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Besucherrekord beim 49. Österr. Gemeindetag

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Tirol Spezial<br />

Katastrophenmanagement am Beispiel Galtür<br />

Der Bürgermeister<br />

als Turm in der Krise<br />

Ob Lawine, Erdbeben, Staudammbruch, das große Feuer, die Riesenexplosion,<br />

Flugzeugabsturz, Seilbahnunglück - die Phantasie reicht nicht aus, um sich Katastrophenszenarien<br />

auszumalen und sich auf sie vorzubereiten. Aber plötzlich ist sie da.<br />

Und es ist der Bürgermeister, der die Katastrophe zu „managen“ hat.<br />

KOMMUNAL sprach mit Anton Mattle, Bürgermeister von Galtür.<br />

◆ Herbert Leschanz<br />

KOMMUNAL: Herr Bürgermeister, wie<br />

geht es Ihrer Gemeinde, am Ende der<br />

dritten Saison nach der Katastrophe?<br />

Anton Mattle: Wie ich das überblicke,<br />

haben wir eine sehr gute Saison hinter<br />

uns und unser Ort hat sich wirtschaftlich<br />

wieder erfangen. Dies ist uns durch die<br />

Treue unserer Gäste und vieler neuer<br />

Gäste gelungen. Vor allem vieler neuer<br />

Gäste aus <strong>Österr</strong>eich. Die <strong>Österr</strong>eicher,<br />

die Wiener, sind zu uns gestanden, vom<br />

ersten Moment an, in der bittersten Zeit<br />

20 KOMMUNAL<br />

»<br />

◆ Herbert<br />

Leschanz ist freier<br />

Journalist in Wien und München<br />

Man kann sich das gar nicht<br />

vorstellen, welch eine Energie<br />

davon ausgeht, zu spüren: Wir<br />

sind nicht mehr allein, die Landsleute,<br />

die stehen zu uns.<br />

Anton Mattle<br />

Bürgermeister von Galtür<br />

und haben uns nicht im Stich gelassen.<br />

Das muss gesagt sein. Aber das Unglück<br />

wirkt jetzt, wo es vorbei ist und alles normale<br />

Bahnen geht, in einer seltsamen<br />

Weise nach. Die Bewältigung des<br />

Unglücks hat uns krank gemacht.<br />

Unglücke zehren<br />

an der seelischen<br />

und auch körperlichen<br />

Substanz<br />

einer Gemeinde?<br />

«<br />

Ja, es zehrt schon,<br />

wenn man alles<br />

so gemeinsam<br />

und durchaus<br />

auch mit Emotionen<br />

aufarbeitet.<br />

Wir haben uns drei Jahre so bemüht, so<br />

angestrengt! Jetzt könnten wir wieder ein<br />

bisschen zur Ruhe kommen, weils<br />

anfängt wieder normal zu werden.<br />

Wie haben Sie als Bürgermeister diese<br />

Katastrophe des 23. Februar erlebt und<br />

wie haben Sie als zuständiger Einsatzleiter<br />

agiert?<br />

Ich bin hier an meinem Schreibtisch<br />

gesessen. Ich habe sie nicht kommen<br />

gesehen, diese „Guxa“ wie wir sagen. Ich<br />

habe nur den Luftdruck gespürt und gesehen,<br />

es wird dunkel und es legt sich eine<br />

riesige Pulverwolke über das Dorf. Und<br />

man spürt mehr als man weiß: ja, jetzt ist<br />

etwas sehr Schreckliches passiert. Und<br />

man läuft hinaus und die ersten Blicke<br />

sagen einem gleich, sie ist größer als sie je<br />

war, die alten Erfahrungen gelten nicht<br />

mehr. Ja, und dann läuft man zurück und<br />

löst den Alarm aus. Und fast zeitgleich,<br />

nur 10 Minuten später beginnt schon ein<br />

reges Interesse der Medien, was los ist.<br />

Kann in einem Katastrophenfall ein<br />

Bürgermeister auf vorstrukturierte<br />

Organisationen und Abläufe zurückgreifen,<br />

oder muss man improvisieren?<br />

Man muss nicht improvisieren, es gibt in<br />

allen Gemeinden einen Katastrophenplan.<br />

Galtür ist eine kleine Gemeinde mit<br />

700 Einwohnern und wenn der Bürgermeister<br />

noch aktiver Feuerwehrmann ist<br />

und bei der Bergrettung, so kennt er<br />

diese Strukturen sehr auswendig, zumal<br />

man ja auch in den Vortagen mit den<br />

Leuten immer in Kontakt war, da laufen<br />

gewisse Dinge fast schon wie von selbst.<br />

Nur trotzdem muss eine klare Organisationshierarchie<br />

bestehen, damit keine Leerläufe<br />

entstehen, damit jeder seinen Platz<br />

findet. Es will ja jeder helfen, jeder!<br />

Wird das auch eingehalten oder schurlt<br />

alles herum wie suchend und irrend?<br />

Es haben sich dann in kürzester Zeit,<br />

kaum 10 Minuten danach ganz klare<br />

Strukturen ergeben. Die Einsatzmannschaften<br />

wissen dann schon, wie man vorgeht.<br />

Die sind zwar alle Freiwillige, aber<br />

auf ihrem Gebiet halt einfach enorm professionell.<br />

Man hat sehr gezielt mit der<br />

Suche begonnen. Bei aller Tragik um die<br />

vielen Toten, hat man doch 20 Lebendbergungen<br />

machen können. Ohne diese<br />

Leistung der Leute hätten wir 20 Tote<br />

mehr zu beklagen! 20 Lebensrettungen!

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