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Kunstbulletin Mai 2023

Unsere Mai Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Katharina Grosse, Kunst und Klima, Alexandra Bachzetsis, Johanna Bruckner, uvm.

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im Spiegel der jeweiligen Wettersituation zu<br />

Malereien werden, «Landschaftsmalereien».<br />

Gleichzeitig reflektiert sie damit institutionelle<br />

Infrastrukturen und kulturpolitische Systeme.<br />

‹on/›, so der Titel der Schau, widmet sich ebenso<br />

leichtfüssig wie tiefgründig dem Thema der<br />

Nachhaltigkeit in seiner ganzen Komplexität.<br />

Und zeigt dabei auch die Dringlichkeit von Kooperationen<br />

zwischen den Disziplinen Technik,<br />

Naturwissenschaft und Kunst auf. UB<br />

Judith Fegerl · Fotovoltaikanlage installiert<br />

für die Ausstellung ‹on/›, Kunstraum Dornbirn,<br />

Courtesy Galerie Hubert Winter © ProLitteris.<br />

Foto: Günter Richard Wett<br />

Judith Fegerl · moment, 2016/<strong>2023</strong>, Ansicht<br />

Kunstraum Dornbirn, Courtesy Galerie Hubert<br />

Winter © ProLitteris. Foto: Günter Richard Wett<br />

→ Kunstraum Dornbirn, bis 18.6.<br />

↗ kunstraumdornbirn.at<br />

Cameron Rowland<br />

Frankfurt / M — Es sind nur eine Handvoll Exponate,<br />

die in dieser Ausstellung mit dem wie<br />

ein Geheimdienst klingenden Titel ‹Amt 45 i› zu<br />

sehen sind: ein alter Holzwebstuhl etwa, ein<br />

riesiger Kupfertopf oder ein Seil, das quer über<br />

einen Gang gespannt ist. Die schiere Präsenz<br />

dieser Objekte liegt in ihrer Geschichte. Sie<br />

verweisen auf profitgetriebene Unternehmungen,<br />

deren Handelstransaktionen mit Sklaverei<br />

in Verbindung stehen.<br />

Der US-amerikanische Künstler Cameron<br />

Rowland (*1988) recherchierte für sein Projekt<br />

in Frankfurt in den Geschichtsbüchern der<br />

Stadt, die wie keine andere für die Banken und<br />

das Finanzwesen in Deutschland steht. Die<br />

Geschäfte, die deutsche Handeltreibende seit<br />

dem 16. Jahrhundert reich gemacht haben,<br />

wurzeln zu grossen Teilen in rassifizierter<br />

Sklaverei. Rowland entwirft über die materialisierten<br />

Objekte ein machtvolles Narrativ zu<br />

dieser Geschichte, die, so der Künstler, sich<br />

nicht allein auf die Kolonialmächte Spanien<br />

und Portugal bezieht, sondern ganz Europa<br />

betrifft. Passenderweise belegt das Museum<br />

für Moderne Kunst mit dem Tower eine Etage in<br />

einem modernen Bürohochhaus in Frankfurts<br />

Bankenviertel. Recherchen von Rowland und<br />

dem Historischen Museum Frankfurt ergaben<br />

hier, dass die Financiers, die das Gebäude<br />

unterhalten, darunter J.P. Morgan, Barclays,<br />

Schroders oder Credit Suisse, Nachfolger von<br />

Profiteuren der Sklaverei sind. Das belegt eines<br />

der Ausstellungsobjekte, das eine nüchterne<br />

Unternehmenschronik mit allen Instituten auflistet,<br />

welche in die im frühen 17. Jahrhundert<br />

gegründete Commerzbank eingeflossen sind.<br />

Spannend sind die Gegenstände, die Zeugnis<br />

von dieser verflochtenen Geschichte ablegen.<br />

Der Webstuhl stammt aus Osnabrück und wurde<br />

in der Produktion von «Osnaburg»-Leinen im<br />

18. Jahrhundert eingesetzt. Leinen steht wie<br />

kein anderes Material für eine deutsche Ware,<br />

die als Kleidungsstoff für die Sklav:innen produziert<br />

wurde. Andere Objekte wie zwei weisse<br />

Plastikkübel mit Oxalsäure beziehen sich auf<br />

ein Gift, das Sklav:innen verwendeten, um in<br />

66 <strong>Kunstbulletin</strong> 5/<strong>2023</strong>

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