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Besucherrekord beim 49. Österr. Gemeindetag

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Tirol Spezial<br />

Alois Lugger: Zeitzeuge und Bürgermeister von Innsbruck<br />

„Es ist wohl ein<br />

Gebot der Stunde ...“<br />

Am 11. Juli feiert eine österreichische Legende seinen 90. Geburtstag: Alois Lugger,<br />

27 Jahre Bürgermeister von Innsbruck und zweimal Gastgeber von Olympischen<br />

Spielen. Unvergessen ist, was er als Kommunalolitiker für <strong>Österr</strong>eichs Gemeinden<br />

erreicht hat. KOMMUNAL bringt eine Würdigung. Mit seinen Worten ausgedrückt:<br />

„Es ist ein Gebot der Stunde.“<br />

◆ Robert Schuchta<br />

Am 11. Juli 1912 wurde Alois Lugger als<br />

Sohn eines Gendarmeriebeamten in Brixen<br />

in Südtirol geboren wurde. Nach<br />

dem Tod seiner Mutter im Jahr 1919<br />

brachte ihn die zwangsweise Umsiedlung<br />

nach dem ersten Weltkrieg und die<br />

Dienstzuteilung seines Vaters nach Kufstein.<br />

Das Studium der Rechtswissenschaften<br />

zeigte sein besonders ausgeprägtes<br />

Interesse für politische Zusammenhänge.<br />

1935 wurde er mit Auszeichnung<br />

zum Doktor Juris promoviert. Das Thema<br />

der Dissertation: „Die Staatsverträge der<br />

Republik und des Bundesstaates <strong>Österr</strong>eich<br />

1918 bis 1935“.<br />

Trotz hervorragender Voraussetzungen für<br />

eine wissenschaftliche Laufbahn schlug<br />

das Pendel seiner Lebensentwicklung<br />

zugunsten der Politik aus. Wohl nicht<br />

zufällig, denn neben der Leidenschaft für<br />

die Kenntnis der rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

für das politische Schaffen, war<br />

ihm immer schon das politische Gestalten<br />

◆ Robert Schuchta ist freier<br />

Journalist in Innsbruck<br />

22 KOMMUNAL<br />

selbst ins Herz geschrieben gewesen.<br />

Seine Berufslaufbahn begann er im Höheren<br />

Verwaltungsdienst im Innsbrucker<br />

Landhaus. 1938 war er Sekretär des<br />

damaligen Landeshauptmannes Dr. Josef<br />

Schuhmacher – und hat<br />

»<br />

an dieser Schlüsselstelle<br />

die bitteren Ereignisse<br />

der Auslöschung <strong>Österr</strong>eichs<br />

persönlich miterlebt.<br />

„Am 11. März<br />

1938,“ erinnert er sich<br />

selbst noch genau, „ war<br />

ich in meinem Büro, bis<br />

eine SS-Delegation in<br />

mein Büro kam und verlangte,<br />

dass die Hakenkreuzfahne<br />

gehisst<br />

werde.“<br />

Das weitere Schicksal Alois Luggers war<br />

zunächst davon geprägt, dass er „mangels<br />

Eignung“ entlassen wurde und Arbeitsverbot<br />

für die Ostmark bekam.<br />

Die Bilanz bei Kriegsende war nicht ermutigend:<br />

Wohnung und bescheidenen Besitz<br />

an Möbeln und Büchern in Berlin verloren,<br />

viereinhalb Jahre Kriegsdienst als 50%iger<br />

Kriegsversehrter abgeschlossen. Was heute<br />

für viele schon wieder in Vergessenheit<br />

gerät, war damals besonders für ihn wertvolle<br />

Erfahrung und Vermächtnis aus Jahrzehnten,<br />

deren Fehler man geschworen<br />

hatte, nicht zu wiederholen: Wer in der<br />

Politik die Sprache als verletzende Waffe<br />

verwendet, wird früher oder später die<br />

Waffe als Sprache der Politik einsetzen.<br />

Der Ruf als hervorragender Verwaltungsjurist<br />

führte ihn sehr schnell wieder<br />

Eine SS-Delegation<br />

kam in mein Büro<br />

und verlangte,<br />

dass die<br />

Hakenkreuzfahne<br />

gehisst werde.<br />

Alois Lugger<br />

Erinnerungen an den<br />

zurück ins Landhaus. Von 1947 bis 1949<br />

gehörte er als Landesrat der Landesregierung<br />

unter LH Dr. Alfons Weißgatterer an.<br />

Mit dem Gemeindereferat hatte er ein<br />

maßgebliches Aufgabengebiet übertragen<br />

bekommen. In einem<br />

Vorwort zur Tiroler<br />

Gemeindeordnung 1949<br />

skizzierte er die Aufgabe<br />

der Gemeinden, die<br />

heute in einem gesamteuropäischen<br />

Kontext<br />

«<br />

unverändert Gültigkeit<br />

haben und sogar noch<br />

tiefere Bedeutung erlangen<br />

dürften. „In einer<br />

Zeit, in der sich die Ordnung<br />

und die Fortentwicklung<br />

unseres staatlichen<br />

Gemeinschaftslebens immer schwieriger<br />

gestalten““ mahnte DDr. Alois Lugger,<br />

„müssen wir mehr denn je darauf bedacht<br />

sein, in erster Linie die Ordnung in dem<br />

untersten örtlichen Verband unseres Staates<br />

– in unseren Gemeinden – aufrecht zu<br />

erhalten und zu festigen. Eine geordnete<br />

Gemeindeverwaltung fördert das Verständnis<br />

für die Forderungen der höheren<br />

Gemeinschaft und wird dadurch zu einer<br />

festen Stütze des Staates. Eine gesunde,<br />

ihren Zweck erfüllende Gemeindeverwaltung<br />

erfordert aber außer ihrer rechtlichen<br />

Ordnung auch eine lebensvolle Gestaltung.<br />

Ob sie die Absichten des Gesetzgebers verwirklichen<br />

kann, wird weitgehend davon<br />

abhängen, wieweit es den mit der Handhabung<br />

des Gesetzes Betrauten gelingen wird,<br />

in den Bürgern ihrer Gemeinde das<br />

schwärzesten Tag <strong>Österr</strong>eichs

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