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Erfahrung als besondere Humanressource<br />

Allerdings hat dieses Unterfangen mit zwei Schwierigkeiten zu kämpfen:<br />

Zum einen erscheint in einer zunehmend verwissenschaftlichten, von Rationalität<br />

bestimmten Arbeitswelt alles, was mit Gefühlen und subjektiver Erkenntnis verbunden<br />

ist, prinzipiell als suspekt, und wird häufig als esoterische Spielwiese abgewertet.<br />

Zum anderen teilt erfahrungsgeleitetes Arbeiten dasselbe Schicksal wie Hausarbeit: Sie<br />

bleibt von außen zu einem Großteil unsichtbar, ihre besonderen Leistungen und<br />

Qualitäten rücken erst ins Bewußtsein, wenn sie nicht mehr ausgeführt werden. Das<br />

bedeutet: Die vielen kleinen vorausschauenden und frühzeitigen Eingriffe erfahrener<br />

Arbeitskräfte und ihre Bedeutung für ein reibungsloses Funktionieren betrieblicher<br />

Abläufe bleiben weitgehend unbemerkt und rücken im Betrieb oft erst schmerzlich ins<br />

Bewußtsein, nachdem ein Großteil von ihnen entlassen oder in die Frühpension<br />

geschickt wurde. Es entsteht das Problem des ungewollten Know-How-Abflusses, das<br />

dann auch nicht so schnell gelöst werden kann, handelt es sich doch um personengebundene<br />

Qualifikationen.<br />

Der hier vorgestellte Ansatz stellt ein ausgefeiltes Konzept dar, mit dem die Vorteile<br />

und besonderen Qualitäten von erfahrungsgeleitetem Arbeiten sehr konkret und<br />

praktisch nachgewiesen werden können. Wenn es gelingt, in der öffentlichen Auseinandersetzung<br />

die Überschneidungen mit den vielfach diskutierten und geforderten<br />

Schlüsselqualifikationen deutlich zu machen, könnte es gelingen, die vorherrschende<br />

Defizit-Interpretation von Erfahrung zu durchbrechen, ihre Relevanz auch in neuen<br />

Arbeitsstrukturen sichtbar zu machen und damit Sinnhaftigkeit und Vorteile einer<br />

Weiterbeschäftigung von älteren, erfahrenen MitarbeiterInnen für die Unternehmen<br />

unmittelbar bewußt zu machen.<br />

Allerdings ist es wichtig auf eine Einschränkung zu verweisen, um den vorgestellten<br />

Ansatz „erfahrungsgeleiteten Arbeitens“ und seine Brauchbarkeit für Problemlösungen<br />

für ältere Arbeitskräfte vor Fehlinterpretationen oder Mißverständnissen zu bewahren.<br />

Beim „erfahrungsgeleiteten Arbeiten“ handelt es sich um eine besondere Qualität<br />

menschlichen Arbeitsvermögens, die sich in einer aktiven Auseinandersetzung mit der<br />

Arbeit herausbildet, die an ein „Einlassen als ganze Person“ und ein Interesse an der<br />

Arbeit gebunden ist. Das heißt umgekehrt, daß sich diese Arbeitsweise nicht im<br />

Selbstlauf mit zunehmender Verweildauer im Unternehmen oder am Arbeitsplatz quasi<br />

automatisch entwickelt. Insofern kann es auch nicht als generelles Konzept für alle<br />

älteren ArbeitnehmerInnen gelten. Anders ausgedrückt: Nicht alle älteren ArbeitnehmerInnen<br />

verfügen im selben Ausmaß über die entsprechenden Kompetenzen und<br />

Fähigkeiten. Das bedeutet im Umkehrschluß aber auch, daß jüngere Arbeitskräfte bzw.<br />

solche mittleren Alters ebenfalls über solche Kompetenzen verfügen können.<br />

Man kann jedoch davon ausgehen, daß erfahrene Arbeitskräfte in Unternehmen in der<br />

Regel auch über ein höheres Lebensalter verfügen und auch die empirischen Ergebnisse<br />

belegen einen engen Zusammenhang von Erfahrung und Alter. Insofern kann der<br />

vorgestellte Ansatz eine besondere Relevanz für unser Thema beanspruchen.<br />

Forschungsbericht 4/2001_______________________________________________________________________26

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