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Forschen<br />
16<br />
<strong>TUM</strong>campus 1/13<br />
Fabienne Kleinmichel (l.) und Nadja Wojtas im Zellkulturlabor<br />
Zwischen Zahnrädern<br />
und Zellen<br />
Fächerübergreifend zu arbeiten, wird in der komplexen<br />
Welt der Wissenschaft immer wichtiger.<br />
Ein Beispiel für eine gelungene Kooperation liefern<br />
zwei junge Frauen aus der <strong>TUM</strong>: Nadja Wojtas,<br />
Medizindoktorandin in der experimentellen plastischen<br />
Chirurgie, Klinik für Plastische Chirurgie und<br />
Handchirurgie der <strong>TUM</strong>, und Fabienne Kleinmichel,<br />
Maschinenbaustudentin am Lehrstuhl für Maschinenelemente.<br />
Gemeinsam machen sie Methoden<br />
aus dem Maschinenwesen für die Anwendung in<br />
der Medizin tauglich.<br />
Nadja Wojtas erforscht die Entstehung von Osteoporose.<br />
An dieser krankhaften Verschiebung im Knochenstoffwechsel<br />
leidet rund ein Viertel der deutschen Bevölkerung<br />
über 50 Jahre. Bei Osteoporose ist das<br />
Gleichgewicht zwischen den knochenabbauenden<br />
Osteoklasten und ihren Gegenspielern, den knochenaufbauenden<br />
Osteoblasten, gestört. Faktoren wie Hormone<br />
oder auch Krankheiten und Medikamente können<br />
Gründe dafür sein.<br />
Wie ihre selbst gezüchteten Osteoklasten unter verschiedenen<br />
Umwelteinflüssen am Knochen knabbern,<br />
untersucht die Doktorandin an Dentinplättchen. Um die<br />
resorptive Funktion zu quantifizieren, suchte sie nach einem<br />
Gerät, das die mikroskopisch kleinen Oberflächenstrukturen<br />
(Lakunen) digital und dreidimensional erfassen<br />
kann.<br />
Ein Zufall führte sie an den Lehrstuhl für Maschinenelemente<br />
(auch Forschungsstelle für Zahnräder und<br />
Getriebebau, FZG, genannt), wo Fabienne Kleinmichel<br />
mit einem Infinite-Fokus-Gerät die Topografie von<br />
Zahnradflanken und Maschinenelementen vermisst.<br />
Gemeinsam entwickelten die FZG und die Plastische<br />
Chirurgie ein interdisziplinäres Projekt, in dem sich das<br />
Wissen über Infinite-Fokus-Mikroskopie mit medizinbiologischer<br />
Expertise verbindet. Fabienne Kleinmichel<br />
bearbeitete das Projekt <strong>als</strong> Bachelorarbeit, fachlich<br />
unterstützt von Nadja Wojtas. So sollte es möglich<br />
sein, die Spuren der Knochenresorption dreidimensional<br />
zu quantifizieren und gleichzeitig die Möglichkeiten<br />
der Infinite-Fokus-Mikroskopie weiter zu erforschen.<br />
Mit dieser Art der Mikroskopie lassen sich Oberflächen<br />
von Objekten wie Zahnrädern oder Kupplungsbelägen<br />
dreidimensional darstellen. Sowohl Topografie <strong>als</strong><br />
auch Form und Rauheit der Proben werden berührungslos<br />
und in hoher Auflösung bestimmt – mit bis zu<br />
100 Millionen Punkten pro Messung.<br />
Dass sich das Verfahren nicht nur zur Vermessung von<br />
Maschinenelementen eignet, zeigt das Projekt der beiden<br />
jungen Wissenschaftlerinnen: Fabienne Kleinmichel<br />
konnte mit dem Verfahren die Resorptionslakunen der<br />
Osteoklasten, deren Volumina und Flächenanteile auf<br />
den Dentinplättchen nachweisen. Im Rahmen der Messungen<br />
führte sie Nadja Wojtas in das Gebiet der Oberflächen-<br />
und Werkstoffanalyse ein, im Gegenzug erlernte<br />
sie selbst grundlegende Fähigkeiten auf dem Gebiet<br />
der Zellkultur und sammelte wertvolle Erfahrungen mit<br />
zellbiologischen Methoden.<br />
Das gemeinsame Herangehen, die gegenseitige Anleitung<br />
und Hilfe waren ein großer fachlicher und auch<br />
persönlicher Gewinn, darin sind sich die beiden Nachwuchswissenschaftlerinnen<br />
einig: »Es war spannend,<br />
das eigene Fachgebiet auch aus einer anderen Perspektive<br />
zu betrachten. Wir haben sehr viel dazugelernt.«<br />
Alexander Weigl