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Kunstbulletin Mai 2023

Unsere Mai Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Katharina Grosse, Kunst und Klima, Alexandra Bachzetsis, Johanna Bruckner, uvm.

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Shirley Jaffe / Charmion von<br />

Wiegand<br />

Basel — Forschung über die Jahrzehnte, in<br />

denen Künstler:innen transatlantisch tätig<br />

waren, ist ein Prozess. Aus kritischer, gegenwärtiger<br />

Perspektive zeigt sich, wie patriarchal<br />

Gesellschaften der Nachkriegszeit organisiert<br />

waren, mit welchen Mechanismen über Zugehörigkeit<br />

und Ausschluss entschieden wurde.<br />

Zugleich aber auch, wie stark die Vereinigten<br />

Staaten unter anderem durch finanzierte Wanderausstellungen,<br />

etwa 1958 in der Kunsthalle<br />

Basel die Schau ‹Neue amerikanische Malerei›,<br />

internationalen Austausch gefördert und in die<br />

Definition zeitgenössischer Kunst eingegriffen<br />

haben. Propagiert wurde ungegenständliche,<br />

abstrakte Kunst, vor allem gestische Malerei<br />

auf grossformatigen Leinwänden à la Barnett<br />

Newman, Clifford Still, Jackson Pollock und<br />

Sam Francis. Im Neubau des Kunstmuseum<br />

Basel ist beständig eine Auswahl dieses Typus<br />

«heroischer» Werke zu sehen. Mehrheitlich<br />

kamen sie durch Arnold Rüdlinger, damaliger<br />

Kurator und Leiter der Kunsthalle Basel, in die<br />

Sammlung des Kunstmuseums.<br />

Wenn jetzt im gleichen Bau zwei Ausstellungen<br />

zu den Zeitgenossinnen Shirley Jaffe (1923–<br />

2016) und Charmion von Wiegand (1896–1983)<br />

zu sehen sind, ist das ein selbstbewusster,<br />

moderater Eingriff in gängige Ordnungsschemata<br />

und eine Öffnung. Voraussetzungslos ist<br />

er nicht: Gemälde von Jaffe, die ab 1949 in Paris<br />

lebte, wurden bereits in den 1950er-Jahren von<br />

Rüdlinger in Basel gezeigt und jüngst wiederentdeckt;<br />

2020 wurde ihr Gemälde ‹Medrano›,<br />

1958, für die Sammlung angekauft. Im zweiten<br />

Raum ihrer Ausstellung wird mit historischen<br />

Fotografien, Katalogen und Tagebucheinträgen<br />

etwas von der angeregten, kollegialen Atmosphäre<br />

greifbar, die Paris und seine Vororte<br />

mit Sam Francis’ Atelier in Arcueil als beliebtem<br />

Treffpunkt zeitweilig boten. Dieser Grad<br />

an Kontextualisierung von Jaffes Werk, das<br />

nach einem Berlin-Aufenthalt eine Wendung<br />

nahm, ist eine Stärke dieser umfangreichen<br />

Sonderschau, die in der parallelen Ausstellung<br />

zu Charmion von Wiegand anders zum<br />

Tragen kommt. Fragen nach nicht-westlichen<br />

Kontexten von Biografie und Werk wurden dafür<br />

in einem interdisziplinären Projekt verhandelt.<br />

Daraus sind eine Publikation und Präsentation<br />

im Untergeschoss hervorgegangen. An den<br />

Wänden alternieren Korrespondenz, Texte im<br />

Originallayout und Prints von Fotos mit Gemälden,<br />

Zeichnungen und Aquarellen. Darin wird<br />

von Wiegands Schaffen als Korrespondentin in<br />

Moskau, Autorin und Lektorin zentraler Texte<br />

Piet Mondrians, Malerin, Kuratorin und bekennende<br />

Buddhistin historisiert und greifbar. SM<br />

Shirley Jaffe · Ausstellungsansicht<br />

Kunst museum Basel, <strong>2023</strong> © ProLitteris.<br />

Foto: Julian Salinas<br />

Charmion von Wiegand · Ausstellungsansicht<br />

Kunstmuseum Basel, <strong>2023</strong>. Foto: Julian Salinas<br />

→ ‹Charmion von Wiegand – Expanding<br />

Modernism›, bis 13.8.<br />

→ ‹Shirley Jaffe – Form als Experiment›,<br />

bis 30.7.; beide im Kunstmuseum Basel<br />

↗ kunstmuseumbasel.ch<br />

HINWEISE // ANIMATION / AARAU / BASEL<br />

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