichsten Mannschaften waren gut<br />
und effektiv organisiert. Die Abwehr bestand<br />
meist aus einer Viererkette, aber auch Systeme<br />
mit drei zentralen Verteidigern waren wieder<br />
vermehrt zu beobachten (z. B. bei Chile, den<br />
Niederlanden, Uruguay, Mexiko und Costa<br />
Rica). Viele Abwehrspieler zeichneten sich<br />
durch grosse Ballsicherheit und Zweikampfstärke<br />
aus.<br />
Vor der Abwehr postierten die besten Teams<br />
nur noch einen defensiven Mittelfeldspieler<br />
(nicht mehr zwei wie noch 2010 in Südafrika),<br />
der mit den Innenverteidigern ein defensives<br />
Dreieck bildete. Die beiden äusseren Mittelfeldspieler<br />
unterstützten sowohl den Angriff<br />
als auch die Abwehr. Die Aussenverteidiger<br />
gingen immer wieder mit nach vorne, zogen<br />
so das Spiel in die Breite und schlugen viele<br />
gefährliche Flanken.<br />
Den Angriff bildeten in der Regel zwei (oder<br />
sogar drei) Spieler; die wenigen Teams, die auf<br />
einen Einmannsturm setzten, schieden alle<br />
früh aus.<br />
Im Spielaufbau wurde der Ball vorwiegend<br />
kontrolliert und über mehrere Stationen nach<br />
vorne getragen. Lange Pässe in die Spitze waren<br />
fast nur dann zu sehen, wenn eine Mannschaft<br />
müde wurde oder kurz vor Schluss im<br />
Rückstand lag.<br />
Die Topteams dieser Endrunde waren nicht<br />
auf einen einzelnen Spielgestalter ausgerichtet,<br />
sondern verteilten diese Verantwortung<br />
auf mehrere Schultern. Herausragende Kreativspieler<br />
wie Neymar (Brasilien, 10), Messi<br />
(Argentinien, 10), Robben (Niederlande, 11),<br />
Kroos (Deutschland, 18) oder Rodríguez (Kolumbien,<br />
10) konnten jederzeit eine spielentscheidende<br />
Aktion auslösen, waren sich aber<br />
auch für die Defensivarbeit nicht zu schade.<br />
Taktisches Verhalten<br />
Die meisten Mannschaften waren bestrebt,<br />
den Ball flach zu halten. Weite Zuspiele waren<br />
selten und erwiesen sich kaum je als probates<br />
Mittel.<br />
Oft setzten die Teams ihre Gegner in der Startviertelstunde<br />
sehr aggressiv unter Druck und<br />
gingen danach zu einem halbhohen Pressing<br />
im Mittelfeld über, um nach einem Ballgewinn<br />
Raum für schnelle Konter zu haben.<br />
Die defensiven Mittelfeldspieler gingen häufig<br />
nicht mit nach vorne, sondern sicherten für<br />
die über die Seiten vorstossenden Aussenverteidiger<br />
ab. Bei gegnerischem Ballbesitz<br />
verstärkte in der Regel einer der Stürmer das<br />
zentrale Mittelfeld, während sich die Abwehrreihe<br />
mindestens 40 Meter vor dem eigenen<br />
Tor formierte. Auf diese Weise entstand ein<br />
kompakter, hoch stehender Defensivblock mit<br />
vielen Spielern in Ballnähe.<br />
Besonders eng wurde es oft im Zentrum, da<br />
sich die Flügelspieler nach einem Ballverlust<br />
meist sofort zur Mitte hin verschoben.