Langfassung - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
Langfassung - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
Langfassung - Bundesministerium für Arbeit, Soziales und ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
mehr von Ärzten oder Einrichtungen, die über ein noch zu entwickelndes „Vorsorgezertifikat“<br />
verfügen, angeboten werden dürfen (Interview: HVSVT 2003).<br />
Von Sozialmedizinern wurde in diesem Zusammenhang davor gewarnt, die Bedeutung von<br />
Vorsorgeuntersuchungen <strong>und</strong> Screenings in der Prävention überzubewerten; es sei wichtiger,<br />
die Eigenkompetenz der Männer z. B. durch eine bessere Ges<strong>und</strong>heitserziehung zu<br />
stärken (Interview: Institut <strong>für</strong> Sozialmedizin 2003). Ein gutes Beispiel da<strong>für</strong> wäre die Selbstuntersuchung<br />
der Hoden, die jeder Mann ab 20 Jahre einmal monatlich zur Früherkennung<br />
von Hodenkrebs durchführen sollte. Beginnender Hodenkrebs äußerst sich durch eine<br />
schmerzlose Vergrößerung der Hoden, die leicht ertastet werden kann. Derzeit fehlen aber<br />
noch Konzepte, Männer <strong>für</strong> diese einfache Präventionsmaßnahme zu gewinnen.<br />
Ein weiterer Expertenvorschlag, der in Zusammenarbeit mit dem österreichischen B<strong>und</strong>esheer<br />
umgesetzt werden könnte, sieht vor, die Stellungsuntersuchung, die alle österreichischen<br />
Männer absolvieren müssen, auszuweiten. Im Rahmen der Stellungsuntersuchung<br />
könnte den Jugendlichen in ergänzenden Workshops die Bedeutung eines eigenverantwortlichen<br />
Ges<strong>und</strong>heitshandelns nahe gebracht <strong>und</strong> sie mit männerspezifischen Vorsorgeangeboten<br />
vertraut gemacht werden. Unabhängig davon sollte das Gespräch zum Abschluss der<br />
Stellungsuntersuchung um eine Lebensstilberatung ergänzt werden.<br />
Ziel: Aufwertung der Bedeutung von Arzt- oder Therapeutengesprächen<br />
Von den befragten Ärzten <strong>und</strong> Therapeuten wurde verschiedentlich thematisiert, dass Männer<br />
aktiver als Frauen auf ihre Befindlichkeit oder auf das Bestehen von Problemen - nicht<br />
nur ges<strong>und</strong>heitlicher, sondern auch familiärer Art - angesprochen werden sollten. So sollten<br />
Ärzte <strong>und</strong> Therapeuten nicht allgemein fragen: „Geht es Ihnen gut?“, sondern beispielsweise<br />
langjährige Diabetiker konkret auf eventuelle Erektionsprobleme ansprechen. Es wäre aus<br />
Sicht der Experten dazu wünschenswert, bereits in der Ausbildung von Medizinern oder Psychologen<br />
die Bedeutung von Gesprächsführung stärker zu betonen.<br />
Lernen könnten Ärzte dabei von der Alternativmedizin: Bei einer homöopathischen Behandlung<br />
ist der erste Schritt immer ein ausführliches, bis zu zwei St<strong>und</strong>en dauerndes Gespräch,<br />
bei dem der Befindlichkeit bzw. den Problemen der Patienten mit ganzheitlichen, nicht nur<br />
symptomorientierten Fragestellungen auf den Gr<strong>und</strong> gegangen wird (Interview: ÖGHM<br />
2003).<br />
Als Beitrag zu einer Ausweitung <strong>und</strong> Vereinheitlichung des Anamnese- bzw. Arztgesprächs<br />
bei Vorsorgeuntersuchungen wurde von der Österreichischen Gesellschaft <strong>für</strong> Allgemeinmedizin<br />
ein umfangreicher Ges<strong>und</strong>heitstest entworfen. Mit diesem r<strong>und</strong> 237 - darunter geschlechtsspezifischen<br />
- Fragen umfassenden, standardisierten Ges<strong>und</strong>heitstest (vgl. dazu<br />
www.aekstmk.or.at/vorsorge/frgbogen_oegam_V01.pdf) soll es Patienten ermöglicht werden,<br />
sich besser mit ihrer Ges<strong>und</strong>heit auseinander zu setzen, um beim nächsten Arztgespräch<br />
nicht „sprachlos“ oder überfordert zu sein (Interview: ÖGAM 2003, Hasenöhrl 2003). Die<br />
Bandbreite der Fragen reicht von einer familiären Anamnese über Belastungen im Beruf,<br />
dem Erfassen von Risikofaktoren im Bereich Ernährung, Stress, Alkohol, Nikotin <strong>und</strong> Bewegungsmangel<br />
bis hin zu konkreten Fragen zu einzelnen Krankheitssymptomen (Sodbrennen<br />
<strong>und</strong> dgl.).<br />
102