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Kunstbulletin Mai 2023

Unsere Mai Ausgabe für 2023 mit Beiträgen zu Katharina Grosse, Kunst und Klima, Alexandra Bachzetsis, Johanna Bruckner, uvm.

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So mutig sich Katharina Grosse vor 25 Jahren in der Berner<br />

Kunsthalle mit Sprühfarbe erstmals in den Ausstellungsraum<br />

vorwagte, so farbgewaltig hält sie nun im Kunstmuseum Bern<br />

mit Gemälden der letzten Jahrzehnte Einzug. Heute bekannt für<br />

ihre grossformatige Malerei, bewahrt sie die Uneindeutigkeit in<br />

ihren Werken als «Prototypen der Imagination». Marc Munter<br />

Mit ihren gesprayten ortsspezifischen Werken, die oftmals ganze Ausstellungshallen,<br />

Häuserfassaden und Landschaften einnehmen, ist Katharina Grosse heute international<br />

bekannt und weitum gefragt. So findet neben der aktuellen Ausstellung<br />

ihrer ‹Studio Paintings› im Kunstmuseum Bern noch dieses Jahr in der Wiener Albertina<br />

eine Grossausstellung mit «begehbaren Bildern» der Künstlerin statt. Derweil<br />

wartet auch Bern mit einer eigens fürs Museum geschaffenen Installation auf: Über<br />

die gesamte Höhe des Treppenaufgangs im neueren Ausstellungstrakt sind auf langgezogenen<br />

Stoffbahnen Fotodrucke vergrösserter Gemäldeausschnitte und der mit<br />

Farbe übertünchten Hände der Künstlerin zu sehen. Zwischen den Bahnen umhergehend,<br />

wird ihre monumentale Malerei aus der Nähe erfahrbar, wobei die Fotoreproduktionen<br />

in ein spezielles Verhältnis zu den Originalen vor Ort treten.<br />

Bern, der Durchbruch und die Farbe<br />

Was sich bei Katharina Grosse bisweilen als Raum und Publikum einnehmende<br />

Monumentalmalerei manifestiert, nahm im Untergeschoss der Kunsthalle Bern<br />

seinen Anfang: Hier besprühte die deutsche Künstlerin 1998 erstmals eine Raumecke<br />

und die angrenzenden Wände mit grüner Acrylfarbe. Damit entledigte sie sich<br />

der gängigen Vorstellungen von Malerei und führte das Medium bewusst auf unbestimmtes<br />

Terrain. Und obwohl sie selbst und auch Fachkreise Vorbehalte hatten, die<br />

Intervention bestünde weder als Gemälde noch als Skulptur oder Installation und<br />

könnte zu leicht und respektlos wirken, überzeugte die Arbeit schliesslich durch ihre<br />

schlichte Präsenz. Sie gab den Impuls zu einer neuartigen Sichtweise auf die Malerei<br />

und bescherte Grosse den Durchbruch.<br />

Inzwischen ist die 1961 geborene Künstlerin mit ihren Malerei-Interventionen nahezu<br />

überall aufgetreten, und ihrer Kunst wird neben Bezügen zu Graffiti oder Amerikanischer<br />

Farbfeldmalerei auch eine Nähe zur Land Art attestiert. Grosse selbst<br />

versteht ihre prozesshafte und performative, von steter Aufmerksamkeit und Agilität<br />

des Körpers geleitete Malerei als Erforschung der Farbe und deren unmittelbarer<br />

Wirkung. «Für mich ist Farbe so wichtig, weil sie sofort eine Resonanz erzeugt. Bevor<br />

du es bewusst merkst, reagierst du instinktiv darauf», so die Künstlerin. Sie malt mit<br />

ungemischten Industriefarben aus einer kompressorbetriebenen Sprühpistole, womit<br />

normalerweise Küchenabdeckungen lackiert werden. Das langarmige Gerät hält<br />

sie dabei auf die nötige Distanz zum Malgrund und lässt sie umgekehrt ins Farbgeschehen<br />

eintauchen.<br />

24 <strong>Kunstbulletin</strong> 5/<strong>2023</strong>

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