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Erfahrung als besondere Humanressource<br />
! Verständnis für und entsprechender Umgang mit unterschiedlichen betrieblichen<br />
Milieus und Subkulturen<br />
d.h. Verständnis für allgemeinere Ebene von Traditionen, Normen und kulturellen<br />
Werten in bestimmten Abteilungen/Gruppen und deren Relevanz für das eigene<br />
Arbeitshandeln (z.B. Kenntnis und Verständnis für besondere Traditionen, Standards,<br />
Berufskulturen etwa der Instandhaltungs-Abteilung)<br />
! Gespür für das allgemeine Betriebsklima (Vertrauens-, Mißtrauenskultur; betriebliche<br />
Traditionen; generelle Verhaltenserwartungen und –zumutungen) (Strauss/Kuda<br />
1999:8ff)<br />
Insgesamt bedeutet soziales Erfahrungswissen, in der Lage zu sein, sozial befriedigende<br />
Umgangsweisen und Austauschbeziehungen im Betrieb zu realisieren (gegenseitige<br />
Achtung und Anerkennung, Balance von Bedürfnissen, Ansprüchen, Zumutungen).<br />
Zusammenfassung: Funktionen erfahrungsgeleiteten Arbeitens<br />
Orientierungsfunktion<br />
Diese ermöglicht eine subjektive Unterscheidung von Arbeitssituationen in normal und<br />
kritisch über den Gebrauch der Sinne. „Man horcht nicht, aber man hat es immer<br />
drinnen“, wie es ein Arbeiter ausdrückte. Durch diese Einverleibung der Normalsituation<br />
wird über den unbewußten Gebrauch der Sinne ein ständiger Abgleich<br />
vorgenommen, dem eine Orientierungsfunktion zukommt. An diesem Abgleich sind<br />
zumeist mehrere Sinne gleichzeitig beteiligt. Was sich dem Auge entzieht, wird über<br />
Hören und Tasten erfaßt und umgekehrt.<br />
Intuitive Auswahl und Anpassung von Reaktionen an die jeweilige Situation<br />
In der Arbeit treten immer wieder Situationen auf, in denen das Handeln nicht an<br />
irgendwelchen festgelegten Vorschriften ausgerichtet werden kann, sondern eigene<br />
Wege der Bewältigung gefunden werden müssen. Oftmals können aber für die gewählte<br />
Vorgangsweise keine rationalen Gründe angegeben werden. „Mir passiert das oft, z.B.<br />
bei den Kontrollgängen. Da gehe ich oft auf irgend etwas hin und greife das an. Genau<br />
dort hat es was. Warum das so ist, weiß man dann nicht. Aber es ist so. ... Wie ein<br />
kleiner sechster Sinn, ein versteckter.“ Auf diese Weise werden im sog. Normallauf<br />
viele Unregelmäßigkeiten richtiggehend aufgespürt und beseitigt und damit eine<br />
Ausweitung zu einer größeren Störung im Ansatz unterbunden.<br />
Souveräne Bewältigung von Ausnahmesituationen - Übertragung von Handlungsstrategien<br />
auf neue Gegebenheiten<br />
Bewährt sich Erfahrung bereits durch viele kleine Eingriffe im Normallauf von Anlagen,<br />
so kommt ihre spezielle Leistungsfähigkeit in Ausnahmesituationen besonders zum<br />
Tragen. Wenn es etwa darum geht, auf eine plötzlich auftretende Störung nach stundenlangem<br />
ruhigen Verlauf blitzschnell und sicher zu reagieren bzw. innerhalb von<br />
Sekunden richtige Entscheidungen zu treffen und nicht die Ruhe zu verlieren. Der<br />
Forschungsbericht 4/2001_______________________________________________________________________16