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Besucherrekord beim 49. Österr. Gemeindetag

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Wie ist das mit den Medien? Wenn so<br />

von einer Sekunde auf die andere förmlich<br />

die Welt zusammenbricht, bricht<br />

dann die ganze Welt über einen herein?<br />

Sie sagen es richtig. Die ganze Welt bricht<br />

auf dich herein. Das ganz große Problem.<br />

Auch puncto Lehren, die zu ziehen sind.<br />

Wir Galtürer waren überhaupt nicht mit<br />

den Medien erfahren. Wir haben diese<br />

erste Nacht versucht, die Dinge selbst zu<br />

beantworten. Und der Druck ist immer<br />

größer geworden. Die Medien sind ja<br />

nicht nach Galtür hereingekommen, wir<br />

waren von der Außenwelt abgesperrt.<br />

Man hat vielleicht eine gewisse Erfahrung<br />

vom Unglück in Lassing her, aber das war<br />

eine wesentliche Steigerung. Für uns<br />

wars irgendwie entlastend, dass die Journalisten<br />

nicht hereingekommen sind, nur<br />

hat das auch wieder den Nachteil gehabt,<br />

dass sie nicht die Informationen bekommen,<br />

die sie einfach wollten. Journalisten<br />

fangen dann an, „aus erster Hand“ zu<br />

berichten, nämlich sichs aus den eigenen<br />

Fingern saugend. Man will mindestens<br />

halbstündlich Informationen, man will<br />

vor allem Sensationen und vor allem Bilder.<br />

Obwohl das von der Heeresbildstelle<br />

durchaus gemacht und angeboten wurde,<br />

waren die Teams und ihre Zentralredaktionen<br />

damit nicht zufrieden und es<br />

baute sich so ein Verdacht auf, man wolle<br />

verheimlichen und hinters Licht führen.<br />

Welche Lehren sind zu ziehen?<br />

Man muss in die Katastropheneinsatzpläne<br />

unbedingt auch die Medienarbeit<br />

einfügen. Man muss Personen namhaft<br />

machen, denen die Gegend vertraut ist,<br />

die an Medien gewöhnt sind und man<br />

muss wahrscheinlich für solche Situationen<br />

auch Texte vorbereitet haben. Generell<br />

die Erfahrung in Galtür ist, man muss<br />

mit Medien offensiv arbeiten, man sollte<br />

nie in die Defensive kommen, in den<br />

Informationsnotstand. Die Offensive<br />

beginnt damit, dass ich nicht darauf<br />

warte, bis ein Journalist anruft, was passiert<br />

ist, sondern ich z.B. mit der Austria<br />

Presse Agentur zusammenarbeite.<br />

Wie war das in der „Nachbearbeitung“?<br />

Die Katastrophe nach der Katastrophe.<br />

Die ganze Medienwelt war über Galtür<br />

hergefallen. Aber am zweiten Tag haben<br />

sich zumindest die österreichischen<br />

Medien mit uns solidarisiert, weil sich<br />

auch die Bevölkerung Tirols und ganz<br />

<strong>Österr</strong>eichs mit den Galtürern solidarisiert<br />

hat.<br />

»<br />

Hat das gut getan?<br />

Das hat sogar sehr gut getan. Man kann<br />

sich das gar nicht vorstellen, was das<br />

bedeutet, welche Kraft, welch ein Schub,<br />

welch eine Energie von dem Spüren ausgeht,<br />

wir sind nicht mehr allein, die<br />

Landsleute, die stehen zu uns, und die<br />

wissen schon, dass wir sehr vorsichtige<br />

Leute sind und keine Leichtgläubigen.<br />

War es der Vorwurf, man nimmt die<br />

Gefahr in Kauf nur wegen der zahlenden<br />

Leute, und der Bürgermeister steht<br />

unter dem Druck der Wirtschaft, doch<br />

nicht zu übervorsichtig zu sein. Er verderbe<br />

das Geschäft?<br />

Es war genau dieser Vorwurf von Medien,<br />

einfach an der Realität vorbei. Einfach<br />

haltlos. Kein Wirt will tote Gäste, sondern<br />

sehr lebendige! Wir haben lange erkannt,<br />

