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Betriebliche Beispiele<br />
Verknüpfung von Fachwissen mit erfahrungsgeleitetem Arbeiten die entscheidende<br />
Grundlage, um die hohen Anforderungen zu bewältigen.<br />
Allerdings wurden auch eine Reihe von Problemfeldern diagnostiziert. Zum einen<br />
erschwert die fortschreitende Automatisierung der Papierherstellung tendenziell das<br />
Erwerben und die Anwendung von Erfahrungswissen, was durch personalpolitische<br />
Entwicklungen, wie etwa knappe Personalbemessung, noch verschärft wird. Zum<br />
anderen haben die ohnehin schon hohen körperlichen und psychischen Belastungen bei<br />
der Arbeit an den Papiermaschinen in den letzten Jahren weiter zugenommen und zu<br />
einer Verunsicherung v.a. der älteren Beschäftigten darüber geführt, wie lange sie<br />
diesem Druck noch standhalten können. Zum dritten wurde festgestellt, daß es im<br />
Unternehmen kaum Anerkennung für die erfahrungsbasierten Kompetenzen der<br />
Beschäftigten gibt und daher mittel- bis langfristig die optimale Nutzung dieser<br />
wichtigen Humanressource beeinträchtigt wird.<br />
Der Umstand, daß die kontinuierliche Automatisierung in Verbindung mit einer<br />
Reduktion des Personals an den Papiermaschinen hohe Belastungen mit sich bringt, die<br />
v.a. für ältere Arbeitnehmer schwer bewältigbar sind, stellt für das Unternehmen ein<br />
besonderes Problem dar. Aufgrund der regionalen Arbeitsmarktlage und der Spezifika<br />
der Papierproduktion war die Personalpolitik des Unternehmens traditionell auf hohe<br />
Betriebsbindung und lange Verweildauer der einzelnen Arbeiter im Betrieb angelegt.<br />
Daher ist eine Lösung des Alter(n)sproblems für das Unternehmen eine wichtige Frage.<br />
Die Ergebnisse der Arbeitsanalysen zum erfahrungsgeleiteten Arbeiten haben zum einen<br />
das Problembewußtsein im Betrieb in dieser Frage entscheidend erhöht. Die im Rahmen<br />
des Projekts erarbeiteten Anregungen und Maßnahmenvorschläge haben dazu geführt,<br />
daß die Neusiedler AG in Zusammenarbeit mit einem dafür spezialisierten Partner, dem<br />
Institut für betriebliche Gesundheitsförderung, ein „Productive Ageing“-Projekt<br />
gestartet hat, das konkrete Lösungen für die im Rahmen der Arbeitsanalysen aufgedeckten<br />
Probleme erarbeiten soll.<br />
Auch wenn dieser Prozeß noch im Laufen ist und bislang noch keine konkreten<br />
Ergebnisse vorliegen, ist dieses Beispiel dennoch von Interesse. Es zeigt, daß wissenschaftliche<br />
Analysen zur Bedeutung erfahrungsgeleiteten Arbeitens den Anstoß für den<br />
Einstieg in einen Prozeß altersgerechter Arbeitsgestaltung geben können. Die Bedeutung<br />
der zuvor kaum wahrgenommenen erfahrungsbasierten Kompetenzen älterer Facharbeiter<br />
wurde sichtbar und lieferte damit die Grundlage für konkrete Maßnahmen zu<br />
einer Erhöhung der Beschäftigungssicherheit dieser Beschäftigtengruppe.<br />
Forschungsbericht 4/2001_______________________________________________________________________42