ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
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Das Selbst kommt jedoch nie auf dem Wiege <strong>der</strong> Regression zur<br />
bewußten Verwirklichung. Regression käme einem Versinken auf die<br />
Stufe <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Tier<strong>seele</strong> gleich <strong>und</strong> entspräche einer<br />
Verkümmerung des Bewußtseins <strong>und</strong> damit <strong>der</strong> Persönlichkeit. Das<br />
Selbst offenbart sieh nur in verbindung mit einer wacheren Bewußtheit<br />
als sie das/eh vermitteln kann.<br />
c) Verdrängung <strong>und</strong> Wi<strong>der</strong>stand<br />
Wir haben in den früheren Kapiteln viel von Verdrängung gesprochen.<br />
Es wird darum notwendig, auch diesen Vorgang näher ins Auge zu<br />
fassen. Es soll aber keine Theorie <strong>der</strong> Verdrängung entwickelt werden86.<br />
Es handelt sich für uns lediglich darum, zu zeigen, wie sie zugleich<br />
Ambivalenzprodukt <strong>und</strong> Ambivalenzbildnerin ist.<br />
FREUD gibt folgende Definition <strong>der</strong> Verdrängung: »Unter den aus dem<br />
Infantilen stammenden, unzerstörbaren <strong>und</strong> unhemmbaren<br />
Wunschregungen befinden sich auch solche, <strong>der</strong>en Erfüllung in das<br />
Verhältnis des Wi<strong>der</strong>spruchs zu den Zielvorstellungen des sek<strong>und</strong>ären<br />
Denkens getreten sind. Die Erfüllung dieser Wünsche würde nicht mehr<br />
einen Lust-, son<strong>der</strong>n einen Unlustaffekt hervorrufen, <strong>und</strong> eben diese<br />
Affektverwandlung macht das wesen dessen aus, was wir als»<br />
Verdrängung« bezeichnen <strong>und</strong> worin wir die infantile Vorstufe <strong>der</strong><br />
Verurteilung (<strong>der</strong> Verwerfung' durch das Urteilen) erkennen.<br />
Die Verdrängung steht also, wie bereits ersichtlich wurde, in engstem<br />
Zusammenhang mit dem Lustverbot. Sie ist ohne dasselbe nicht<br />
denkbar. Zum Verständnis <strong>der</strong> Verdrängung gehört zudem die<br />
Anerkennung <strong>der</strong> Begriffe Bewußtsein <strong>und</strong> Unbewußtes <strong>der</strong> Psyche.<br />
Bewußtsein bildet sich - aus teleologisch zu erklärenden Gründen - zur<br />
zentral regulierten Abwehr des Unlusterlebens (Aggressionstrieb) <strong>und</strong> zur<br />
Erfassung des lustvollen Erlebens o<strong>der</strong> zur Hingabe daran<br />
(Regressionstrieb). Bewußtsein vereinigt also immer auch diese beiden<br />
Pole. Es ist somit gleichsam immer von etwas erfüllt, wovon es sich<br />
zugleich zu befreien sucht; Dies gibt ihm den uns bekannten<br />
Ambivalenzcharakter.<br />
In seinen früheren Schriften vertrat FREUD87 die Auffassung, daß das<br />
Unbewußte - das er als das »eigentlich reale Psychische« - darstellte,<br />
»das uns nach seiner inneren Natur so unbekannt wie das Reale <strong>der</strong><br />
Außenwelt, <strong>und</strong> uns durch die Taten des Bewußtseins ebenso<br />
unvollständig gegeben sei, wie die Außenwelt durch die Angaben <strong>der</strong><br />
Sinnesorgane« - daß dieses Unbewußte sich spalte in ein latentbewußtseins<br />
fähiges (Vorbewußtes) <strong>und</strong> ein verdrängtes Unbewußtes,