es ist gefährlich, wir hatten gesperrt<br />

schon eine Woche, was das allein logi-<br />

Tirol Spezial<br />

Die Katastrophe von Galtür<br />

Am 23. 2. 1999 um 16.00 Uhr ging eine Lawine mit unvorstellbarem<br />

Ausmaß vom Sonnberg, nördlich des Ortes, ab. Von der Abrissstelle,<br />

ca. 2.700 Meter hoch, im ca. 35 bis 40 Grad steilen Gelände des Grießkogls<br />

stürzten die Schneemassen immer schneller werdend über die<br />

„Weiß Riefi“ und die ,,Wasserlatara“ in einer Breite von ca. 400<br />

Metern gegen Galtür. Eine ungeheure Druckwelle ließ ihre Gewalt ins<br />

Unvorstellbare anwachsen. Die Lawine teilte sich, fuhr über das Haus<br />

Elisabeth, das Haus Luggi treffend ins Haus Litzner, Landhaus Walter<br />

und mit einem Ast und voller Wucht in die „Schnapfagasse“ bis zum<br />

Haus Winkl, ein zweiter den Stall des uralten ,,Peatara Hofes“ vernichtend<br />

in den hinteren Teil der neuen „Siedlung Frühmeßgut“, weiter<br />

bis zum alten Hof des Reinhard Walter und an das Haus Nikolaus.<br />

Kleinere Nebenäste der Lawine sausten über Haus und Stall von Paul<br />

Lorenz, gegen den Stall vom Mentahaus in die Tischlerei Siegbert<br />

Mattle, fuhren über die Feuerwehrhalle Richtung Kirche, einer zerstörte<br />

Fensterstock und Fenster und ein Zimmer des Pfarrhauses, ein<br />

letzter vernichtete den neuen Sportplatz, das Klubhaus und drang mit<br />

Schneemassen ins Restaurant ,,Noggolo“ ein.<br />

Gebt uns<br />

Medienschulungen.<br />

Eine der Lehren von<br />

Anton Mattle<br />

«<br />

stisch bedeutet! Und bei den Informations-Versammlungen<br />

waren es die Gäste,<br />

die den ordentlich zusammengestaucht<br />

haben, der sich darüber mokierte! Es ist<br />

ja alles protokolliert. Wir haben das Menschenmögliche<br />

getan. Sonst hätte auch<br />

nicht das Schweizer Gutachten schlussendlich<br />

gesagt, mit dem Wissen von ‘99<br />

hat man das nicht vorhersehen können.<br />

Bei Katastrophen fallen ja nicht nur die<br />

Journalisten in Scharen ein, reger Hubschrauberverkehr<br />

auch wegen des Einfliegens<br />

von Politikern, so auch hier?<br />

Erlauben Sie mir dazu ein offenes Wort.<br />

Natürlich schaut es irgendwie aus, die<br />

Damen und Herren Politiker wollen sich<br />

da nur irgendwie wichtig machen. Die<br />

das behaupten, waren noch nie in einer<br />

Katastrophe. Nach dem vierten Unglückstag<br />

ist der Herr Landeshauptmann nach<br />

Galtür gekommen. Es war für uns schon<br />

so, dass das ein gewisses Maß an Sicherheit<br />

bedeutet hat. Er hats gesehen! Und<br />

es wird geholfen! Ich darf das auch einmal<br />

da sagen und vielleicht finden sie<br />

auch Platz für diese Aussage. Es war<br />

schon beeindruckend, dass die Dinge, die<br />

da versprochen wurden, vom Landeshauptmann<br />

Weingartner, vom Bundeskanzler<br />

Klima, vom Innenminister<br />

Schlögl und allen Hochrangigen, die hier<br />

waren, eingehalten wurden, und das in<br />

kürzester Zeit. Es wurden die Häuser wieder<br />

aufgebaut, es haben die betroffenen<br />

Familien Unterstützung bekommen, es<br />

wurde das erstellte Sicherheitskonzept in<br />

kürzester Zeit ausgearbeitet, vom Ministerium<br />

genehmigt, und es wurde mit<br />

dem Bau begonnen, sodass Weihnachten<br />

‘99 dieser Lawinenschutz bereits fertig<br />

war. Was in einem Jahr möglich ist, vom<br />

Versprechen bis zum Planen und Realisieren!<br />

So etwas ist nur in <strong>Österr</strong>eich möglich.<br />

KOMMUNAL 21

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