469kB - FORBA
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Erfahrung als besondere Humanressource<br />
In diesem Ambiente der Turboinnovation und permanenten Wissensentwertung hat<br />
Erfahrung nicht nur keinen Platz, sondern wird sogar als extrem schädlich für die<br />
„Permanente Innovation“, in der das „Lernen des Verlernens“ zur Maxime erhoben<br />
wird, bewertet. Allerdings ist berechtigte Skepsis angebracht, ob sich diese Kultur auf<br />
lange Sicht etablieren und durchhalten läßt.<br />
Die Ergebnisse der Studie von Reindl decken sich auch mit Erkenntnissen einer<br />
<strong>FORBA</strong>-Studie über die Entwicklung des Qualifikationsbedarfs in Klein- und Mittelbetrieben<br />
in Wien (Papouschek et al. 1997). In einem innovativen Fallstudienbetrieb aus<br />
dem elektrotechnischen Gewerbe mit einer gemischten Altersstruktur fanden sich<br />
ähnliche innerbetriebliche Handlungsprinzipien. Die Kennzeichen des als „sorgsame<br />
Firma“ (vgl. dazu Krenn 1999) bezeichneten Typus sind: hohes Qualifikationsniveau<br />
der Beschäftigten, langfristige Beschäftigung, interner Arbeitsmarkt, sorgsamer Umgang<br />
mit den Qualifikationen der Beschäftigten und kontinuierliche Weiterbildung, innovativer<br />
Betriebsinhaber und eine von gegenseitigem Vertrauen geprägte Unternehmenskultur.<br />
Auch wenn sich die Studie damals nicht explizit mit dem Problem älterer<br />
ArbeitnehmerInnen beschäftigte, wird aus den Ergebnissen klar, daß Altern in der<br />
„sorgsamen Firma“ ähnlich unproblematisch erfolgt wie im „mittelständischen Innovationsmilieu“,<br />
zu dem dieser Betrieb ohne Zweifel zu zählen ist.<br />
Zusammenfassend läßt sich aus diesen Erkenntnissen ein erstes Resümee ziehen. Die<br />
empirischen Studien, die sich mit dem Problem von Alter(n) und Erfahrung im Innovationsprozeß<br />
beschäftigen, zeigen sehr deutlich, daß age discrimination und die<br />
Ausgrenzung von Erfahrung auch oder gerade im Zusammenhang mit Innovation sich<br />
eigentlich nicht inhaltlich-sachlich, d.h. aus der Komplexität neuer Technologien, dem<br />
steigenden Innovationsdruck oder neuen flexiblen Organisationsformen, begründen<br />
lassen. Sie beschreiben vielmehr in sehr anschaulicher Weise, wie das gesamtbetriebliche<br />
Handlungsfeld bestehend aus organisatorischen, technologischen, sozialen und<br />
kulturellen Faktoren bzw. (betriebs-)politische Strategien die Chancen für ein Altern im<br />
Unternehmen reduziert oder erhöht.<br />
Wenn aber Erfahrung und Alter im Innovationsprozeß, also jenem Bereich, in dem die<br />
Anforderungen an die Kompetenz der Arbeitskräfte besonders umfangreich und intensiv<br />
sind, nicht nur keine negative sondern eine durchwegs positive Rolle spielen, dann hat<br />
das weitreichende Konsequenzen. Es läßt nämlich den Schluß zu, daß Erfahrung und<br />
Alter auch in allen übrigen betrieblichen Bereichen ähnlich positive Funktionen erfüllen<br />
können.<br />
2.5. Zusammenfassende Bemerkungen<br />
Eine der wichtigsten Aufgaben, um die Beschäftigungssicherheit für ältere, erfahrene<br />
Beschäftigte zu erhöhen, besteht darin, die verkürzten Sichtweisen und Vorurteile in den<br />
Unternehmen in bezug auf Berufs- und Arbeitserfahrung aufzuweichen und zu verändern.<br />
Forschungsbericht 4/2001_______________________________________________________________________25