ursprung, zwiespalt und einheit der seele - Gustav Hans Graber ...
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Die Koprophilie verfiel <strong>der</strong> Verdrängung. Im Unbewußten aber blieb das<br />
alte Begehren. Bewußt setzte auch W. (wohl als Aktivierung <strong>der</strong><br />
erlittenen elterlichen For<strong>der</strong>ung) jetzt allem, was irgendwie mit Kot in<br />
Beziehung stand, sich entgegen. Wie ambivalent sich aber das<br />
Bewußtsein nach erfolgter Verdrängung verhält, das sehen wir darin,<br />
daß sich W. nicht nur seinen Kameraden gegenüber, die ihm lästig<br />
waren, o<strong>der</strong> die irgendwie mit etwas Kotigem in Verbindung zu bringen<br />
waren, in heftigsten Beschimpfungen erging, welche selbst wie<strong>der</strong> ein<br />
koprolales (unflätig) Frönen bedeuteten, son<strong>der</strong>n daß er dieselben<br />
Beschimpfungen auch jenen Menschen entgegen warf, die den<br />
»geliebten« Kot wegschafften, so hauptsächlich <strong>der</strong> Mutter, die er doch<br />
sonst so innig liebte, aber auch den Straßenputzern; die er gar nicht<br />
leiden konnte.<br />
Ein Traum gibt ein deutliches Bild dieser Ambivalenz: W. ist in einem<br />
Reitklub <strong>und</strong> putzt hier mit an<strong>der</strong>n die Pferde, <strong>und</strong> zwar erhält je<strong>der</strong> vom<br />
»Meister« dazu 100 Gramm Butter. W. will also im Traume putzen, nimmt<br />
aber dazu etwas »Schmutziges« (Butter) <strong>und</strong> schmiert gleichzeitig damit.<br />
Sein Putzen ist ein neues Schmieren. Es entspricht vollauf seinem Putzen<br />
wollen in <strong>der</strong> Rede, die auch immer wie<strong>der</strong> zugleich ein »Schmieren« mit<br />
»schmutzigen« Worten ist.<br />
W. behielt auch nach <strong>der</strong> Verdrängung <strong>der</strong> Koprophilie ein großes<br />
Interesse am After. Er knüpfte verschiedene Zeugungs- <strong>und</strong><br />
Geburtsphantasien daran. Er dachte sich: Wenn Vater <strong>und</strong> Mutter<br />
zusammen schlafen <strong>und</strong> warm haben, so geht etwas von <strong>der</strong> Wärme<br />
des Vaters beim After in die Mutter hinein, <strong>und</strong> es gibt dann ein Kindlein<br />
in ihr.<br />
Dann denkt er sich, <strong>der</strong> Schweiß könnte dem V,ater über den Rücken<br />
hinunterlaufen <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Mutter durch den After hineingehen. Dann<br />
wie<strong>der</strong> hat er Vorstellungen von einem sadistischen Akt: Vielleicht hat<br />
<strong>der</strong> Vater einmal einen wüsten Traum von Räubern gehabt, <strong>und</strong> er hat<br />
sich so herumgewälzt <strong>und</strong> <strong>der</strong> Mutter weh getan, <strong>und</strong> daraus ist das<br />
Kindlein entstanden. Aber vielleicht ist die Mutter auch vom Bett<br />
peruntergefallen. W. scheint auch den Eindruck des belauschten Koitus<br />
<strong>der</strong> Eltern verdrängt zu haben. Nach Aufhebung des Wi<strong>der</strong>standes in<br />
<strong>der</strong> Analyse wurde Stück um Stück <strong>der</strong> damaligen Gesamtvorstellung<br />
wie<strong>der</strong> bewußt. Zuletzt stieg die frühere Vorstellung des<br />
Geschlechtsverkehrs in den After aus <strong>der</strong> Verdrängung auf.