POLIZEILICHE FREIHEITSENTZIEHUNG ... - RAV-Polizeirecht
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kapitel 3 | II.<br />
118<br />
Göttinger „Spudok“- Datei geschehen - trotz Löschung der Daten in der Personendatei<br />
Jahre später aus den Sachakten genau der gleiche Sachverhalt erneut erfasst werden.<br />
Die Speicherung in Akten oder „Sachdateien“ rechtfertigt so die Umgehung datenschutzrechtlicher<br />
Anforderungen. Angesichts der heutigen Datenverarbeitungstechnik<br />
ist eine totale Löschung kaum durchsetzbar, denn für geschultes Personal sind auch<br />
„gelöschte“ Daten verfügbar und erfasst die „Löschung“ oder „Sperrung“ häufig nur<br />
die Datei selbst, nicht aber die Datensicherungsbänder.<br />
II. DemonstrantInnen in Polizeidateien<br />
Schon seit längerem sammeln Bund und Länder Informationen u.a. über „reisende<br />
Gewalttäter im Zusammenhang mit politischen Versammlungen" unter datenschutzrechtlicher<br />
Verantwortung und Pflege des BKA: in der INPOL- Verbunddatei<br />
"Arbeitsdatei [PIOS] Landfriedensbruch" (APLF) aufgrund einer Errichtungsanordnung<br />
vom 25.8.1983 sowie in der BKA-Zentraldatei "Geschützter Fahndungsbestand<br />
Landfriedensbruch" (LFH) aufgrund einer Feststellungsanordnung vom 26.11.1992.<br />
Aufgrund eines Beschlusses der Innenministerkonferenz vom 24.11.2000 ordnete<br />
das BKA am 23.1.2001 die Errichtung von Dateien "Gewalttäter Rechts" (REMO),<br />
„Gewalttäter links“ (LIMO) sowie "Straftäter politisch motivierter Ausländerkriminalität"<br />
(AUMO) an und speiste diese ab 20.2.2001 zunächst mit personenbezogenen Daten<br />
aus dem vorhandenen INPOL- Fahndungsbestand, noch bevor der Bundesdatenschutzbeauftragte<br />
zur förmlichen Errichtungsanordnung angehört wurde. Diese<br />
Anhörung wurde am 12.11.2001 zunächst beendet und das Länderzustimmungsverfahren<br />
eingeleitet, welches m. W. noch nicht beendet ist.<br />
Im November 2001 waren in LIMO rd. 580 Personen gespeichert, Tendenz rasch<br />
steigend. Zum Vergleich: zur gleichen Zeit enthielt PIOS 85.000 personenbezogene<br />
Einzelinformationen. In dieser Datei können bei gegebenen weiteren Voraussetzungen<br />
neben Anti- Neonazi- DemonstrantInnen auch Globalisierungs- und Castor- GegnerInnen<br />
erfasst werden.<br />
Das BKA führt seit dem 16.4.1997 eine Zentraldatei "Anti-AKW/ Anti- Castor",<br />
in welcher im Mai 2002 rund 2700 Personen erfasst waren.<br />
Diese Datei bildet die Grundlage für das Auswerteprojekt "Linksextremistische<br />
Kernkraftgegner" des BKA, welches damit nach eigenen Angaben die maßgeblichen<br />
Gruppierungen/ Personen sowie Strukturen und Verbindungen im Anti-Atom-<br />
Widerstand aufdecken möchte. Dabei werden Erkenntnisse herangezogen, die im<br />
Rahmen des "Kriminalpolizeilichen Meldedienstes Staatsschutz" (KPDM-S) für den<br />
Themenbereich "Anti-AKW" gemeldet wurden, die vom BKA aktiv aus kriminalpolizeilichen<br />
Sammlungen, Erhebungen und bei Schriftgutauswertung gewonnen wurden,<br />
und die schließlich aus Ermittlungsverfahren gegen mutmaßliche führende<br />
Mitglieder autonomer Gruppen stammen.<br />
Außerdem wurde beim BKA mit Errichtungsanordnung vom 12.7.2001 unter dem<br />
Eindruck der Proteste gegen das Wirtschaftstreffen in Salzburg die Auswertedatei<br />
GLOBAL eingerichtet, worin Globalisierungsgegner oder als solche verdächtige<br />
Personen gespeichert werden. Diese enthielt im November 2001 insgesamt 1160<br />
Personen, darunter auch solche, die nur bei nationalen Protesten aufgefallen waren.