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Vorlage 5/2009 vom 17.12.2008 - in Tübingen

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DR. VOGT, BÜRO FÜR ANGEWANDTE KLIMATOLOGIE TÜBINGEN Seite 3<br />

4. Grundsätze der Berücksichtigung von Kaltluftbewegungen<br />

Bei der nachfolgenden Bewertung von e<strong>in</strong>zelnen Bauabschnitten des vorgeschlagenen städtebaulichen<br />

Entwurfs s<strong>in</strong>d folgende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu beachten:<br />

- Die Wirkung von Baukörpern ist thermisch und strömungsdynamisch zu beurteilen. Baukörper erwärmen<br />

aufgrund ihrer Ausstrahlung auch benachbarte Wiesenflächen und reduzieren deren Wirksamkeit<br />

bei der so genannten „Kaltluftbildung“, der Abkühlung der bodennächsten Luftschichten<br />

durch e<strong>in</strong>en Wärmefluss zu den Oberflächen.<br />

- Die Kaltluftströmung erfolgt quasilam<strong>in</strong>ar, wird sie aufgrund von Rauigkeiten der festen Oberflächen<br />

turbulent, verr<strong>in</strong>gert sie ihre Wirksamkeit schlagartig.<br />

- Baukörper wirken turbulenzerhöhend, Zwischenräume („Schneisen“) haben daher häufig ke<strong>in</strong>e oder<br />

nur e<strong>in</strong>e sehr begrenzte Wirksamkeit. Düseneffekte treten aufgrund der ger<strong>in</strong>gen Druckdifferenzen<br />

nicht auf.<br />

- Hangabw<strong>in</strong>de s<strong>in</strong>d sehr flach und liegen dem Boden auf. Da die der Bewegung zugrunde liegenden<br />

Kräfte aufgrund von Druckdifferenzen nur sehr ger<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d, reagieren sie sehr sensibel auf<br />

Veränderungen der Oberflächen.<br />

5. Stadtklimatische Problembereiche im Städtebaulichen Entwurfs<br />

Aufgrund dieser Bed<strong>in</strong>gungen bestehen im Bereich des Städtebaulichen Entwurfs die folgenden, auf der<br />

anliegenden Übersicht markierten Problembereiche<br />

- Die zum Käsenbachtal h<strong>in</strong> vorgesehenen Nebengebäude (1) greifen <strong>in</strong> das angenommene Bergw<strong>in</strong>dsystem<br />

des Käsenbaches e<strong>in</strong>, da sie unterhalb von dessen angenommener Obergrenze liegen.<br />

Daher ist auf e<strong>in</strong>e strömungsphysikalisch angemessene Form und Gestaltung zu achten.<br />

Scharfe Kanten erhöhen die Turbulenz und s<strong>in</strong>d nach Möglichkeit zu vermeiden. Die nordwestlichen<br />

Teile s<strong>in</strong>d unproblematischer, die südöstlichen problematischer. Wegen des schon bestehenden<br />

– <strong>in</strong> der erfolgten Besprechung e<strong>in</strong>hellig als stadtklimatisch ungünstig bewerteten – Verfügungsgebäudes<br />

ersche<strong>in</strong>t es s<strong>in</strong>nvoll, die gerissen rot markierte Baugrenze im Bebauungsplan zu<br />

fixieren. Über den Standort und die Ausmaße des für die Informatik vorgesehenen Gebäudes ist<br />

damit noch ke<strong>in</strong>e Aussage gemacht. Neben der Form und Abgrenzung der Gebäude ersche<strong>in</strong>t<br />

auch e<strong>in</strong>e Dachbegrünung s<strong>in</strong>nvoll, wobei diese auch dazu beitragen soll, e<strong>in</strong>e strömungsphysikalisch<br />

günstige Form zu erreichen.<br />

- Über die lokalklimatische Wirksamkeit der Gebäudezwischenräume kann ohne Kenntnis der gegenwärtigen<br />

Prozesse nur e<strong>in</strong>e relativ unsichere Aussage gemacht werden. Zwischen dem ZMBP-<br />

Gebäude (2) und dem Verfügungsgebäude ist e<strong>in</strong> solcher Kaltluftstrom wenig wahrsche<strong>in</strong>lich. Zwischen<br />

dem ZMBP-Gebäude und dem Informatikgebäude wäre e<strong>in</strong> solcher dann anzunehmen und<br />

von erheblicher Bedeutung, wenn gegenwärtig (noch) e<strong>in</strong>e Überströmung des bereits bebauten<br />

Geländes <strong>vom</strong> Ste<strong>in</strong>enberg her erfolgt (3). Dies ersche<strong>in</strong>t denkbar, ist jedoch nicht nachgewiesen.<br />

Bevor dies geklärt ist, sollte diese Achse frei gehalten und strömungsdynamisch günstig gestaltet<br />

werden, also mit Fassaden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitlicher Flucht, diese sowie die sonstigen Oberflächen mit möglichst<br />

ger<strong>in</strong>ger Rauigkeit. Sollte der Nachweis erfolgen, dass derartige Bewegungen momentan<br />

nicht erfolgen, wäre e<strong>in</strong>e solche Schneise stadtklimatisch nicht zu begründen.

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