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Auswirkungen betrieblicher Reorganisation<br />

schaffen und führt dazu, daß sie zusätzlichen Belastungen nicht mehr standhalten<br />

können und in der Folge aus den Unternehmen gedrängt werden. Durch die verstärkte<br />

Orientierung an kurzfristiger Verwertbarkeit und schnellem Erfolg rückt in den Hintergrund,<br />

daß Leistungsnormen so gestaltet sein müssen, daß ihre Bewältigung ein ganzes<br />

Arbeitsleben lang möglich ist.<br />

Diese Entwicklung betrifft freilich nicht nur den Produktionsbereich, sondern auch<br />

weite Bereiche der Angestellten. Leistung war hier schon bisher weniger genau gemessen<br />

worden, wodurch die Angestelltentätigkeiten der schleichenden Rationalisierung<br />

durch Intensivierung der Arbeit überhaupt leichter zugänglich waren.<br />

Arbeitsorganisation und neuer Arbeitnehmertypus<br />

Die neuen Formen der Arbeitsorganisation, wie etwa Team- oder Gruppenarbeit, v.a.<br />

aber die Rahmenbedingungen hinsichtlich Personalbemessung, Arbeitsumfang und<br />

Zielvorgaben gekoppelt mit Prämienbestandteilen, verstärken den Druck, den KollegInnen<br />

aufeinander ausüben. Dies hat negative Auswirkungen auf die sozialen Beziehungen<br />

in einer Arbeitsgruppe. Unter diesen Rahmenbedingungen kommt es, wie Moldaschl<br />

(1994) in einer Untersuchung feststellte, häufig zur Herausbildung einer „gruppeninternen<br />

Hackordnung“. Ältere Beschäftigte haben in einem solchen Prozeß häufig die<br />

schlechteren Karten, was nicht selten zu einem Austausch von älteren und physisch<br />

eingeschränkt arbeitsfähigen durch jüngere Beschäftigte führt.<br />

Aber noch ein anderer Aspekt beeinträchtigt die Weiterbeschäftigung älterer ArbeitnehmerInnen.<br />

Mit neuen Formen der Arbeitsorganisation verändern sich auch die<br />

Anforderungen und Erwartungen an die Beschäftigten. Der vielzitierte und geforderte<br />

neue ArbeitnehmerInnentypus des „Intrapreneurs“, also des sogenannten Arbeitskraftunternehmers,<br />

enthält neben tatsächlich neuen Qualifikationsanforderungen im Kern v.a.<br />

Forderungen nach Anpassungsfähigkeit an restriktive Arbeitsbedingungen (siehe dazu<br />

ausführlicher: Krenn 1999). Diese Anpassungsfähigkeit bzw. –willigkeit ist aber in den<br />

Augen von Personalmanagern bei jüngeren, neu eingestellten Arbeitskräften in höherem<br />

Maße gegeben als bei den „Alteingesessenen“. Verstärkter unterqualifizierter Einsatz<br />

von Facharbeitern, flexible und ausufernde Arbeitszeiten und steigende Leistungsverdichtung<br />

werden nicht zuletzt unter dem Druck des Arbeitsmarktes von jungen, ehrgeizigen<br />

und formbaren Arbeitskräften eher akzeptiert als von älteren. Kotthoff und<br />

Reindl (1999:84f) kommen in ihrer Untersuchung zu folgendem Schluß:<br />

„Der operativ eingesetzte und eingruppierte junge Facharbeiter ist die Rationalisierungsreserve<br />

der meisten Betriebe. Dies ist gegenüber der früher üblichen Personaleinsatzpraxis<br />

eindeutig eine Dequalifizierung qualifizierter Beschäftigter. Bis<br />

vor wenigen Jahren wäre dieser Weg an der Bereitschaft der betroffenen Facharbeiter<br />

gescheitert.“<br />

Mit anderen Worten: Ein „Defizit“ der Älteren besteht darin, daß sie sich nicht alles<br />

gefallen lassen, sondern die Einhaltung von Standards, die Aufrechterhaltung ihres<br />

Status und die Achtung der Menschenwürde einfordern. Die neoliberale Ideologie hat<br />

dies als „Anspruchsdenken“ und als Fixierung auf „Besitzstände“ diffamiert.<br />

Forschungsbericht 4/2001_______________________________________________________________________ 8

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